
Christian Ortner: Mehr Kapitalismus wagen!
Die starke Abneigung der Österreicher gegen die freie Marktwirtschaft und ihre Staatsgläubigkeit sind eine Bedrohung für unseren Wohlstand, fürchtet exxpress-Kolumnist Christian Ortner.
Dass die Österreicherinnen und Österreicher nicht gerade zu den glühenden Anhängern der freie Marktwirtschaft, des Wettbewerbs und der kapitalistischen Ordnung sind, ist ein ebenso bedauernswerter wie bekannter Sachverhalt. Der starke Staat, der den Untertanen von der Wiege bis zur Bahre fürsorglich betreut wird hierzulande meist nicht als Zumutung, sondern als Menschenrecht verstanden.
Und trotzdem ist einigermaßen alarmierend, was jüngst eine seriöse Meinungsumfrage in 14 europäische Staaten zu diesem Thema ergeben hat, publiziert im dieser Tage erschienen Buch „Die 10 Irrtümer der Anti-Kapitalisten“ des deutschen Soziologen und Bestsellerautors Rainer Zitelmann. Demnach ist die Kapitalismus-Skepsis in Österreich extrem hoch; nur in Frankreich ist sie sogar noch etwas stärker ausgeprägt. (Der Exxpress berichtete.)
Was wir von Polen lernen können
Alle anderen Staaten stehen der Marktwirtschaft deutlich freundlicher gegenüber, an erster Stelle übrigens Polen. Was kein großes Wunder ist; haben die Polen doch in der weiteren Vergangenheit erlebt, wie elend es im Sozialismus zugeht, und in der jüngeren Vergangenheit, wie viel Wohlstand der Kapitalismus gebracht hat.
Dass die freie Marktwirtschaft in Österreich so wenig verwurzelt ist und von der Bevölkerung eher geringgeschätzt wird, ist leider nicht allein eine akademische Frage ohne Auswirkungen auf das wirkliche Leben der Menschen.
Ganz im Gegenteil. Weil Politik, heute mehr denn je zuvor, von den Stimmungslagen der Bevölkerung angetrieben wird, führen kapitalismuskritische Grundeistellungen zwangsläufig zu einer Politik die das irgendwie berücksichtigt und übernimmt. „Hier zieht mein Volk, ich muss ihm nach, ich bin sein Führer“ hat zwar schon im 19.Jahrhundert der Franzose Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord gespottet, doch die hiesigen Spitzenpolitiker sehen das nicht viel anders.
Wir bewegen uns, aber in die falsche Richtung
Und genau deswegen ist die kapitalismuskritische Grundbefindlichkeit des Landes so ein enormes Problem. Denn sie führt dazu, dass die sämtliche längst notwendigen Befreiung der Bürger und der Unternehmen von staatlicher Bevormundung nicht und nicht vorankommen, weil das einfach kein brennendes Anliegen der meisten Wähler ist . Statt dessen wird dem Staat eher noch mehr als bisher zugebilligt, für alles und jedes Zuständigkeiten an sich zu ziehen. Wir bewegen uns nicht in Richtung „mehr Markt und mehr Wettbewerb wagen“, sondern in die falsche Richtung „mehr Staat, weniger Kapitalismus“.
Das ist in der Geschichte noch nie gut gegangen; warum es diesmal gut gehen sollte, konnte mir noch niemand erklären.
Den Schaden haben Kunden und Arbeitnehmer
Sichtbar und spürbar wird das auf allen Ebnen. Von Brüssel, wo unter dem Vorwand des Klimaschutzes gerade eine ganze neue Bürokratie zur Überwachung und Bewertung von Unternehmen nach ihrer Klimaverträglichkeit und in der Zukunft wohl auch ihrer sozialen Angepasstheit entsteht; aber im Kleinen auch in Wien, wo innovative Unternehmen wie Uber regulatorisch erdrosselt werden und der seit Jahren einzige am Sonntag geöffnete City-Supermarkt am Neuen Markt seit zwei Wochen den Großteil seiner Regale wieder verbarrikadieren muss.
