
Christian Ortner: Unsere Sorgen möchte man haben
Während sich in der wirklichen Welt der wirklichen Menschen die wirklichen Probleme auftürmen, beschäftigen sich die politischen, medialen und intellektuellen Eliten zunehmend mit Schein-Problemen, findet Exxpress-Kolumnist Christian Ortner – eine Verschwendung von Hirnschmalz und Geld.
Juden, egal ob sie in Europa leben oder in Israel, haben zu den normalen Mühseligkeiten eines Menschenlebens durchaus oft auch noch genug zusätzlichen Ärger an der Backe: in Europa, weil die Angriffe auf sie durch Rechtsextreme, aber seit einigen Jahren vermehrt auch radikalisierte Muslime, stark zunehmen; in Israel, weil sie dort von Nachbarn umgeben sind, die sie wahlweise überhaupt gleich nuklear auslöschen (Iran) oder zumindest vertreiben wollen, wie die Terrorgruppe Hamas in Gaza.
Keine Juden, sagt der Duden
Doch zum Glück kommt aus Deutschland, das sich ja traditionell berufen sieht, die Welt zu retten Abhilfe gegen diese Sorgen der jüdischen Welt. Denn der „Duden“, also sozusagen der Goldstandard der deutschen Sprache, legt nahe, den Begriff „Juden“ im Zweifelsfall nicht mehr zu verwenden, sondern durch Wendungen wie „jüdische Mitbürger“ zu ersetzen, was dieser Tage zu einer gröberen Debatte in Deutschland geführt hat. Begründung des Duden: der Begriff „Juden“ werde dikriminierend und abwertend verwendet.
Ich habe in den vergangenen Tagen ein paar Juden in Wien gefragt, wie sie das sehen, und sie haben das allesamt für hanebüchen gehalten. Schon allein deswegen, weil es ja nicht diskriminierend sein kann, Juden Juden zu nennen, wenn in aller Regel auch Juden Juden Juden nennnen.
Wir sehen: durch das Ersetzen des „Juden“ durch den „jüdischen Mitbürger“ verschwindet zwar kein einziges jener Probleme , die viele Juden tatsächlich beschweren – aber es verschafft jenen, die sich dieser neuen Korrektheit bedienen, jedenfalls das flauschige Gefühl, zu den Guten zu gehören. Ist ja auch was.
„Probleme“ und Probleme
Wenn Sie mich jetzt fragen, ob wir keine anderen Sorgen haben, dann haben Sie ganz recht: die irre Inflation zum Beispiel, die vor allem Älteren Menschen mit kleinen Ersparnissen die Haare vom Kopf frisst; oder die vollkommwen ausser Kontrolle geratenen Staatschulden, die wir unseren Nachkommen aufbürden, oder der Umstand, dass die hunderttausenden Familien mit Pflegefällen an der Grenze zum Wahnsinn stehen, weil es immer weniger Pflegerinnen und Pfleger gibt; aber niemand dafür eine schlaue Lösung hat.
Doch während sich die Probleme – die wirklichen Problem – turmhoch stapeln, wendet ein nicht gerade kleiner Teil der sogenannten Intellektuellen, aber auch der Medienschaffenden und Politiker , nicht gerade selten direkt oder indirekt bezahlt aus Steuergeldern (der Duden zählt da übrigens nicht dazu) immer abstruser werdenden Schein-Problemen zu, von denen die wirklichen Menschen in der wirklchen Welt noch nie etwas gehört haben.
Bis zu einem gewissen Grad wird das wohl immer so gewesen sein – aber wenn nicht alles täuscht, gerät diese Entwicklung gerade ausser Rand und Band.
„Kulturelle Aneignung“, ein modernes Verbrechen
Da wird etwa derzeit in der – normalerweise mit Steuergeld hoch subventionierten – Kulturwelt endlos drüber debattiert, ob es nicht unzulässig sein soll , dass Schauspieler Rollen übernehmen, die nicht mit ihrer eigenen ethnischen, nationalen, sexuellen oder sonst irgendwie feststellbaren Identität übereinstimmen. Da wird gefordert, dass nur Schwarze schwarze Personen spielen sollen, Schwule nur von Homosexuellen gegeben werden dürfen und so fort und sofort. Dass etwa die geniale Britin Helen Mirren nun in einem Film die ehemlige israelische Ministerpräsidentin Golda Meir (auch genial, übrigens) spielen soll, gilt demnach als Affront, weil sie selbst nicht Jüdin ist. „Kulturelle Aneignung“ heißt das Verbrechen im Milieu der Guten.
Falls Sie, geschätzte Leserin und verehrter Leser, das für ziemlich verrückt halten, haben sie völlig recht, das ist nämlich verrückt. Die Spinnen, die Römer, wie schon Asterix so richtig bemerkte.
