
Bernhard Krumpel: Säbelrasseln im Osten
Die Lage ist fordernd, aber nicht hoffnungslos. Eine Vertrauenskrise in staatliche Institutionen, galoppierende Inflation, steigende Lebenshaltungskosten und eine Pandemie in der Endlosschleife. Zudem verhärten sich auch auf internationaler Ebene die Fronten. Nicht weit von hier.
1055 Kilometer. Das ist die Entfernung zwischen Wien und der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Es ist ungefähr derselbe Weg nach Paris. Nimmt man die Grenzen als Orientierungspunkt, so ist die ukrainische Grenze von Österreich nahezu genauso weit entfernt, wie Wien von Bregenz. Also näher, als viele glauben.
Aus der Ukraine erreichen uns martialische Töne. Der ehemalige Box-Weltmeister Vitali Klitschko, aktuell Bürgermeister von Kiew, erklärt bereit zu sein, für sein Land zu kämpfen. Grund der Sorge sind – laut US-Regierung – „ungewöhnliche russische Militärmanöver“ unweit der Ukraine. Binnen kürzester Zeit begannen EU und USA Drohungen gegenüber Moskau auszusprechen, sollte ein Angriff auf die Ukraine stattfinden.
„Hysterische Reaktion“
Der Kreml ist ob der Aufregung verwundert, wirft den USA und damit Europa, Hysterie vor. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow dazu: “Jene, die ihre Soldaten aus dem Ausland geschickt haben, werfen uns ungewöhnliche Militäraktivitäten auf unserem eigenen Staatsgebiet vor.” Wo immer Russland Militärmanöver macht, herrscht Anspannung und das waren dieses Jahr doch einige, zunehmend auch im Staatenverbund: Wie beispielsweise an der Grenze zu Afghanistan gemeinsam mit Tadschikistan und Usbekistan, in Belarus und der Ostsee gemeinsam mit Belarus, im Nordwesten Chinas im Verbund mit China oder eigenständig auf der Krim. Grundsätzlich verständlich, wenn man sich die geopolitische Lage Russlands mit teils sehr instabilen Nachbarländern vor Augen hält.
Aber auch die US-Streitkräfte und ihre NATO-Partner übten heuer im Schwarzen Meer, also in russischer Grenznähe, für den Ernstfall. “Defender Europe 21” war eines der größten Manöver der vergangenen Jahre.
Faktum ist nun, die USA werfen Russland Kriegsvorbereitungen gegen die Ukraine vor, Moskau sagt dazu „Blödsinn“.
Entfremdung zwischen Europa und Russland
Beobachter hingegen meinen, dass Russland kein Interesse an einem Überfall auf die Ukraine haben kann: „Der Nutzen wäre gering, der Preis hoch. Es ergibt also für Russland keinerlei Sinn.“ Zudem sei eine Landbrücke zur Krim nicht mehr so relevant, seit Fertigstellung der Brücke zwischen der Halbinsel und dem russischen Festland. Generell geht es Russland seit Jahren darum, seine Grenzen zu festigen und zu stabilisieren. Ein Angriffskrieg ist aus Sicht des Kremls weder strategisch noch konzeptionell oder wirtschaftlich sinnvoll.
Dementsprechend gab sogar der russische Auslandsgeheimdienst SWR, eine öffentliche Erklärung ab: “Die Amerikaner zeichnen ein erschreckendes Bild von russischen Panzerhorden, die sich darauf vorbereiten, ukrainische Städte zu überrollen, und sie behaupten, dass sie ‘zuverlässige Informationen’ über entsprechende russische Absichten hätten.” Dies seien “absolut falsche Informationen”.
Swift als Drohung
Die USA legten ihren Schwerpunkt nicht auf eine Abrüstung der Worte. Im Gegenteil. Präsident Biden stellte neben militärische Drohungen einen Rauswurf aus dem Finanzsystem Swift, Stichwort „BIC“, in den Raum. Ein „Privileg“, das bisher nur der Iran von 2012 bis 2016 und nunmehr seit 2018 erdulden muss.
Als Folge wären keine Überweisungen mehr von und nach Russland möglich, also eine finanzpolitische Isolation. Denn Swift vergibt den sogenannten BIC (Bank Identifier Code) und bildet damit die Grundlage für jährlich Milliarden globale Geldüberweisungen von einem Konto zum anderen. Mehr als 11.000 Geldhäuser aus über 200 Ländern hängen an diesem System. Die Genossenschaft Swift wurde 1973 von Banken gegründet und hat seinen Hauptsitz in Brüssel und wickelte im Jahr 2020 mehr als 20 Milliarden Nachrichten zwischen den teilnehmenden Banken ab.
Russland profitiert von Rohstoffpreisen
Dabei erwartet Russland ein gutes Wirtschaftsjahr. Dank gestiegener Rohstoffpreise hat Russland schon in den ersten zehn Monaten um 132 Milliarden Euro mehr exportiert als importiert, eine Steigerung von mehr als 75 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das Wirtschaftswachstum wird Prognosen zufolge heuer rund fünf Prozent, nächstes Jahr drei Prozent betragen.
Ein Ausschluss Russlands würde auch Europa treffen. Rund 75 Prozent der ausländischen Direktinvestitionen kommen aus der EU, die größten Nutzer der Swift-Connection zu russischen Banken sind aktuell Deutschland und die USA.