Den Schaden haben Kunden wie Arbeitnehmer. Erstere, weil sie letztlich höhere Preise zahlen müssen und weniger Wahlfreiheit haben, letztere , weil diese bürokratischen Hemmnisse natürlich Jobs kosten.
Gelingt es nicht, mehr Menschen davon zu überzeugen, dass mehr Markt, mehr Wettbewerb, mehr Kapitalismus letztlich in ihrem eigenen Interesse sind, wird der antikapitalistische Rucksack die Wirtschaft weiter daran hindern, ihre Potentiale zu auszuschöpfen, wie das theoretisch möglich wäre, und damit zusätzlichen Wohlstand zu schaffen.
Gerade nach der Corona-Krise, die uns nicht eben wenig Wohlstand gekostet hat, wäre das mehr als notwendig.
Kommentare
Die Sucht der Sklaven, ist das Geld!!!
Kapitalismus im Gewande der Sozialen Marktwirtschaft ist der richtige Weg für den Kapitalismus, weil damit die negativen Auswüchse des Kapitalismus verhindert werden u. die Segnungen des Kapitalismus allen zu Gute kommen.
Marxistische Planwirtwirtschaft führt nur zu Unterdrückung, Not u. Elend mit Ausnahme der marxistischen Bonzen und Quislingen.
@Blunzada,
genau DAS ist es. Darum habe ich ja Ludwig Erhard genannt, den Vater der “Sozialen Marktwirtschaft”. Das heißt konkret – die WIRTSCHAFT muß so EFFIZIENT sein wie nur möglich, man muß auch dem “Neuem” (“disruptivem”) seine Chance geben (Schumpeters Prinzip der “kreativen Zerstörung'”).
Und die ärgsten sozialen Schieflagen werden im Nachhinein durch den SOZIALstaat ausgeglichen.
Wohlgemerkt, das heißt auch daß die WIRTSCHAFT eben NICHT SOZIAL sein soll, sondern der Staat in seiner Funktion als Träger sozialer Einrichtungen. Viele verwechseln das und genau das schafft Probleme.
Herzlichst,
Maxx_1150
Wohin ungebremster Kapitalismus in unregulierten Subprime Märkten führt, hat ja die Finanzkrise 2008 in den USA im Mutterland des Kapitalismus gesehen. Es wird gerne solange mit hochriskanten Papieren gezockt und Unternehmen fusioniert, bis man “too big too fail” ist. Dann braucht es allerdings staatliche Milliardenhilfe vom Steuerzahler, um zu verhindern, dass alle Lichter ausgehen.
Die Finanzkrise von 2008 ist ein typisches Beispiel für die Unwissenheit vieler Bürger , denn diese hat weniger mit dem Kapitalismus, sondern vielmehr mit einem gewissen Bill Clinton zu tun, der sich einbildete, dass jeder auch noch so große Negerant einen Anspruch auf eigene Häuser bzw. Immobilien haben soll und zu diesem Zweck Banken dazu gezwungen hat alle bisherigen Bonitätsbewertungskriterien außer Kraft zu setzen….
Übrigens könnte sich ein ähnliches Szenarium schon bald auch in Europa abspielen und wieder wird es dann heißen, der böse Kapitalismus und seine hemmungslosen Spekulanten seien Schuld .
Der für eine gesetzeswidrige und bisher beispiellose Geldschwemme sorgende großartige Mario Draghi und seine noch großartigere Christine Lagarde haben damit natürlich überhaupt nichts zu tun….
Der wirtschaftliche Analphabetismus wird leider in Österreich und auch in Europa noch lange Zeit vorherrschend sein und dadurch auch unseren Wohlstand langsam aber sicher nachhaltig zerstören .
Nein GM. . Die niedrigen Zinsen sind die Medizin seit 2008, als Folge der Finanzkrise. Übrigens hat Donald Trump sehr erbost immer noch niedrigere Zinsen von der FED gefordert .
Genau das meine ich mit wirtschaftlichem Analphabetismus 😏
Sehr guter Artikel, darum geht es. Aber wie können “wir uns selbst” für mehr Kapitalismus begeistern?
…ein Anfang wäre vllt, dass nicht nur ein Prozent der Weltbevölkerung von diesem “Mehr Kapitalismus wagen” profitiert?