Unsere Sorgen möchte man haben
Nun könnte man diese Tollheiten und ihre Betreiber in Kultur, Medien, Politik und vor allem auch der akademischen Welt getrost sich selbst überlassen, gäbe es da nicht zwei kleine Probleme:
Erstens: hier werden zwei leider knappe Ressourcen verschwendet, die bei der Lösung realer Probleme dringen gebraucht werden, nämlich Hirnschmalz und Geld.
Zweitens: Wer darüber bestimmen kann, welche Sprache wir verwenden dürfen, bestimmt a la longue auch, was wir denken dürfen. Und darauf können wir dankend verzichten.
Kommentare
Die Liberalen wollen doch durch die Masseneinwanderung den Sozialstaat abschaffen. Analphabeten sollen den Sozialstaat vernichten.
Herr Ortner, Sie meinen wohl eher rechtsextreme Migranten.
Keine Sorge, über diese “Problemchen” der wohlstandsverwahrlosten westlichen Gesellschaften rollt die (rauhe) Wirklichkeit unaufhaltsam hinweg: beginnend mit angaloppierender Inflation und endend mit einem veritablen wirtschaftlichen Zusammenbruch und der darauffolgenden Übernahme der Konkursmasse durch – ja, durch wen wohl? An dieser Frage dürfen die “besten” Köpfe zerbrechen (oder war’s doch: … sich die Besten die Köpfe zerbrechen?) …
Links Linke Politiker, Medien und Künstler wollen bestimmen was wir denken, sagen und glauben sollen. Alle die eine eigenständige Meinung haben sind Schwurbler, Verschwörungstheoretiker und Rechtsextreme. Die Pandemie hat das eindrucksvoll gezeigt.
Mir reicht es, wenn es in Österreich möglich geworden ist, mehr als eine Million gesunde Menschen fast drei Monate lang unter Hausarrest zu stellen, lediglich weil sie sich einer Impfung, zu der lt. Menschenrechten niemand gezwungen werden darf, verweigern.
Danach kümmere ich um die Probleme anderer Länder. Dass es woanders noch schlimmer ist, war immer schon so. Das ist nie ein Trost.
“Gott soll abhüten vor allem, was ‘noch ein Glück ist'”, sagte schon Tante Jolesch.
Ortner hat es auf dem Punkt gebracht. In der korrekten Welt gibt es viele Sonderheiten über die Weltverbesserer und die “…..logen” monatelang ohne Ergebnis diskutieren können und dabei ihr eigenes Ego befriedigen. Nur woher kommt das Geld dafür. Aus dem normalen Leben, oder?
Herr Ortner, auch in Ihrer Scheinwelt sind Ihre „wirklichen“ Probleme nur Konstrukte, konstruiert in eher kranken Gehirnen. Und diese, überwiegend erzeugt von Politikern, werden dann von Journalisten und Kolumnisten weiter gefüttert. Die wollen halt als „Medienschaffende“ am Ball bleiben und bezahlt werden.
Da ist natürlich das Judenthema immer ein Renner in der Journaille.
Es ist schon eine tolle Umfrageerkenntnis, dass Juden Juden auch Juden nennen. Aber mit solchen Forschungsergebnissen gehört man bereits sicherheitshalber zu den GUTEN.
Hätten Sie auch den Mut zu sagen, dass der Meinungsterror überwiegend aus dem linken Gesellschaftsbereich (gilt auch für den Duden) kommt und Impfgesetzgegner keine Nazis sind?
Oder sind Sie sich dafür zu GUT?
Christian Ortner hat richtig erkannt, dass Angriffe auf Juden von Rechtsextremen und vermehrt von Migranten registriert werden muss.
👉 Herr Ortner vergisst aber die Linksradikalen,
die im Verein mit radikalen Moslems das Leben der Juden in Deutschland immer unerträglicher werden lässt.
👉 «Der muslimische Antisemitismus ist der gefährlichste»,
sagt der deutsch-jüdische Historiker Michael Wolffsohn in der NZZ.
👉 Wolffsohn sieht drei Quellen des wieder aufflammenden Judenhasses.
In der NZZ spricht er über das Bündnis von linkem und muslimischem Antisemitismus und erklärt, wieso ihn die Ausfälle der AfD am wenigsten schrecken.
Herr Ortner, Sie meinen wohl ehe rechtsextreme Migranten.
100% 👍
Als Gegner dieser “Regulierungen” wünsche ich mir noch viel mehr und viel verrücktere Forderungen was wir zu tun und zu lassen hätten, wie wir zu reden und zu schreiben hatten, was uns empören und in Hyperventilation versetzen sollte.
