Griechenland steht wegen seiner Behandlung von Flüchtlingen ohnehin im Kreuzfeuer der Kritik. Erst im vergangenen Monat sorgten Videos gewaltsamer Pushbacks von Migranten für internationale Empörung. Jetzt greift die EU-Grenzschutzagentur Frontex die griechische Regierung an. Sie habe auf Hilfsangebote vor der jüngsten Bootstragödie vor der Halbinsel Peloponnes nicht reagiert und damit Hunderte Flüchtlinge ihrem Schicksal überlassen.

Wie vom eXXpress berichtet, war der überladene Fischkutter, der von Libyen aus in Richtung Europa unterwegs war, in der Nacht zum 14. Juni an der tiefsten Stelle des Mittelmeeres gekentert und anschließend gesunken. 104 Migranten konnten nach offiziellen Angaben gerettet werden, 82 Leichen wurden bislang geborgen. Doch Hunderte weitere Flüchtlinge, darunter viele Frauen mit ihren Kindern im Laderaum des Schiffes, gingen unter und starben.

Griechenland: "Besatzung lehnte selbst Hilfsangebote ab"

Frontex behauptet nun, ihre Leitstelle zur Koordination der Seenotrettung habe eines ihrer Flugzeuge bereits am Vortag angewiesen, nach dem Fischerboot zu suchen. Laut Angaben der Agentur wurde das Schiff vormittags gesichtet und über einen längeren Zeitraum beobachtet. Nachdem das Frontex-Flugzeug zum Tanken abdrehen musste, bot die Grenzschutzagentur den griechischen Behörden an, eine Drohne “für die zusätzliche Luftunterstützung” zur weiteren Beobachtung zu schicken. Doch zunächst habe Athen gar nicht reagiert und später Frontex angewiesen, die entsprechende Drohne bei einer anderen Aktion südlich der Mittelmeerinsel Kreta einzusetzen.

Athen selbst beharrt auf der Darstellung, der Besatzung des Flüchtlingsbootes mehrfach Hilfe angeboten zu haben. Diese sei jedoch verweigert worden, weil das überladene Schiff unbedingt nach Italien weiterfahren wollte.