Na und ? Wir könnten SEHR davon profitieren. Schlag nach bei Ludwig Erhard – “Wohlstand für Alle !”
Wenn andere den Kollektivismus bevorzugen dann ist das einzig und allein ihr problem.
Maxx_1150
Eine ganz einfache Frage an Herrn Ortner: was wäre jetzt so segensreich daran wenn wir jetzt in der Situation wären das sich Russland in sämtliche Schlüsselindustrien Österreichs eingekauft hätte?
Natürlich über “Privatinvestoren”.
Das ist ein Trugschluß – in derartigen Fällen werden “Assets” zu Verbindlichkeiten. Im Klartext: die Firma mag zwar Rußland gehören, wird aber, weil “in Feindesbesitz stehend” unter staatliche oder gerichtliche Verwaltung gestellt.
Die USA hatte das mit Venezuela’s Chavez ähnlich gehandhabt. Deren Ölgesellschaft PvDSA war Eigentümer oder Miteigentümer einiger Raffinieren an der Küste im Gulf of Mexico (Texas, Louisiana). Als dann Chavez die an ausländischen Ölgesellschaften verkauften oder verpachteten Flächen verstaatlichte hat man sich daran schadlos halten können. Chavez hatte von diesen Raffinerien überhaupt nichts.
Im übrigen hat die USA (und jetzt auch die EU) nicht erst seit Trump ein Auge auf ihre strategischen Assets und erlaubt nicht jede Übernahme durch ausländische, möglicherweise “bedenkliche” Unternehmen. Vor allem nicht im High-Tech Segment und in Fällen strategischer Schlüsselindustrien.
Grüße,
Maxx_1150
Im konkreten Fall Russland würde es von Russland sofort als feindliches Verhalten eingestuft und man hätte Österreich auf einer Liste. Wir befinden uns in einer Zeitenwende, Russland wählt die Selbstisolation und nach der Eroberung der Ukraine wird ein eiserner Vorhang heruntergelassen werden.
Mehr als Russland kauft sich China im Westen ein, zu glauben mit “Assets” sei man als kleines Land abgesichert halte ich für realpolitisch eher nicht haltbar.
Es ist im Moment einfach größte Vorsicht geboten, der Hurra-Ausverkauf Europas ist leider naiv.
Grüße Johannes
Wir brauchen dringend 2 neue Ministerien für
🌻„Wahrheit, Gleichheit und Gerechtigkeit!“ und
🌻 „Vielfalt und Migration.“
Dann wird von diesen 2 Ministerien aus alles gelenkt und geregelt, was ein gutes und friedliches Zusammenleben der Menschen (m/w/d) für immer ermöglicht.
Also… wir leben jetzt, so round about, 70 Jahre lang in einer durchaus kapitalistischen Gesellschaft. Seit 50 in einer neoliberalen, Thatcher und Reagan sei dank(?)… Seit dem ich denken kann sagt man “Die Schere zwischen arm und reich geht immer weiter auseinander” – was auch stimmt. Kann man gut mit Zahlen belegen. Jetzt frag ich mich natürlich: Wie kommt man auf die Idee, dass die (vielleicht auch allgemein strukturellen) Probleme, die der Kapitalismus schafft, durch mehr Kapitalismus zu lösen wären? Man behandelt einen Alkohliker doch nicht dadurch, als dass man ihm einfach mehr Alkohol per Rezept verschreibt.
Herr Ortner wie hat uns der Wirtschafts-
liberalissmus doch Glücklich gemacht!!
Der Wirtschaftlich erfolgreichste Österreicher Herr Dietrich Mateschitz
Verkauf Munermacher, der andere
Glückspielautomaten! Alles für das
Wohlbefinden der Österreicher😉🤔😁
Wenn das Reich macht!! Darf man sich schon fragen was bringt uns den
der freie Markt? Die sich um die wichtigen Dinge kümmern, sollten in der
ersten Reihe stehen!! Aber Dekadenz
und die Lust auf das Spektakuläre,
und die Sucht nach Geld ohne Leistung
das ist das Ergebnis unseres Wohlstandes! Dafür brauchen wir den
Freien Markt!! Mit Werbung und Verblödung durch die Medien werden wir
zu Kufsuechtigen erzogen! Wenn das
wirlich alles ist!! Dann gute Nacht!!
