Das Reich der Mitte erlebt eine beispiellose Entwicklung bei erneuerbaren Energien, insbesondere bei Solarenergie. China hat schon jetzt nahezu so viele Solaranlagen wie der Rest der Welt zusammen, und auch bei Windenergie ist es führend. Doch hier ist noch lange nicht Schluss. Mit atemberaubendem Tempo setzt Peking mim den Ausbau fort.

Arbeiter inspizieren am frühen Morgen Solarpaneele in Taizhou in der ostchinesischen Provinz Jiangsu.APA/AFP/STRINGER/China OUT

Massiver Ausbau von Solarenergie in der Inneren Mongolei

In der Kubuqi-Wüste entsteht zurzeit eines der größten Photovoltaikprojekte der Welt. „750 Gigawatt Solar- und Windenergiekapazitäten sind jetzt schon in Betrieb“, schreibt der „Tagesanzeiger. „Aber bei den 750 Gigawatt soll es ja nicht bleiben. Weitere 750 Gigawatt sind schon im Bau oder in Planung – knapp dreimal mehr, als in den USA aktuell gebaut wird. Wenn alles so weiterläuft, kommt China schon 2025 auf 1200 Gigawatt Wind- und Sonnenenergie. Fünf Jahre früher als geplant.“

Sonnenkollektoren in der nordchinesischen Provinz Hebei: China ist der weltweit größte Produzent von Windturbinen und Solarzellen.APA/AFP/GREG BAKER

Ab 2030 sollen Chinas CO2-Emissionen nicht mehr steigen, hat Staats- und Parteiführer Xi Jinping angekündigt. Deshalb wird zurzeit nach Alternativen zur Kohle gesucht. Optimale Bedingungen für Solarprojekte befinden sich vor allem in der Inneren Mongolei – mit viel Wind, Fläche und Sonnenstunden.

Solarpaneele an den Hängen von Xuanhua in ZhangjiakouAPA/AFP/GREG BAKER

Keine Bürgerproteste wie in Europa

Chinas autoritäre Herrschaft dürfte den Ausbau erleichtern. Nirgendwo ist mit nennenswertem Widerstand zu rechnen. Auch auf Umweltschutz muss Peking kaum Rücksicht nehmen. Anders verhält es sich in Europa, wo Bürgerbeteiligungen und Naturschutz den Bau neuer Anlagen oft verlangsamen.

Ein im Bau befindliches Photovoltaik-Projekt in der Stadt Zhangye in der nordwestchinesischen Provinz Gansu.APA/AFP/China OUT

In der Volksrepublik China werden Entscheidungen „von oben herab“ getroffen, meint Li Shuo von Greenpeace gegenüber dem „Tagesanzeiger“. In Europa suche man hingegen den Konsens. Die chinesische Methode ermögliche eine schnelle Umsetzung, während der europäische Ansatz mehr lokale Unterstützung generieren kann.

Die Photovoltaik-Stromerzeugungsanlage Fishing-Solar in TaizhouAPA/AFP/STRINGER/China OUT

Weiterhin größter CO2-Produzent wegen Kohlekraftwerken

Trotz des Ausbaus von erneuerbaren Energien wie Solar- und Windkraft bleib die Volksrepublik China noch immer von fossilen Brennstoffen abhängig, insbesondere von Kohle. Neue Kohlekraftwerke werden weiterhin gebaut, selbst in der Nähe von erneuerbaren Energieprojekten.

60 Prozent des Energiebedarfs im Reich der Mitte stammt weiterhin aus Kohle. In diesem Punkt ist vorerst keine Trendwende in Sicht. Im vergangenen Jahr genehmigte Peking zwei neue Kohlekraftwerke pro Woche – so viele wie zuletzt 2015. Das geht aus einem Bericht der Denkfabrik Centre for Research on Energy and Clean Air sowie der NGO Global Energy Monitor hervor. Das ist ein wesentlicher Grund, weshalb das Land auch weiterhin der größte CO2-Produzent der Welt ist – allen Solaranlagen zum Trotz.