
Christian Ortner: Der Staat als Einbrecher
Nach Corona drohen unverschämte Zugriffe des Staates auf das Vermögen Privater, fürchtet exxpress-Kolumnist Christian Ortner.
Ein Wiener Finanztrainer bot seinen Kunden heuer im April ein Seminar mit scheinbar wenig realitätsnahen Themenschwerpunkten an. Zu lernen war da, “Wie du enteignungsähnliche Maßnahmen frühzeitig erkennen kannst und dadurch rechtzeitig handeln kannst”, “Welche verschiedenen Möglichkeiten der Staat hat dein Vermögen anzugreifen und wie du dich gegen jede einzelne am besten schützt” oder auch „Was du gegen drohende Steuererhöhungen, Vermögenssteuern, Mietendeckel und Ähnliches unternehmen kannst”.
Ok, Steuererhöhungen drohen fast immer, aber gleich Enteignung? Kann es so etwas wirklich geben? Oder ist das nicht bloß Verfolgungswahn?
Geben Sie mir Ihr Eigentum, ich bin vom Staat
Richtige Antwort: Bloß weil man Paranoia hat, heisst das ja bekanntlich nicht, dass sie nicht hinter einem her sind.
Sollten Sie, geschätzte Leser, beispielsweise zu den gar nicht so wenigen Österreichern gehören, denen eine Wohnung oder ein Häuschen auf Mallorca oder einer anderen der hübschen Balearen-Inseln gehören, dann kennen sie das Problem mit jenen lokalen Einbrechern, denen es nicht um den Diebstahl von Wertgegenständen geht, sondern um das Bewohnen der Immobilie. Selbst wer gewaltsam in ein Objekt eingedrungen ist, kann nach spanischem Recht nur sehr mühsam wieder vom rechtmäßigen Eigentümer entfernt werden. In üblen Fällen dauert das auch schon mal zwei Jahre.
Doch jetzt droht Immobilienbesitzern auf den Balearen noch ein ganz anderer Typus von Einbrecher – der Staat.
Halbseidene „Gerechtigkeit“
Um der Wohnungsnot Herr zu werden (und populistisch Stimmen einzusammeln), plant die dortige Regionalregierung, Wohnungen, die längere Zeit leer stehen, auf vorerst sieben Jahre von Amts wegen zu vermieten, egal ob der rechtmäßige Eigentümer das will oder nicht. Der bekommt als Entschädigung einen Teil der Marktmiete ersetzt, ansonsten wird er de facto enteignet.
Damit der Aufschrei nicht all zu groß wird, gilt das – vorerst – nicht für Wohnungen im Besitz von Privatpersonen, sondern nur für Finanzunternehmen wie Banken oder Versicherungen und deren Immobilien. Aber die Geschichte lehrt uns: so fängt es immer an, und wenn die Gegenwehr nicht zu massiv ist, kommt im nächsten Schritt auch der ganz normale Besitzer einer Ferienwohnung dran.
“Es ist ein wichtiger Schritt, der es uns erlaubt, leerstehende Wohnungen der Spekulation zu entreißen und ihnen ihre gesellschaftliche Funktion zurückzugeben,“ begründet der Landesminister für Wohnen und Mobilität, Josep Marí, die teilweise Enteignung.
Das Grundbuch ist auch nur ein Stück Papier
Mit dem halbseidenen Argument, Wohnungen „ihrer gesellschaftlichen Funktion“ zurückgeben zu wollen, lässt sich jede Form von staatlich organisiertem Zugriff auf fremdes Vermögen argumentieren, ausreichend kriminelle Energie bei Enteigner vorausgesetzt.
Zu befürchten und anzunehmen ist: im Gefolge der Corona-Krise und ihrer epochalen Kosten werden derartige Maßnahmen nicht nur auf den Balearen zu einem populären Mittel der Politik werden. Dass Immobilien so heißen, weil sie nicht mobil sind und das Grundbuch letztlich auch nur ein Stück Papier ist (oder ein digitaler Datensatz) mussten frühere Generationen von Eigenheim-Besitzern auch schon schmerzhaft lernen.
