In besseren Zeiten, in denen es Rene Benko nicht unter einem Superlativ tat, wurde Wien ein Luxus-Kaufhaus auf der Mariahilfer Straße versprochen, das keinen Vergleich scheuen musste. Von einem neuen “Kaufhaus des Westens” (Kadewe) wie in Berlin war die Rede.

Heute steht ein Gerippe aus Fertigbetonteilen an exponierter Stelle, die inzwischen fällige Fassade kommt nicht. Das Geister-Kaufhaus ist der Signa-Pleite um den gestürzten Tiroler Immobilien-Tycoon Rene Benko (46) zum Opfer gefallen. Kein Kram dreht sich mehr, kein Maurer nimmt mehr eine Kelle zur Hand.

Inzwischen ist das nach der Wiener Hollywood-Legende Hedy Lamarr benannte Prestige-Projekt nur noch ein Ärgernis. Die ruhende Großbaustelle verleidet das Einkaufsvergnügen, die Geschäftsleute auf der MaHü sind entsprechend frustriert. Niemand weiß, wie es weitergeht.

Bezirkschef: "Brauchen keine mehrjährige Baustelle"

Ein nicht tolerierbarer Zustand für Markus Reiter (Grüne), den Bezirksvorsteher von Wien-Neubau: “Es ist, glaube ich, im Interesse von uns allen, auch von den Anrainern, von den Kaufleuten vor Ort, aber auch generell von der Allgemeinheit, da so rasch wie möglich Schaden von der Allgemeinheit abzuwenden“, sagte er dem ORF. Reiter fordert die schnelle Fortführung des Baus und macht Druck auf die rot-pinke Stadtregierung.

Die Stadt könne etwa selbst nach neuen Investoren suchen und proaktiv auf den Insolvenzverwalter zugehen und diesem klar machen: “Die beliebteste Einkaufsstraße Wiens braucht jetzt nicht mehrjährig eine Baustelle, sondern wir brauchen da rasch einen Fortschritt.“

Doch die Stadt denkt im Moment gar nicht daran, lehnt sich zurück: Es gäbe eine aufrechte Baubewilligung für das Lamarr, dadurch habe die Signa zwei Jahre Zeit, das Projekt fertigzustellen, heißt es. Und theoretisch könnte die Baubewilligung auch an ein anderes Unternehmen weitergegeben werden.

Dringender Handlungsbedarf hört sich anders an.

Ruine in Döbling wird wohl noch Jahre vor sich hin gammeln

Den sieht aber nicht nur der Bezirksvorsteher von Neubau aufgrund der Ruine, sondern auch sein Pendant Daniel Resch (ÖVP) in Wien-Döbling. Den drückt eine ganz andere Immobilie, die schon ewig vor sich hin gammelt: Der alte APA-Turm in Heiligenstadt, den sich das Signa-Imperium ebenfalls einverleibt hatte. Auch dort dominiert jetzt eine Geister-Baustelle das Stadtbild, der Schandfleck wird wohl weiterhin ein großes Ärgernis bleiben.

Die Stadt sei nun gefordert. Es gehe um Standortpolitik und der Standort sei sehr wichtig für seinen Bezirk, sagt Resch. Und es gehe um das Ortsbild, das man weiterentwickeln wolle, aber nicht könne. Doch auch in Döbling scheinen die Mühlen der städtischen Planer eher langsm zu mahlen. Voraussetzung für ein weiteres Vorgehen sei eine “abgestimmte Haltung” der Grundeigentümer: “Eine Klärung der eigentumsrechtlichen Fragen ist Voraussetzung für ein Planungsverfahren, welches im Anschluss noch folgen wird”, heißt es aus der Stadtteilplanung.

Dies könne mehrere Jahre in Anspruch nehmen.