
Christian Ortner: Heute gehen wir auf Safari und erlegen ein paar Proleten!
Ohne Rücksicht auf Verluste tauchte Ihr exxpress-Kolumnist Christian Ortner in die Twitter-Welt der heimischen Linksliberalen ein, graust sich kurz und lernt: die dürfen, was andere um ihre Existenz bringen kann. Ein digitaler Lokalaugenschein.
Für normale Menschen, die den ganzen Tag arbeiten, sich um ihre Kinder kümmern und drauf schauen müssen, dass das Geld nicht vor dem Monat aus ist, dürfte mit Recht relativ egal sein, was sich in der Blase des Kurznachrichten-Dienstes „Twitter“ so abspielt.
Ganz nützlich ist Twitter freilich, wenn man aus irgendeinem Grund verstehen will, wie jenes sich selbst meist als „linksliberal“ bezeichnende Milieu aus Politik und Medien eigentlich tickt, das in dieser kleinen digitalen Welt tonangebend ist.
Oft genügt da schon ein Wort, um zu erfahren, wie diese Menschen denken.
Allein in den vergangenen Tagen, und ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit, drei hübsche Beispiele dazu.
Fall 1: Natascha Strobl
Frau Strobl ist Politikwissenschaftlerin und wird von Medien wie dem ORF, dem Falter oder dem Standard gerne eingeladen, wenn es um den „Kampf gegen rechts“ geht. Und um den geht es ja praktisch immer.
Am 27. Juni twittert Frau Strobl: „Mir ist gerade eine Episode aus meinem Studium eingefallen. Es war ein Forschungsseminar zum Thema Gemeindebau und FPÖ. Und wir haben in Gruppen Gemeindebauten zugewiesen bekommen um Feldforschung zu betreiben. Und ich kam mir vor wie auf Prolo-Safari-Fahren“.
Moment. Safari bedeutet bekanntlich einen Jagdausflug, um Tiere zu töten oder auch nur zu beobachten. Gemeindebaubewohner sind für die Politologin also nicht nur „Prolos“, sondern so eine Art Tiere?
Für den ehemaligen ÖBAG-Chef Thomas Schmidt war kürzlich ein Chatverlauf, in dem er von „Prolls“ und „Tieren“ in der Economy-Class beim Fliegen sprach, der letzte Sargnagel für seine Karriere.
Es wird interessant sein zu beobachten, ob nun Falter, Standard und ORF auch die genau gleiche Entgleisung der Frau Strobl zum Anlass nehmen werden, vielleicht eine andere, politisch korrektere Kämpferin gegen rechts in ihr Repertoire aufzunehmen – oder ob linksliberale einfach dürfen, was bei Herrn Schmidt ein Verbrechen darstellt.
Fall 2: Stefanie Krisper
Frau Krisper ist Nationalratsabgeordnete der „Neos“ und bisher vor allem durch eine recht volksnahe Sprache im Untersuchungsausschuss aufgefallen; sie wird bei den „Neos“ dem eher linksliberalen Flügel zugeordnet, wo es mehr um „Gesellschaftspolitik“ denn um freie Märkte und entfesselten Kapitalismus geht.
Nach dem jüngsten besonders brutalen Mord an einer 13jährigen und der Festnahme vorerst zweier junger afghanischer Männer in diesem Kontext ließ nun Frau Krisper ihren Gefühlen auf Twitter freien Lauf.
Freilich nicht darüber, wie wir Abschaum, der solche Verbrechen begeht, möglichst schnell loswerden können – sondern über Sebastian Kurz. „Wo war Kurz’ Wut bei den Frauenmorden im Kontext von häuslicher Gewalt?“ schrieb Krisper da, „Es geht ihm nicht um das tote Mädchen und dessen Familie. Es geht ihm darum, weiter zu spalten. Ein Bundeskanzler sollte die Gesellschaft aber zusammenhalten wollen. Gerade nach so einer schrecklichen Tat.“
Moment. Was soll der Bundeskanzler da zusammenhalten? Mörder und Opfer? Hoffentlich nicht. Oder vielleicht die große Zahl jener, die dergleichen Gesindel nicht im Lande haben will, mit der kleinen Minderheit jener, die mit dem ehemaligen Raiffeisen-Boss und „Flüchtlingskoordinator Christian Konrad glauben: „Faktum ist, dass dieses Land durch die Aufnahme von 50.000 Flüchtlingen in den vergangenen Jahren keinen Schaden erlitten hat“ (Christian Konrad, „Die Zeit“, 16. 8.2020).
Sollte Frau Krisper tatsächlich glauben, da gibt es irgendetwas „zusammenzuhalten“, irrt Sie sich kräftig. Die überwältigende Mehrheit der Österreicher erwartet sich vom Bundekanzler nicht „Das Land zusammenzuhalten“ – sondern das Problem gewalttätiger Migranten zu lösen, und zwar Molto Flotto.