Gegen den bisher üblichen Typ privater Einbrecher konnte man sich wenigstens noch mit einer guten Sicherheitsfirma halbwegs schützen. Wenn aber die größte aller Sicherheitsfirmen, der Staat, zu Einbrecher wird, dann haben wir ein Problem. Und zwar ein ziemliches.
Mit Christian Ortner (62) ist die kräftige Stimme des „Zentralorgans des Neoliberalismus“ (Ortners Online-Forum) beim eXXpress zu hören. Ortner lässt keinen kalt. So kompromisslos wie sein Einsatz für freie Märkte und freie Menschen ist auch seine Auseinandersetzung mit den „Sozialisten in allen Parteien“ (F.A.v.Hayek). Er verschont keinen. Ob es nun die EU und das Fiasko bei der Beschaffung der Corona-Impfstoffe, oder staatliche Eingriffe aller Art in die Wirtschaft sind. In der Vergangenheit war Ortner Wirtschaftsredakteur beim Nachrichtenmagazin profil, Chefredakteur der Wochenpresse, Herausgeber und Chefredakteur der WirtschaftsWoche Österreich und Herausgeber sowie Chefredakteur von Format.
Kommentare
Mich interessiert auch, was gegen die vielen ZWEIT-WOHN-BESITZER in Österreich getan wird! Viele wohnen im Ausland, kommen nur für einige Wochen her und die meiste Zeit stehen diese Häuser etc. leer!
Da werden schöne Gegenden zugebaut und den schon ansässigen Menschen ein Teil ihrer Lebensqualität genommen ? Ist das ok ?
Besser wäre es, Appartements zu bauen, die man mieten kann ?! -platzsparender.
In Wien ist schon lange so ein Gesetzt gültig…
Grundstückseigentümer müssen die dazugehörige Strassenhälfte kaufen und der Stadt überlassen. Die Stadt Wien verwaltet diese und wirtschaftet durch Vermietung (Schanigarten, Parkpickel…) damit selbst. Natürlich ohne die Eigentümer Ihrer Pflichten ganz zu befreien. Mit Verwaltungsgesetzen beschneidet deren Nutzung. Nimmt sich das Recht auch Privatleben der Bewohner und Besucher der Stadt so zu kriminalisieren , wie früher der Adel im Mittelalter um die “Daseinversorge” der Bürokratie und der Partei zu sichern. “Sozialpolitik” durch Kauf und Bestechung ohne Verantwortung, aber mit Gehirnwäsche-Industrie.
Wenn die Bürger dann nichts oder fast nichts mehr besitzen, nicht einmal reales Geld, sondern nur digitales – dann sind sie endgültig und auf Gedeih und Verderb den Obrigkeiten ausgeliefert.
Und keine Angst: Die wirklich Superreichen, das organisierte Verbrechen und die Politiker sind von solchen Maßnahmen nie betroffen. Da geht es nur um die wehrlosen Normalbürger. Die auch nicht mehr fliegen sollen oder nur für sehr viel Geld – während die Politiker selbstverständlich weiter um die Welt jetten und die Steuerzahler das bezahlen dürfen.
JudithP: Die Privatwirtschaft ist Teil der Gesellschaft und hat zum Großteil die Milliarden von denen Sie sprechen als Steuern abgeliefert.
Der Großteil der Krisenmilliarden ging in die Löhne der Arbeiter (KURZARBEIT)
Ach, Sie erklären mir gerade die Welt, Johann. Wen soll denn der Staat sonst besteuern – sich selber?
Ich denke Sie sind geizig, selbst beim Schreiben von Namen.
Was jetzt? Sie wissen es also eh, dass die vielen Betriebe das Geld erwirtschaften.das Sie dann als Gesellschaft die sie zu sein vorgeben, nur ungern wieder hergeben.
Kann ich verstehen, wer gibt schon gerne her was ihm geschenkt wurde?
Dennoch um auch weiter von den Steuer zu profitieren dürfen sie die Eier legende Wollmichsau namens Privatwirtschaft eben nicht verhungern lassen.
