Unabhängig vom juristischen Ausgang – der Rechtsstreit um den frühen Tod Celinas macht besonders betroffen. Das Mädchen starb, weil es sich wie so viele Teenager in ihrem Alter einem falschen Schönheitsideal verschrieben hatte. Sie hungerte, bis sie magersüchtig wurde. Bis sie nur noch Haut und Knochen war und 31 Kilo wog. In diesem Zustand wurde sie von der Intensivstation des Kepler-Universitätsklinikums in Linz entlassen. Zwei Wochen später war Celina tot – verhungert.

Der Vater macht den Ärzten schwere Vorwürfe, behauptet, seine Tochter könnte bei richtiger Behandlung noch am Leben sein. Stattdessen soll das Mädchen regelrecht aus der Klinik geworfen worden sein: “Ihr Bett wird für wichtigere Corona-Patienten benötigt. Sie können genauso gut zu Hause sterben”, soll der Patientin gesagt worden sein. Der Fall ereignete sich im Pandemie-Jahr 2020.

OLG-Richter: Zwangsernährung wäre geboten gewesen

Der tragische Todesfall um das hübsche Mädchen liegt bei Gericht. Die Verantwortlichen des Kepler-Klinikums weisen die Anschuldigungen des Vaters zurück. Der zynische Satz sei niemals gefallen. Celina sei volljährig gewesen, habe jegliche Behandlung verweigert und von sich aus entschieden, aus dem Spital entlassen zu werden. Gegen ausdrücklichen ärztlichen Rat. Eine Behandlung gegen ihren Willen sei nicht zulässig gewesen.

Das Landesgericht wies die Klage des Vaters in erster Instanz ab. Doch jetzt erhielt er Schützenhilfe vom Oberlandesgericht, die Causa muss neu verhandelt werden. Die OLG-Richter sehen gravierende Versäumnisse im Klinikum, zweifeln an der fachgerechten Behandlung des Teenagers. Nach den Regeln der ärztlichen Kunst wäre Celinas Tod vermeidbar gewesen. Wegen Selbstgefährdung wäre eine Zwangsunterbringung angebracht gewesen, ebenso wie eine zwangsweise Ernährung. Die Patientin sei eben gerade nicht einsichts- oder urteilsfähig gewesen. Eine zwangsweise Ernährung mittels Magensonde wäre nicht nur möglich, sondern auch geboten gewesen.

Vorwürfe des Vaters gegen das Kepler-Uniklinikum.
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Kommentare

  • essstörung sagt:

    Komme aus einer dysfunktionalen Familie (Valter Alkoholiker) – da entwickelt man noch schneller selber auch dysfunktionales Verhalten. Ab zirka 16 mangersüchtig und ab 18 2-3 Jahre Bulimikerin. (Leistungsdruck war groß durch Matura etc.)

    Man muss aus der Umgebung weg bzw. in Selbsthilfegruppen (Overeaters Anonymous, Al-Anon, ACA, AA etc.)

  • Oliver J. sagt:

    Um dieser Berichterstattung etwas hinzuzufügen . Meine Tochter hat sich keinen Schönheitsideal verschrieben. !! Hatte andere Hintergründe die ich hier aber nicht erörtern möchte.
    Sie war auch zuvor 10 Monate auf der Kinder und Jugendstation . Später dann auf der Erwachsen Station als sie 18 war.Da wurde sie dann rausgeschmissen, mit der Begründung ,, sie nimmt momentan einen intensiv Stations Platz weg ,der corana bedingt für andere wichtiger ist , und sterben könne sie zuhause auch ,, des Weiteren würden in ihr in den entlassungspapieren geschrieben ,, gegen den Rat der Ärzte das Spital verlassen ,, und das sie die Behandlung verweigert ,was sie verneinte und sich weigerte einen Revers zu unterschreiben. Dies wurde auch so dokumentiert. Dazu gibt es auch sprach aufzeichnungen von ihr ,wo sie dies auch noch mal bestätigt.
    Mir geht es hier um einen einzigen Punkt. Warum ich das mache .
    Ich möchte keine direkten schuldvorwürfe an irgendjemanden richten , auch geht es mir nicht um das finanzielle. Das alles bringt mir meine Tochter auch nicht mehr zurück .
    Mir geht es darum das in Zukunft, wenn andere jungerwachsene bzw. Andere Eltern in eine solche Situation kommen ,das soetwas nicht nochmal passiert.
    Wir haben leider in Österreich den Stand bis 18 Jahren wird alles gemacht was medizinisch möglich ist , ab 18 heisst es , so blöd es klingt ,, friss oder stirb ,, .
    Und das soll sich ändern , das sich was diese Krankheit anbelangt nicht das Alter Ausschlag gebend ist . Und dafür Kämpfe ich .
    Mit freundlichen Grüßen
    Papa von Celina

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  • Rudi Rastlos sagt:

    @3xungeimpft:
    das mit ungeimpft glaube ich Ihnen. Mit dem ‘gesund’ habe ich Probleme.