Sollten die Neos das anders sehen, wird es für ernsthafte Liberale eher schwierig sein, sie künftig zu wählen.
Fall 3: Stephan Schulmeister
Normalerweise äußert sich der SPÖ-nahe Ökonom ja meist zu Staatschulden, zu denen er eine Art von erotischem Verhältnis zu haben scheint: Er kriegt nie genug davon.
Dieser Tage aber äußerte er sich, wie Frau Krisper, zum Mord an der 13jährigen – und das ging ganz schrecklich schief. Dass es sich bei den mutmaßlichen Tätern unschuldsvermutet um Migranten aus Afghanistan handeln könnte, ist in seinem Milieu natürlich irgendwie nicht vorgesehen; nicht zuletzt, weil das ja den „Rechten“ in die Hände spielt. Also holte der Ökonom weit aus: „Besonders erfolgreich war die Nazi-Propaganda bei der Verwertung von Sexualverbrechen von Juden an deutschen Mädchen. Täter war DER Jude. So konnten Verbitterung und Angst der durch die Krise Deklassierten auf einen gemeinsamen Feind gelenkt werden.“
Moment. Wenn wir Herrn Schulmeister richtig verstehen, vergleicht er die Regierung Kurz (samt Grünen, nebenbei) mit den Nazis, denn so wie diese Sexualverbrechen von Juden an deutschen Mädchen propagandistisch nutzten, wird auch jetzt offenbar „Verbitterung und Angst der durch die Krise Deklassierten auf einen gemeinsamen Feind gelenkt“. Das ist jetzt zwar wirklich völlig irre, aber anders lässt sich die Auslassung des Ökonomen nicht verstehen. Selten schafft es jemand, zum falschesten Zeitpunkt den hinkendsten aller nur denkbaren Vergleiche zu finden.
Das Verblüffende an diesen drei und zahllosen anderen vergleichbaren Fällen ist weniger die befremdliche Haltung, die da sichtbar wird – sondern das völlig rätselhafte Bedürfnis, diese Haltung auch noch für jedermann sichtbar zu machen.
Es ist irgendwie, als würde man seine Darmwinde, wenn es denn nicht anders geht, nicht wenigstens möglichst diskret ablassen, sondern mit großem Auftritt in aller Öffentlichkeit. Kann man machen, muss man aber vielleicht nicht unbedingt.
Mit Christian Ortner (62) ist die kräftige Stimme des „Zentralorgans des Neoliberalismus“ (Ortners Online-Forum) beim eXXpress zu hören. Ortner lässt keinen kalt. So kompromisslos wie sein Einsatz für freie Märkte und freie Menschen ist auch seine Auseinandersetzung mit den „Sozialisten in allen Parteien“ (F.A.v.Hayek). Er verschont keinen. Ob es nun die EU und das Fiasko bei der Beschaffung der Corona-Impfstoffe, oder staatliche Eingriffe aller Art in die Wirtschaft sind. In der Vergangenheit war Ortner Wirtschaftsredakteur beim Nachrichtenmagazin profil, Chefredakteur der Wochenpresse, Herausgeber und Chefredakteur der WirtschaftsWoche Österreich und Herausgeber sowie Chefredakteur von Format.
Kommentare
Die Definitionen der Demokratie bei den Linken sind krank geblieben. Die eigene Identität ausgelöscht und durch “schöne”-Kulturwerte, Parteitreue, Parteigehorsam,…. ersetzt wird. Die Demokratie war vorgesehen als Produkt nach dem Endsieg des Proletariats, aber erst alle Todfeinde (Banker,Kapitalisten,Rechte….) eliminiert werden.
Der Klassenkampf in “unabhängigen” Medien gibt es angeblich nicht. Brennende Autos, Zerschlagene Auslagen, Strassen-Blockaden werden als ganz “normal”, was jeder so gerne macht.
Die IS sind auch nur Klassenkampf-Kämpfer und Produkte des “Kapitalismus” und “Imperialismus”. Der Klassenkampf auch ohne Hitler u. Stalin geht weiter. Keine Verräter der Revolution mit gutem Jagdtrieb…
ORF “Schönheitswettbewerb” eröffnet heute Hr /Fr….
herr ortner saugt an seinen fingern.
auch wenn mir die überkorrekten linken regelmässig nerven kosten, da ist ein wenig zu wenig substanz um daraus einen halbwegs vernünftigen artikel zu schnitzen.
Ach ich liebe Ihre Doppelmoral! Selbst wenn Genossen hitlergrüßen, schreien die Genossen “die anderen warens”.