Der Staat soll als erstes dafür sorgen, dass nicht noch mehr Proletariat ins Land kommt, das wir von unserem Steuergeld erhalten müssen. Dann müssen die horrenden Subventionen der Landesfürsten radikal zusammengestrichen werden. Pensionenseinkünfte, insofern diese über der höchsten ASVG-Pension liegen, können mit 80% Progression besteuert werden (Nationalbank, ÖBBler, hohe Wiener Beamte usw.). Schließlich ist es gleichheitswidrig, dass manche fürs Nicht-mehr-Arbeiten enorm viel kassieren und andere ganz wenig – diese horrenden Differenzen sind durch unterschiedlich hohe Pensionsbeiträge bei weitem nicht gerechtfertigt.
@Johannes Mit der Fake-News-Verbreiterin ist es sinnlos zu diskutieren. Sie ignoriert Fakten, Argumente und ihr fehlt auch die Bildung dazu. Es würde mich nicht wundern, wenn sie ein bezahlter Troll ist ..
Wen meinen Sie denn mit “Privatwirtschaft”? Die Arbeitnehmer, die so auch in der Krise ein Einkommen hatten und deren Arbeitsplätze für die Zeit danach gesichert wurden?
Ups – I did it again:)
Das ist die Antwort auf die Frau Judith ganz unten.
Ja, passiert mir auch ständig.
“Privatwirtschaft”: können Sie sich aussuchen, von wem die Ortners die Schulden zurückzahlen lassen wollen… Bei jenen Herrschaften scheint das Floriani-Prinzip zu gelten, eh netter Versuch – gut, der Blattlinie geschuldet.
Es ist unfassbar wie wenig du weisst und verstehst ..
Die meisten unbewohnten Apartments gibt es in Monaco zum alleinigen Zweck einer Meldeadresse für sogenannte “Steuersparer”.
Ich hab da was für dich .. https://m.focus.de/finanzen/steuern/tid-22776/steuerparadies-monaco-wann-deutsche-von-der-null-steuer-regel-profitieren_aid_640859.html
PS: Du solltest nicht jeden Quatsch, der in Karl-Marx-Vorlesezirkeln erzählt wird, glauben 😉
Wäre nicht das erste Mal in der Geschichte, dass der Staat auf Privatvermögen zugreift, um Schuldendienste zu leisten. In Deutschland wurden nach dem II. Weltkrieg Zwangshypotheken auf Grundstücke und Eigentumswohnungen eingetragen, die, wenn auch zinsenfrei, vom Eigentümer langfristig zurückzuzahlen waren. Als Wiederaufbauhilfe im öffentlich/staatlichen Interesse.
Ich bin überzeugt davon, dass es zu einer Währungsreform kommen wird. Kommen muss. Vielleicht für drei alte Euro gibt’s zwei neue. Bei unverändertem Preis und Kaufwert. Versteht sich.
Jeder darf hier schreiben; nur bitte nicht zwei Mal exakt dasselbe posten.
Die allerwenigsten Österreicher werden dieses Problem haben!
Wäre nicht das erste Mal in der Geschichte, dass der Staat auf Privatvermögen zugreift, um Schuldendienste zu leisten. In Deutschland wurden nach dem II. Weltkrieg Zwangshypotheken auf Grundstücke und Eigentumswohnungen eingetragen, die, wenn auch zinsenfrei, vom Eigentümer langfristig zurückzuzahlen waren. Als Wiederaufbauhilfe im öffentlich/staatlichen Interesse.
Ich bin überzeugt davon, dass es zu einer Währungsreform kommen wird. Kommen muss. Vielleicht für drei alte Euro gibt’s zwei neue. Bei selbem Kaufwert. Versteht sich.
OK, Hr. Ortner. Die Privatwirtschaft kann die zig Milliarden, die sie während der Krise von der Gesellschaft bereitwillig erhielt, freilich auch anderswie zurückzahlen. Nur hörte ich bis jetzt noch keinen Vorschlag. Haben Sie einen? In Ihrem braven Artikel fand ich keinen.
Sehr viel Pech beim Denken, du noch immer hast, oder kannst du nicht sinnerfassend lesen?