Je mehr umso besser, durch die Fülle dieser verrückten “Erziehungsversuche” wird diese Ungeistesströmung sich in Details verlieren, sodass sie sich letztendlich selbst adabsurdum führen wird. Selbst deren Anhänger werden, ob der Fülle der künstlichen Verhaltensregeln, den Durchblick verlieren und das Interesse der breiten Bevölkerung auch nicht ansatzweise erreichen.
Statt sich über die Sprachjakobiner aufzuregen bereitet es mir das größte Vergnügen sie und deren Vorschriften zu ignorieren, denn noch haben sie nicht die Macht und Möglichkeiten ihrer französischen Vorbilder und so muß es auch bleiben.
Wieder ein hervorragender Artikel. Und inzwischen bereiten sich unsere Russischen Mitbürger:_Innen auf eine Invasion in der Ukraine vor …
Herr Christian Ortner: Selten wurde für mich eine Kolumne so wirklichkeitstreu auf den Punkt gebracht. Dank dafür.
Wie bezeichnet man dann einen im Ausland lebenden Juden (denn „Mitbürger“ ist er ja dann keiner) korrekt?
Die Vertrottelung in unserer Hemisphäre nimmt immer mehr Fahrt auf.
Das Problem will eigentlich niemand haben oder gar ansprechen: die Juden – egal, ob im FED-System, der EZB oder der Deutschen Bank -schaffen durch ihre Geldpolitik alle anderen Probleme. Spannend, dass noch niemand gefordert hat, bei der FED Mal eine/n MuslimIn PräsidentIn werden zu lassen, gell.
CO2 mit erhöhten Kosten, als ob der Preis die Schädlichkeit senkt und nicht die Menge – sola dosis facit vernenum. Blöd sind nicht die Politiker, sondern wir Wähler.
Treffende Analyse, nur in einem Punkt möchte ich widersprechen: und zwar dem Statement “Erstens: hier werden zwei leider knappe Ressourcen verschwendet, […] nämlich Hirnschmalz und Geld” im Abschlussabsatz.
Im Bezug auf das “Hirnschmalz” möchte ich mir die Frage erlauben, wieviele Ärzte, Juristen, IT-Spezialisten, Maschinenbauer, Chemiker, Metallurgen in den Diskussionen um Identitätspolitik, Rassismus, Sexismus, Political Correctness auftauchen.
Und sich weiters anzusehen, wie hoch im Gegenzug in diesen Debatten der Anteil an Soziologie-, Politwissenschafts-, Gender-Studies-Studenten, und dergleichen ist.
Und sich dann überlegen, was man in der Privatwirtschaft mit einer solchen Menge dieser “Akademiker” tatsächlich anfangen könnte.
Oder ob diese – vielfach mangels in der Privatwirtschaft in dieser Menge nicht aufnehmbaren (und privatwirtschaftlich unfinanzierbaren) Personen sich daher eine solche Spielwiese suchen müssen, auf der
(a) sie sich beschäftigen können
(b) sie, nachdem mit ihren Studien in eine berufliche Sackgasse geraten sind, öffentliches Geld fordern können, um sich mit der von uns allen finanzierten Lösung der von ihnen selbst geschaffenen Probleme einen Broterwerb zu schaffen.
sehr treffend formuliert. die republikaner hatten früher den spruch “starve the beast” kurz zusammengefasst ging es eben darum iesen nit öffentlichen geldern finanzierten sektor auszutrocknen, der selbst immer mehr geld will und besonders gut weiß wofür wir unser geld ausgeben sollen. (flüchtlinge etc…)
als einfachen menschen bleibt einem wirklich nur die fpö. die övp biegt ja im zweifelsfall ja doch immer links ab.
“Medienschaffende” …. ist Herr Ortner selbst auf politkorrekte Pfade abgekommen….? Ja, der Wahnsinn sickert unbemerkt ein, nicht wahr?
Das fällt einem selbst gar nicht mehr auf, wenn man so als Autor:in inhaltlich vertieft ist – aufmerksame Kommentarschaffende bemerken das 😉
🙂 ******************
Nur so gefragt, damit wir nicht noch ein Problem bekommen, müsste es nicht heißen:“ juedische Mitbuerger_ innen“?
Vollkommen richtig Herr Ortner, aber was sollen wir von Politikern/Volksvertreter a la Baerbock erwarten? Richtige Problem zu lösen sind sie definitiv NICHT in der Lage, in Österreich hat zB Frau Gewessler Steuern erhöht und führt neue ein, soll DAS das Weltklima retten? Die SPÖ hat unter Bildungsministerin Heinisch-Hoschek zB das Gendern der Bundeshymne durchgesetzt und das Binnen- I eingeführt, hat das Probleme für die betreffenden Personen gelöst?Und……
Damit die Kirche im Dorf bleibt, das Gendern der Bundeshymne geht auf eine Initiative der BM Rauch-Kallat (OeVP) zurück. Nachzulesen in den stenografischen Protokollen des Nationalrat!