Ach was seid ihr heutige “Linken” für 1933er-Heuchler! Um kein “Gagsi” besser als die Sozialiste damals, die sich selbst mit “Genosse” ansprachen.
Sehr guter Kommentar, vielen Dank!
Naja, zu Person 1: sie verdient nicht sechsstellig und wurde an ihre Position nicht durch irgendwelche Machtspielchen gehievt.
Und zu Person 3: Es wird die Vorgangsweise verglichen.
Dem ist nichts hinzuzufügen, Herr Ortner.
Danke !
Die selbsternannte Stimme des Neoliberalismus bringt als Diskursbeitrag Pseudometaanalyse über twitter – eh lieb.
Inhaltlich wertvoll wär halt zB wieso sind die Leute da und welche sozialistische Weltverschwörung hat sie ins Land gebracht, vielleicht ein Krieg der sie aus ihrem Land vertrieben hat? Vielleicht ökonomische Not? Warum schaffen wir es nicht unsere Werte zu vermitteln und unserem Rechtssystem Durchsetzungsfähigkeit zu geben?
Aber inhaltliche Auseinandersetzung ist das Ziel dieses Beitrags wohl nicht…
Leider.
@Harald: Wohnt ein Schutzschuchender bei Ihnen? Dann können Sie uns ja berichten wie Sie die von Ihnen angesprochen Probleme gelöst haben.
Großartiger Text. Zu Krisper: Genau, NEOS auch deshalb tatsächlich unwählbar, und der Spagat zwischen wirtschaftsliberal und No-Border-NGO-Attitüden ist purer Irrsinn.
Strobl und Krisper: mittelmäßige, nach Aufmerksamkeit gierende Gestalten, deren groteske Selbstüberschätzung und salbungsvoll zelebrierte Selbstgerechtigkeit aber regelmäßig zum Lachen anregen. 🙂
Leider glauben viele Flachwurzler die Mär von der Partei der Mitte, sonst hätten die nicht 10%plus in den Umfragen
Die Linken glauben, dass sie über den Dingen stehen würden und dass sie sich auch verbal jeden “Ausrutscher” erlauben dürften.
Die heutigen Linken leben in einer elitären Parallelgesellschaft und verhöhnen all jene, die nicht in ihr angeblich so hohes Bildungsniveau hineinpassen.
Für Arbeiter die täglich 9 Stunden auf Baustele und in Werkhallen/Fabriken arbeiten um der Familie eine Eigentumswohnung oder vielleicht sogar ein kleines bescheidenes Einfamilienhaus zu ermöglichen, haben diese widerlichen linken Figuren nur Hohn und Spott übrig.
Ich bin wirklich froh und erleichtert, dass Leute wie Christian Orter, Bernhard Heinzlmaier und Ruth Pauli in diesem Medium schreiben. Man könnte sonst glatt verrückt werden mit seiner “Einzelmeinung”.
In der Presse ist auch noch Karl-Peter Schwarz ein Leuchtturm der Vernunft!
Bitte weiter so, Richard Schmitt und exxpress! Der Gegenwind “draußen” ist stark!
PS: Ein Dankeschön auch an Anna Dobler, dass sie sich nicht einschüchtern lässt!
Völlige Zustimmung, das sehe ich genau so!
Wieder einmal von Hrn.Ortner perfekt auf den Punkt gebracht. Die Konfrontation mit der Wirklichkeit mögen die Linken (und alle anderen ideologisch motivierten) überhaupt nicht. Und jetzt bricht das alles auf.
Sehr klare Denke. Danke.
Lieber Herr Ortner, ich hätte eine Theorie anzubieten, nämlich dass sich besonders in der linken Community Menschen mit einem fast psychopathisch ausgeprägten Hang zu Narzissmus tummeln. Die sammeln dann eine fanatisierte Truppe um sich, was ja auch mit dem Konzept des radikalen Islam und dem Iman als Quelle der Radikalisierung in der Mitte Parallelen erkennen lässt! Es fällt ja schon auf, dass kaum ein Linker in der Lage ist, andere ausreden zu lassen oder gar zu respektieren. Historisch muss man ja auch feststellen, dass gerade solche Menschen Treiber von totalitäten Entwicklungen sind und da denke ich auch an den Herrn mit dem Oberlippenbart! Dazu gehört natürlich auch das Instrumentalisieren des Holocaust, denn über ein paar strategische Hilfskonstruktionen (Annahme der Opferidentität als Mittel zur gesellschaftlichen Anklage) kann man sich hier gut gegenüber der Gesellschaft immunisieren! Gefährlich für die Gesellschaft wird es dann, wenn die Deutungshoheit erobert wird, was am Beispiel ORF ja sehr gut erkennbar ist.
gut auf den Punkt gebracht.