Ich kann dem nur zustimmen. Mehr Kapitalimus wagen? Den Bock zum Gärtner machen. Prinzipiell hat die freie Marktwirschaft viele positive Eigenschaften aber die Möglichkeit der Einflussnahme des Kapitals auf die Politik an demokratischen Prozessen vorbei ist vielfältig und dadurch erdrückend.
Man sollte sich gegen die Formulierung “Die starke Abneigung der Österreicher gegen die freie Marktwirtschaft” verwehren.
Sie entspricht nicht der Realität.
Die Fakten sprechen eine andere Sprache: so gehört Vorarlberg zu den wirtschaftlich stärksten Regionen Europas.
Beobachtbar ist aber, dass es ein West-Ost Gefälle gibt. das was Zitelmann aufzeigt lässt vermuten, dass seine Daten aus dem Wiener-Umkreis stammen. Gut, aber dann sollte ma nicht sagen “Die Österreicher” wenn man nur eine Teilmenge meint!
es sind ja hauptsächlich unsere Medien (ORF und Co sowie die Mainstreammedien), die diesen Antikapitalismus bevorzugen und entsprechenden Unsinn verbreiten. Die Leute glauben ja jeden Blödsinn und deswegen gehen auch wir in Richtung politischen und wirtschaftlichen Untergang, jedenfalls sicher und langsam….
@ Ortner : Ihre Frage nach dem WARUM beantwortet Ihnen gerne Klaus Schwab vom WEF – er ist der Schöpfer der Bewegung “Vereinigter Kommunismus/Kapitalismus” – er ist auch dafür verantwortlich, dass diese ganzen Bübchen/Mädchen als “Globa Leaders” herumlaufen und ihre Halbwahrheiten verzapfen – und er ist auch dafür verantwortlich , dass nun ein Neuer WHO-Gesundheitspakt initiiert wird (Pandemieprävention) ,der der Gängelung ALLER Weltbürger dienen soll.
“Denn die EU, UNO und WHO haben nicht genügend Befugnisse um in Zeiten von Pandemien ausreichenden Maßnahmen treffen zu können”(schwed. Außenministerin Anne Linde auf Münchner Sicherheitskonferenz) !! 🙁 🙁
da muß ich Ihnen zu 100% beipflichten. Das WEF steht für eine Art öko-Stamokap (Öko-Staatsmonopolkapitalismus). Eine Art Öko-Planwirtschaft, das ist ja auch das Lieblingsszenario der EU Elite. Für ökonomische Freiheit, Konsumenten-Souveränität und Individualismus ist da nicht sehr viel Platz mehr. Dafür um so mehr für “woke” Ideologie, die geistige Unterwerfung unter den “Green BLOB”.
Allerdings haben die die Rechnung ohne den Wirt gemacht. In den USA wird es nicht möglich sein derartiges im Rechtssystem zu verankern. Und nach den Midterms wird dieses aggressive Öko-Agenda von Biden beendet werden müssen. Die veränderte geopolitische Lage ist auch ein Problem für die Öko-Jünger. Ich lese das in der BRD die Laufzeitverlängerung bestehender AKWs angedacht wird – endlich kehrt etwas Vernunft ein in die Hirne diverser Bürokraten.
Danke auch für den WHO Hinweis, das ist offenbar untergegangen im Zuge der Eskalation in Osteuropa. Die offenbar geplanten Gängelungsmöglichkeiten sind eine Sauerei erster Güte.
herzliche Grüße,
Maxx_1150
Dass die Lebensrealität Einfluss auf die Einstellung zum Kapitalismus haben könnte, wird exzellent ausgeblendet. Wieso wohl Frankreich und Österreich? Weil in Frankreich der Staat ein Arbeitsrecht mit Kündigungsschutz und Pensionsrecht schafft, von dem in Österreich “die Beamten” nur träumen können und im Riesenreich Österreich alle wissen, wie das mit Verhaberungen und Netzwerken läuft. Benko ist heute, Androsch als Salzbaron war gestern. Und da dann noch ein wenig mehr Wettbewerb, gell… Guten Morgen!