
Christian Ortner: Nein, das ist nicht Putins Inflation
Die rasenden Preissteigerungen widerlegen sämtliche Thesen linker Ökonomen, meint Exxpress-Kolumnist Christian Ortner, und bestreitet auch deren aktuelle Erklärungen für die Preis-Exzesse.
Nehmen wir einmal an, ein böser, neoliberaler ÖVP-Finanzminister würde morgen erklären, zur Sanierung des Budgets sei eine einmalige Steuer von 6% auf alle Sparguthaben notwendig, die allenfalls auch nächstes oder übernächstes Jahr wiederholt werden müsse; und zusätzlich würden heuer auch alle Löhne, Gehälter und Pensionen mit einem Aufschlag zur Lohnsteuer in dieser Höhe belastet werden.
Wir können uns gut vorstellen, was das auslösen würde: einen politischen Aufstand, den die Republik so noch nicht gesehen hat gegen die massive Enteignung und Verarmung der Bevölkerung.
Wir haben schon eine Vermögensteuer
Genau das passiert aber derzeit in Gestalt einer Inflation, die genau diesen Effekt hat. Vor allem für die unteren und mittleren sozialen Schichten, die kaum über Sachbesitz wie Aktien oder Immobilien verfügen, sondern traditionell sparen.
Um so erstaunlicher ist, dass vor allem Ökonomen, die politisch eher links zu verorten sind, diese schon lange absehbare Massenenteignung zuerst bestritten haben und nun nonchalant beiseite schieben.
„Fürchtet euch nicht vor Inflation!“, meinte etwa noch im Mai 2021 der deutsche Ökonom Marcel Fratzscher, Chef des SPD-nahen „Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW)“; der US-Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stieglitz trompetet etwa zeitgleich „Die Inflation ist meine geringste Sorge“, „Keine Angst vor Inflation“ bekundete auch hierzulande die notorische Barbara Blaha vom hiesigen linken „Momentum“-Institut.
Warum Linke falsch liegen
Dass linke Ökonomen so katastrophal daneben lagen, ist kein Zufall, sondern falschen ökonomischen Annahmen geschuldet. Wer nämlich allen Ernstes meint, man könne beliebig Geld drucken, ohne sich eine massive Inflation einzuhandeln, darf sich nicht wundern, wenn er oder sie den Preis-Tsunami nicht sehen kann, selbst wenn er schon da ist.
Leider führen die Erklärungen, die nun aus dieser Ecke kommen, noch weiter in die Irre.
Die Inflation, die sie noch vor einem Jahr bestritten hatten, sei zwar nun einmal da, hören wir jetzt, aber sie seien bloß eine Folge des Ukraine-Kriegs und der dadurch ausgelösten Preisexplosion bei Gas, Öl und Strom, die nun alles verteuern würde.
Das mag zwar eine gewisse Rolle spielen – doch als umfassende Erklärung taugt das kaum. Denn erstens, und das ist wichtig, stieg die Inflation ja schon ungefähr ein Jahr vor Kriegsbeginn stark an, „Putins Inflation“ kann es da aber nicht gewesen sein. Und zweitens ignoriert diese Erklärung völlig, dass etwa die Schweiz, die genauso von steigenden Energiepreisen betroffen ist, aber nicht der grottenschlechten EZB-Politik unterworfen ist, mit 2% gerade ein Drittel der Euro-Inflationsrate ausweist.
Zuschauen, wie das Geld verschwindet
Leider haben wir es hier nicht mit einer bloßen akademischen Debatte zu tun, die nur ein paar Professoren interessiert, sondern mit dem ökonomischen Schicksal aller Menschen, die Euros halten. Solange die leider tonangebenden Ökonomen in Europa und in der EZB, die nach wie vor den Zusammenhang zwischen Gelddrucken und Massenenteignung und Verarmung breiter sozialer Schichten bestreiten, nicht die Wirklichkeit zur Kenntnis nehmen, werden die Europäer weiter hilflos zusehen müssen, wie ihr Geld verschwindet.