Großartiger Artikel! Zeigt wunderbar die extreme Heuchelei der dauerempörten Linken.
Super Kommentar. So richtig alles.
Schulmeister in seiner “schulmeisterlichen Art”, uns die Finanzmärkte erklären zu wollen, ist schon eine Katastrophe. Nur weil er in Banken am Trading Desk ein bisschen zuschauen durfte, hält er sich für einen Börsenversteher. Aber sein zitierte Vergleich mit dem Dritten Reich ist wirklich letztklassig.
Danke, Hr. Ortner für diesen Einblick in diese Twitterblase. Interessant, wer sich da tummelt und was da in dieser Echokammer verzapft wird. DIeser Eindruck genügt mir.
Danke für diesen Artikel!
Fantastisch auf den Punkt gebracht!
Was im Vergleich zu Schmid verschärfend hinzukommt. Diese Äußerungen wurden nicht privat getätigt und dann in die Öffentlichkeit gezerrt.
“Den Sozialismus in seinem Lauf, halten weder Ochs*in noch Esel*in auf.”
Zitat Analena Baerböck
ad Ochs*in zeigt wunderschön, wie dumm und sinnentleert dieser Genderwahn ist.
Schon im Titel des Artikels wird falsch zitiert – jeder mache sich selbst sein Urteil.
@PeterKro: Den Sinn einer Schlagzeile nicht verstanden?
Es ist schon richtig. Möglicherweise ist ein weiterführender Deutschkurs zum Verständnis nötig.
Was ist denn der Sinn einer Schlagzeile, H.Rieser? Irreführung? Sie erklären mir die Welt.
Ich entsetzt! Gestern konnten Sie kein Land nennen, dass LINKE mehr als 10 Jahre ununterbrochen regiert haben und die Kriminalitätsrate niedriger wurde, weniger Menschen ermordet wurden, die Menschenrechte geachtet werden, oder keine Misswirtschaft, Terror, Hunger und Massenmorde herrschen!
Und jetzt bestätigen Sie, dass Sie die Aufgabe einer Headline nicht kennen!
Wurden Sie etwa in Karl-Marx-Vorlesezirkeln sozialisiert?
“Linksliberal” ist nur ein weiteres Synonym für “Linksradikal” oder “Intellektuell im Jahr 1933 gefangen”. Mit “Liberalismus” haben die nichts zu tun.
Ja, “links” und “liberal” ist ja ein Widerspruch in sich.
Im Kommunismus, der vorgab “das Menschenrecht” zu erkämpfen, zählte rückblickend betrachtet das einzelne Menschenleben aber auch das vieler Millionen von Menschen nichts wenn die Bewegung das Gefühl hatte sie würden ihr im Weg stehen.
Das dürfte sich in die Gene vieler Linker und Innen tief eingegraben haben.
Mit einer, an natürlicher Selbstverständlichkeit scheinenden Ignoranz versucht man, meiner Meinung nach, dadurch immer wieder, wie im Fall des dreizehnjährigen Mädchens, dass Gefühl zu vermitteln hier handelt es sich um einen Kollateralschaden, bzw. für manche ist es wohl lediglich ein Kollateralereignis, das nicht den Blick auf den großen Marsch verstellen darf.
Für Links habe Menschenleben noch nie eine Rolle gespielt, ausser man konnte diese Morde für die eigenen Zwecke instrumentalisieren.
Und immer, wenn Linke an die Macht kamen, begann Misswirtschaft, Terror, Hunger und Massenmord.
Denken Sie auch manchmal nach was Sie schreiben ?
Wie ist das dann mit den Rechtsextremen, Faschisten und Diktatoren der rechten Politik?
Beispiele gab‘s in der Vergangenheit genug, vom Herzen Europas bis Südamerika.
Und der Artikel versteht sich rein als Pamphlet gegen eine konservativ vernünftige und gemäßigte Politik die natürlich als links getadelt wird, völliger Unsinn !
@Perdolfo: Nennen Sie mir bitte ein Land in dem Linke mehr als 10 Jahre ununterbrochen regiert haben und die Kriminalitätsrate niedriger wurde, weniger Menschen ermordet wurden, die Menschenrechte geachtet werden, oder keine Misswirtschaft, Terror, Hunger und Massenmorde herrschen!
PS: Und bitte keinen Whataboutism. Das Thema des Artikels ist “Das Verhalten von (angeblich) Linken”
Völliger Schmarrn, wie immer vom rechtsparanoiden H.Rieser. Gibt genug Beispiele, suchen Sie selber. Vergessen Sie da die rechten Regierungs”erfolge” nicht, aber in Ihrer rechts-rechten Brille sehen Sie eben nur Rechts und blasen deren Mücken zu Elefanten auf.