Der Aufwand, den die Wiener Polizei am Montag betrieb, um den Garten eines Einfamilienhauses nach Sprengstoff umzugraben, war keineswegs übertrieben. Im Gegenteil: Die Spezialisten hatten gezielte Hinweise auf einen versteckten Flüssigsprengstoff, der es in sich hat. In einer Flasche soll Acetonperoxid eingelagert worden sein, so hieß es. Das Gemisch gilt als höchst explosiv, wurde in der Vergangenheit bei Terroranschlägen und Flugzeugentführungen eingesetzt.

TATP ist explosiver als TNT. Allerdings ist die Substanz aufgrund ihrer chemischen Eigenschaften äußerst schwer zu handhaben. Der Sprengstoff reagiert auf Reibung oder Schläge sehr empfindlich. Um ihn zur Explosion zu bringen, ist deshalb kein Zünder notwendig. TATP ist so brisant, dass selbst Profis lieber die Finger davon lassen.

Was Terroristen – zumal Selbstmordattentäter – in der Vergangenheit nicht daran hinderte, den flüssigen Initialsprengstoff einzusetzen. Wie 2006, als Selbstmordattentäter Anschläge auf Flugzeuge planten, die von London in die USA fliegen sollten. Die notwendigen Flüssigkeiten wollten sie damals erst an Bord der Maschinen zusammen mischen. Die Anschläge wurden vereitelt, die Attentäter kam in Haft.

Es ist der Grund, warum bis heute die Mitnahme größerer Flüssigkeitsmengen durch Passagiere im Flugverkehr verboten sind. TATP kann im Prinzip aus normalen Haushaltsreinigern gewonnen werden.

Wiener Bombenbastler wuchs in linker Kommune auf

Was Benjamin S. (46), der Bombenbastler aus Wien-Donaustadt, mit dem Sprengstoff vorhatte ist unklar. Seit der Explosion einer von ihm gebastelten Rohrbombe 2021 sitzt er im Maßnahmenvollzug. Benjamin S. wurde wegen paranoider Schizophrenie für unzurechnungsfähig erklärt. In der Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher erzählte er wohl einem Mitinsaassen oder Therapeuten und in der Folge der Polizei vom verbuddelten Flüssigsprengstoff, der noch immer in seinem Garten lagerte. So kam es zum spektakulären Polizeieinsatz am Montag.

Nachdem, was inzwischen über den Bombenbauer bekannt ist, wäre ihm wohl vieles zuzutrauen gewesen. Benjamin S. wuchs in einer bekannten linken Kommune im Burgenland auf, in der es u.a auch zum sexuellen Missbrauch gekommen sein soll. Seine Mutter war Mitglied der Kommune, bevor sie später als Immobilienmaklerin durchaus erfolgreich arbeitete. Ihr Sohn dagegen driftete immer weiter ab, nahm Drogen. Er posierte in Nazi-Uniform und fiel in der Nachbarschaft durch “Heil Hitler”-Rufe und aggressives Verhalten auf.