Nach unseren ersten beiden Teilen – „Biennale 2022: Milk of Dreams holt weibliche Kunst vor den Vorhang“ und „Biennale 2022: Der Österreich Pavillon in den Giardini – Willkommen in der Soft Machine!” – heute Teil 3: “Das Beste in den ehemaligen Werften – die Arsenale di Venezia“.

Die Arsenale die Venezia, die sich im historischen Zentrum Venedigs befinden beherbergen Arbeiten derselben Künstler, die auch in den Giardini ausgestellt wurden. Sie sind aber durchwegs großformatiger und gewaltiger und hätten in den Giardini keinen Platz gefunden. Die größte, die zentrale Ausstellung im Hauptgebäude, befindet sich in der Mitte des Campus des Arsenals. Darum herum finden ungefähr 20 zusätzliche Länderpavillons ihren Platz.

Die französische Künstlerin Marguerite Humeau bringt mit ihren Skulpturen die Sinnen zum Schwingen.

Die Zentrale Ausstellung verführt den Betrachter in eine surreale Welt. Die französische Bildhauerin und Installationskünstlerin Marguerite Humeau beispielsweise bringt mit ihren eindrücklichen, übernatürlichen, biomorphenen Skulpturen die Sinne zum Schwingen. Die amorphen, spekulativen Objekte könnten direkt aus einem Science Fiction Film entsprungen sein, in dem hypermoderne Technologie und medizinisches Equipment das menschliche Leben ersetzt hat. „Die Künstlerin spekuliert über mögliche Weiterentwicklungsszenarien des menschlichen Bewusstseins“.

Als besonderes Highlight der Länderpavillons ist beispielsweise der Pavillon des Libanon „The World in the Image of Man“ hervorzuheben. Die Installationen zeigen das nie enden wollende Chaos, das jenes Land im Mittleren Osten fest im Griff zu haben scheint. Uns wird ein System vor Augen geführt, das ökonomisch und poltisch kollabiert. In einem geteilten Videobildschirm wird dem Betracher eine sinistre Autojagd vorgeführt die durch Beirut führt. Die Aussteller sind Ayman Baalbaki und Danielle Arbid.

Auch Perus Pavillon „Peace is a Corrosive Promise“ von Herbert Rodriguez ist bewegend und erschüttert. Die Arbeit ist die Antwort auf die Realitäten Perus neuer Demokratie, geboren aus der Asche der 7 Jahre andauernden Miltärjunta des Landes. Sie reflektiert Terrorismus, Autorianismus und ungebremste Gewalt, fest verankert in der jungen Demokratie des Landes.

Weiters sticht  Neuseeland´s Pavillon „Paradise Camp“ von Yuki Kihara ins Auge.  Die interdisiplinäre Künstlerin, die japanischer und samoanischer Abstammung ist, arbeitet die polynesischen Bilder Paul Gaugins der Tahiti’s Māhū community auf, einer polynesischen Gruppe, die als drittes Geschlecht zwischen Mann und Frau klassifiziert wird.

Die älteste internationale Kunstausstellung der Welt gibt Künstlerinnen, die bisher zum Teil stiefmütterlich behandelt wurden, den Raum, gesehen zu werden. Im Zentrum stehen Surrealität und Auflösung. Die Diversität, die in Venedig gezeigt wird, ist einzigartig!

Die Arsenale di Venezia

Der Begriff Arsenal (Arsenale) kennzeichnet die Flottenbasis der ehemaligen Republik Venedig. Das Arsenal, dessen Bau unter dem Dogen Ordelaf Falier ab 1104 begonnen wurde, lag im Sestiere Castello und bestand ursprünglich aus einigen Gebäuden, die als Werkstätten und als Lagerräume dienten und einem etwas größeren Wasserbecken, in dem die hier erstellten Schiffe vom Stapel laufen konnten. Später dann wurde das Gelände immer größer und es entwickelte sich eine Schiffswerft und die Flottenbasis Venedigs. Der Name Arsenal entstand wahrscheinlich aus der arabischen Bezeichnung darsiná-a – Arbeitsstätte (einige Teile der Wasserbecken tragen noch heute die Bezeichnung Darsena). Es war einer der wichtigsten Bereiche der Republik Venedig.

Die 59. Biennale läuft übrigens noch bis 27. November 2022 – mehr dazu: www.labiennale.org/en/art/2022