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  • Patricia sagt:

    Ich finde viele Kommentare hier völlig unangebracht! Keiner hier hat genug Informationen um hier eine halbwegs objektive Aussage tätigen zu können! Hier wird über so ein ernstes Thema herumphantasiert. Sowohl zu sagen sie wollte die Behandlung nicht oder der Vater sei schuld sind Mutmasungen die seines gleichen suchen!
    Es gibt nur wenig Menschen die wirklich sterben wollen … und Menschen in gewissen Zuständen sind nicht in der Lage zu entscheiden. Ich bin Psychotherapeutin und habe auf der Psychatrie gearbeitet.
    Ich würde hir wirklich alle ersuchen sensibler mit so einem ernsten Thema unzugehen!!!!

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  • Madison Wien sagt:

    Das Elternhaus hat das bedauernswerte Kind nicht von seinem Wahn abbringen können. Jetzt, wo die junge Frau für sich verantwortlich war, sucht der Vater plötzlich Schuldige von außen.

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    1. Patricia sagt:

      So eine Aussage ist fatal… was zur Magersucht geführt hat kann keiner wissen und solche Anschuldigungen sind nicht richtig…

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  • Peter Meyer sagt:

    Wo war der Vater denn, als die Krankheit begann? War er nicht für seinen Sprössling verantwortlich? Denn damals war die sicher noch minderjährig! Und jetzt womöglich noch mit dem Tod seiner Tochter Geld verdienen…

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  • Franzi sagt:

    Das ist das Ende der Eigenverantwortung.
    Ein Nanny-Staat, der für ALLES verantwortlich ist aber auch die Bürger entmündigt.
    Orwell lässt grüßen.

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  • mentor sagt:

    Das ist das typische Ende einer Anorexia nervosa. Einer nicht restlos geklärten psychischen Erkrankung, die schon lange bekannt ist. Wenn rechtzeitig eingesetzte Psychotherapie nicht fruchtet, ist der Verlauf oft tödlich. Es sind weder voreilige Kommentare über die Ärzteschaft noch über die Eltern angebracht. Wiederholte Zwangsernährung verlängert das Drama oft nur unnötig, hatte sie vielleicht eh’ schon.

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    1. Trenzer sagt:

      ob es solche psychischen (Wohlstands) Erkrankungen in Afrika auch gibt?

  • Habanero sagt:

    ein sehr schwieriger Fall, der sicher 2 Seiten hat – die Weisheit des römischen Janus wäre hier vermutlich gefragt….

    Denn zunächst hat wohl jeder – vor allem wer selbst Kinder hat – Mitleid mit dem armen Mädchen und den sicher schwerst gezeichneten Eltern. Und man kann auch den Wunsch nachvollziehen, einen (vor allem noch so jungen) Menschen mit Nachdruck, vielleicht Zwang, durch eine schwierige Lebensphase zu hieven. Das Mädchen war vermutlich nicht mehr Herr ihrer Sinne, wer weiß, wie sie – körperlich wieder gestärkt – die Sache gesehen hätte?

    Andererseits muss man schon auch fragen: wo beginnt und wo endet die ärztliche Verantwortung, ja die Verantwortung der Gesellschaft, für das Leben eines Menschen, der offenbar massiv und vor allem ganz bewusst Handlungen setzt, die aktiv lebensverneinend sind? Es wird sicher im Gerichtsverfahren zu klären sein, was genau vorgefallen ist. Aber wenn eine erwachsene Person tatsächlich explizit jede Behandlung ablehnt, dann muss es irgendwann vermutlich den Punkt geben, an dem wir von “Eigenverantwortung” sprechen. Wie sonst könnte irgendein Arzt oder irgendeine Gesellschaft – so tragisch das im Einzelfall auch sein mag – einer Verantwortung für alle lebensmüden noch gerecht werden?

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  • Scully sagt:

    Wenn eine so ausgemergelte Seele in ebensolchem Körper”zwangsernährt” wird, muss mit Abwehrreaktion der zugeführten Nährstoffe rechnen. Der Körper kann nach so langer Zeit des Fastens nicht einfach so seinen Betrieb aufnehmen, die “Zwangsernährung” hätte genauso auch ihr Ende bedeuten können, weil der Organismus bereits im Sterben lag. Es war zu spät für die Arme.

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