Kommentare
Schuld sind Merkel und Macron: Macron hat Merkels unfähige, inkomptente und korrupte Busenfreundin als EU-Kommissionspräsidentin akzeptiert, dafür hat Merkel Macrons unfähige, inkompetente und noch korruptere Freundin als EZB-Präsidentin bestätigt.
ja die linke hat uns ja immer erklärt staatsschulden seien kein problem….
ich würde sowieso keiner bewegung vertrauen, die nichtmal die zahl der menschen am 1.mai am rathausplatz korrekt zählen kann und um einen faktor 10 betrügt.
Nach meinem Dafürhalten eine vernünftige Analyse. Zu ergänzen ist aus meiner Sicht nur, dass auch manche zweifelhafte „politische“ Coronamaßnahme zu derzeitigen inflationären Situation geführt hat.
Das war der Beginn, was aber jedem vernünftigem Menschen klar war nur nicht dieser Regierung, die mit ihrer politischen Willkür mehr zerstört hat als alles andere.
Unwissenheit oder Absicht? Der Staat entschuldet sich auf Kosten der Bürger: Staatskredite bei Nullzins – plus viel höhere Steuereinnahmen durch gestiegene Preise. (mehr Einnahmen von MwSt, Mineralölsteuer usw.) … Schon “verständlich”, dass kein Interesse daran besteht, die EZB aufzufordern, den Zins zu erhöhen, um die Inflation zu senken.
Es gibt 3 Möglichkeiten, die enormen Staatschulden in den Griff zu bekommen:
1) Steuern erhöhen: hat aber einen Nachteil – man verliert die nächste Wahl
2) Ausgaben senken: hat aber einen Nachteil – man verliert die nächste Wahl
3) Inflation: damit löst man das Problem und andere sind Schuld. Weltweit immer wieder praktiziert.
Genau das ist und war immer die Lösung in demokratischen Systemen, warum soll das jetzt anders sein?
Wie wir an Herrn Nehammer sehr gut sehen können, haben selbst ehemalige Wirtschaftsparteien linke Forderungen übernommen.
Ich bezweifle das die eingefleischten Linken nicht genau wissen was Inflation bedeutet, wie sie entsteht und wie sie angeheizt wird.
Ich bin der festen Überzeugung die Linken freuen sich über diese Inflation und beginnen auch schon sehr eifrig (zB.Ö1) sie als das Scheitern des Kapitalismus auszuschlachten.
Die Inflation wurde durch übermäßiges Gelddrucken zur Deckung unleistbarer Sozialausgaben in Gang gesetzt und wird am Ende dennoch als die Alleinschuld des Kapitalismus das Werkzeug der Linken beim Umbau zum Kommunismus sein.
Alles richtig, nur eine Anmerkung: Es ist nicht so, dass die linken “Ökonomen” die Folgen des von ihnen geliebten Gelddruckens nicht sehen können, sie wollen sie nicht sehen. Denn dann müssten sie zugeben, dass das ein Fehler war. Dazu ist Selbstreflexion oder, mehr noch, das In-Frage-stellen der eigenen Dogmen nötig. Dazu sind Linke aufgrund ihrer ewiggestrigen Engstirnigkeit nicht fähig.
Man sollte aus seinen Fehlern lernen! Zu meinem Bedauern wird es keine Abstimmung betreffend EU Austritt: ja oder nein, geben. Hin und wieder hört man leute singen: Des flugzeug brennt, wir stürzen o, ho-lodaro…
Das ist doch so gewollt. Wie sollen die EU-Staaten denn sonst von ihren hohen Schuldenständen herunterkommen, wenn nicht durch Inflation.
Jetzt zeigt sich, dass es nicht ohne Folgen bleibt, wenn die Güter- und Dienstleistungsproduktion, wegen CORONA Maßnahmen und Liferkettenproblemen, zwar sinkt, die Einkommen aber durch die staatliche Druckerpresse kaum gesunken sind. Ich will hier aber nicht beurteilen, ob die Alternativen, hohe Arbeitslosigkeit und Firmenpleiten, besser gewesen wäre.
Und was machen wird nun: Weiter die Einkommen hoch halten ohne dass die Produktion mit dem Geldrucken Schritt hält.
Mit Putin hat man halt einen Sündenbock für die eigenen Fehler gefunden, wobei ich seinen Überfall der Ukraine nach wie vor für ein Verbrechen halte.