Auf der anderen Seite der russischen Grenze, feiern der chinesische Staatspräsident Xi und Russlands Präsident Putin gerade einen neuen Rekord beim bilateralen Handelsvolumen. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2021 hat der Handel zwischen China und Russland zum ersten Mal die Marke von 100 Milliarden US-Dollar überschritten.
Doch zurück zur Ukraine. Dort hat Ende November der ukrainische Präsident Selenskyj vor der Presse in Kiew gesagt: „Ich habe die Information erhalten, dass am 1. Dezember in unserem Land ein Staatsstreich stattfinden wird.” Es gebe dazu Tonaufnahmen von Vertretern Russlands. Das ist bekanntermaßen nicht passiert.
Hoffen wir also, dass auch jetzt die Befürchtungen nicht der Wahrheit entsprechen. Wir haben wahrlich genug andere Themen, mit denen wir uns beschäftigen müssen.
Er zählt in Österreich zu den besten Kommunikationsexperten. Die Rede ist vom PR-Profi und Politik-Insider Bernhard Krumpel (49). Sein Motto: „Always stay focused“. Klaren Fokus benötigte er unter anderem bei seinen komplexen Jobs für Politiker, Ministerien und Konzerne. Neben seiner Beratungstätigkeit gibt der Wirtschaftssoziologe gerne sein Wissen an Studenten weiter. Er ist Verfasser von Fachartikeln, wie etwa zur Aktionärsrechte-Richtlinie und deren Auswirkung auf die Unternehmenskommunikation, sowie Mitherausgeber von drei Buchbänden mit dem Titel „Spezialgebiete der PR“.
Kommentare
Hervorragende Analyse! Wer profitiert von dem Säbelrasseln und der Angstpolitik? USA first war, ist und bleibt die Maxime der US-Politik, egal welcher Präsident. Vergessen wir nicht! Russland ist ein Teil Europas. Wenn wir Russland ausgrenzen beschneiden wir die Möglichkeiten Russland in eine cooperative Demokratie zu führen – im Interesse Europas, nicht aber der USA!
Da lag eine Fehlinformation zwischen den Geheimdiensten vor, gemeint war Österreich und die Regierung Kurz, nicht die Ukraine.
Europa muss sich entscheiden, ob es so weit im Interesse der USA geht, dass es sich selbst vernichtet oder vernichten lässt.
Säbelrasseln im eigenen Land!
Ha ha das ist der beste Witz den ich
jemals gelesen habe. Erstens ist das heutige Russland von seiner Fläche her größer als Europa. Die Russen können heute noch immer alles selber herstellen was sie brauchen! Ihre Bevölkerung ist für die Fläche sehr gering und die Ressourcen per Einwohner höchstens mit Australien
vergleichbar aber ohne Wassermangel.
Wenn die Russen wollen brauchen sie
nichts weder von Europa noch von Asien oder Amerika! Und die Macht
von Putin und den Rückhalt bem Russischen Volk, würden sich viele
Europäschen Politiker wünschen!
Erst Hausaufgaben machen und dann schreiben! 😉😊👍
Ohne die Bodenschätze wäre Russland ein bettelarmes Land wie Afghanistan oder die Mongolei. Woran kann das liegen? Wirklich nur am Wodka?
Die Russen bauen wohl gute Panzer, sind aber – im Gegensatz zu China – unfähig, zumindest halbwegs brauchbare u konkurrenzfähige Waren zu exportieren.
Putin ist ein schwacher Präsident, so wie alle vor ihm auch, und deshalb benimmt er sich wie ein Halbstarker und trommelt dauernd gegen irgendjemanden der noch schwächer ist als er selber.
Wo haben Sie das gelesen? Sie könne nicht alles glauben, was der Mainstream sagt oder schreibt!
Ha ha das ist der beste Witz den ich
jemals gelesen habe. Erstens ist das heutige Russland von seiner Fläche her größer als Europa. Die Russen können heute noch immer alles selber herstellen was sie brauchen! Ihre Bevölkerung ist für die Fläche sehr gering und die Ressourcen per Einwohner höchstens mit Australien
vergleichbar aber ohne Wassermangel.
Wenn die Russen wollen brauchen sie
nichts weder von Europa noch von Asien oder Amerika! Und die Macht
von Putin und den Rückhalt bem Russischen Volk, würden sich viele
Europäschen Politiker wünschen!
Erst Hausaufgaben machen und dann schreiben! 😉😊👍
Die Russen exportieren Computer-Viren, aber keine Computer. Das einzige was in Russland klaglos funktioniert, ist der FSB (ehemals KGB)
Kein Zufall, dass Putin genau von diesem Verein (KGB) kommt!
Wir haben wahrlich genug andere Themen, mit denen wir uns beschäftigen müssen.
Die übliche Fehleinschätzung.
Seit Jahren stehen sich USA und Russland mit Blackwater und Wagner auf allen Schlachtfeldern dieser Welt gegenüber. Wagner gewinnt fast immer, wir in der EU verlieren: Gaspreise, Flüchtlinge, Einflussspähren. Glaubt wirklich wer, dass wir mit grüner Energiepolitik unsere Wirtschaft retten ?