@ Poncho: Sie haben anscheinend nicht mitbekommen, dass seit der Rettung Griechenlands, die Geldruckmaschine der EZB läuft. (Anleiheaufkäufe durch die EZB von verschuldeten Länder wie Italien, Spanien, Portugal, Frankreich und Bankenrettungen ebendort)
Doch, ist sie. Als Folge hybrider Kriegsführung und lustiger Kredite via Sberbank Europe beispielsweise leicht nachvollziehbar. Abhängigkeiten durch gekaufte Ex-Politiker von einem roten Ex-Bundeskanzler angefangen wurden auch nicht in der Sekunde geschaffen. CHF sind als Fluchtwährung und angesichts der irren Summen, die die SNB gegen die Aufwertung zum Schutz der exportorientierten Wirtschaft aufgewendet hat, bis sie nicht mehr konnte, so ziemlich das unpassendste Beispiel, das man finden kann. Übrigens hat Nehammer gerade € 5,4 Milliarden Aktienwert von Unternehmen mit Staatsbeteiligung durch unqualifizierte Äußerungen verblasen… Das trifft alle, scheint aber egal zu sein.
Ja,ja, wir haben sehr gescheite Politiker.😢😴
Bravo Herr Ortner!
Endlich wieder ein lesenswerter Beitrag von Ihnen der nicht Mainstream ist. Die Inflation betrug übrigens 2020 nach herkömmlicher Berechnungsmethode in Österreich gute 8%. Hat halt niemanden interessiert im Corona Narrativ, der gemeinsam mit dem aktuellen Ukraine Wahnsinn die weltweiten Finanzprobleme zudeckt.
In DER PRESSE dürfen Sie ja nicht mehr frei schreiben. Habe diese, auch wegen der Absetzung von Dr. Walterskirchen, nach 30 Jahren gekündigt.
O.R. Die Presse ist komplett nach links gerückt. Welche Medien haben wir noch?
Sg. Herr Ortner, die Mittel- und Unterschicht hat derzeit kaum nennenswerte Bankguthaben, sondern eher laufende Kredite, vor allem zur Finanzierung von Eigenheimen. Und das ist auch richtig so. Wie weiland Cassandra warnten liberale Ökonomen und Wirtschaftspublizisten, wie auch Sie, vor den gefährlichen Folgen der Verschuldung der Republik und welche Last wir den Enkelkindern aufbürden würden. Sie haben kürzlich unter dem Artikel “Hochstapelei als Regierungskunst”, die Ausweitung der Verschuldung Deutschlands für Infrastrukturmassnahmen, durch die linksliberale Regierung, massiv kritisiert. Wobei, wie es sich jetzt zeigt, es das Intelligenteste war, das man tun konnte. Nämlich als Staat, in der Niedrigzinsphase die Schulden mittels langlaufender Anleihen möglichst bis zum Anschlag auszuweiten, um damit langlebige Investitionsgüter und Infrastrukturerneuerungen zu finanzieren. In Zeiten in denen Privatleute gut beraten sind, in Sachwerte zu investieren, sollte das bei Nullzinsen natürlich auch der Staat tun; der überdies die Möglichkeit hatte, auch 100jährige Anleihen am Markt zinsgünstig platzieren zu können. Falls tatsächlich vom Geldwert nach Jahrzehnten kaum mehr etwas bleiben sollte, dann hätten unser Enkelkinder wenigsten eine gute Infrastruktur. Und das dann entwertete Schuldenbergerl der Republik, wird in 50 Jahren auch niemanden mehr kratzen.
Genau, für die Infrastruktur, die wir jetzt auf Pump errichten, werden unsere Enkel in 100 Jahren dankbar sein. Ganz sicher. Zumindest, wenn sie die Reste dieser Infrastruktur in Ausgrabungen entdecken.
Ja stimmt. . .Die Gemeindewohnungen aus den 1920er Jahren sind architektonisch immer noch die schönsten Bauten und bei Mietern wegen der Richtwertmietzinse überaus beliebt.
Seit wir in der EU sind hat der € 50 Prozent verloren. Wenn wir den Rest auch verlieren wollen, können wir bleiben.
50 Prozent in 20 Jahren wären etwa 3 Prozent Geldentwertung pro Jahr. Googeln Sie sich einmal, wie hoch die Inflationsraten in den 70er und 80er Jahren waren. Zu Ihrer Information, damals hatten wir noch den Schilling.