Daniela Holzinger: Corona(-Politik) braucht ein paar gute Vorsätze.
„Message Control“ ist eines der Schlagwörter, die man der „Neuen Volkspartei“ regelmäßig an den Kopf wirft. Warum es aber gerade die mangelnde Kontrolle der Regierung über ihre eigene PR ist, die der Politik massiv schadet, zeigt eXXpress-Kolumnistin Daniela Holzinger.
Das was hängen bleibt
Man kann über Sebastian Kurz sagen was man will, dass er Österreichs Innenpolitik ordentlich durchgewirbelt hat, wird dabei aber niemand bestreiten wollen.
Lange Jahre fast hilflos, in einem sich beschleunigenden Abwärtsstrudel aus Unterschätzung, Überheblichkeit und schließlich auch Neid gefangen, gelang es den GegnerInnen des ÖVP-Shooting-Stars kaum inhaltlich Tritt zu fassen.
Eines aber blieb hängen: Der Vorwurf der „Message-Control“.
Sie wäre Kurz‘ Geheimwaffe. Demokratiegefährdend-diktatorisch, unmenschlich, neu, begeisternd, verwirrend. Und tatsächlich war es eine Innovation des Projektteams-Ballhausplatz, dass man im Inneren vertraulich kommunizierte, nach außen hin aber mit einer Stimme sprach.
Wahrlich ein neuer Stil also, der von vielen herbeigesehnt wurde – nach Jahren koalitionären Beflegelns im Dauerstillstand. Ich meine, wie viele Länder gibt’s da draußen, in denen sich eine Regierung in die Luft jagt (ÖVP: „Es reicht!“), ihren Dauerzwist im Hund-Katz-Modus zum zentralen Wahlkampfinhalt erklärt (SPÖ: „Genug gestritten“), gemeinsam fast 15%-Punkte an Vertrauen einbüßt und im Anschluss dennoch weitermacht als wäre nichts gewesen?
Ein Land, parteipolitisch umnachtet. Kein Wunder also, dass unter solchen Umständen sogar der kleinste Funke die Hoffnung an ein Licht am Ende des Tunnels nährt.
Krisen-PR statt Message Control
Weit mehr als eine auf geheimnisvolle Weise überlegene Kommunikation, war es also schlicht und ergreifend der breite Wunsch nach Veränderung, den Kurz anfangs zu bedienen wusste.
Bei genauem Hinsehen entglitt ihm nämlich spätestens mit der Ibiza-Krise jegliche substanzielle Kontrolle über das Geschehen. Aus strategisch geplanten und gut vorbereiteten polit-medialen Kampagnen, wurde notgedrungen eine kurzfristige, an Schadensminimierung orientierte Krisen-PR. Ein Modus permanenter Defensive, aus dem es Kurz und Co. – konfrontiert mit täglich neuen Vorwürfen und steigendem Ermittlungsdruck – nicht mehr gelingen sollte sich zu befreien.
Zerstörtes Vertrauen
Dabei ist es nicht neu, dass im endzeitlichen Szenario die Bereitschaft steigt, auf‘s Ganze zu gehen. Das kaiserliche Japan schickte seine Kamikaze-Flieger, Türkis-Grün die billige Wuchtel um den Angriffen ein paar positive Schlagzeilen entgegen zu halten.
Dass darunter jedoch die Glaubwürdigkeit der Politik insgesamt massiv leidet, wird sich insbesondere bei der Herkulesaufgabe der Pandemiebekämpfung rächen.
Was es da braucht, ist in Wahrheit nämlich fast blindes Vertrauen in unsere politischen VerantwortungsträgerInnen.
In Akteure beispielsweise, wie Neo-Bundeskanzler Karl Nehammer, der mit seiner Unterschrift noch im Oktober erklärte, einer Bundesregierung nur dann angehören zu wollen, wenn Sebastian Kurz diese als Kanzler führt.
Vertrauen natürlich aber auch in ein Gesundheitsministerium, das einen Lockdown für Geimpfte ausschloss – noch kurz bevor er dann kam, der vierte Lockdown und zwar für alle. Und als möchte man dieser (bei weitem nicht abschließenden Auflistung) noch die Krone aufsetzen, ist es Verfassungsministerin Karoline Edtstadler, die erst vor wenigen Tagen erklärte, die Umsetzung der allgemeinen Impfpflicht an die Wirksamkeit der Vakzine knüpfen zu wollen. So als ob sie selbst noch daran zweifle – der Wissenschaft zum Trotz, die für dreifach Geimpfte bereits einen guten Schutz, auch gegen Omikron, nachweisen konnte.
Ein guter Vorsatz
Nein, der Regierungsbeauftragte für Message-Control dürfte gekündigt haben, denn was aktuell an Kommunikations-Strategie sichtbar ist, lässt nur einen Schluss zu: Es gibt keine. Überhastet hinausgeplärrte positiv-News von heute, entpuppen sich nicht selten schon morgen als Fallgruben. Und wer wie Frau Edtstadler versucht Impfgegnern und Corona-Leugner, durch das öffentliche Anzweifeln der eigenen Politik entgegenzukommen, der könnte einem Brandstifter auch gleich Benzin und Streichholz in die Hand drücken.
Aber, lassen wir‘s gut sein. Weil heute der letzte Tag des Jahres ist und wir uns auf ein besseres Neues freuen dürfen, nur noch ein Satz von Abraham Lincoln, den sich unsere Regierung gerne als Vorsatz nehmen darf:
„Be sure you put your feet in the right place, then stand firm.“
Mit nur 26 Jahren zieht Daniela Holzinger-Vogtenhuber erstmals in den Nationalrat ein. Bald als SPÖ-Rebellin bekannt, stellte sie sich mehrfach gegen den Klubzwang und trat letztlich erfolgreich für die Stärkung parlamentarischer Kontrollrechte ein. 2017 bricht sie endgültig mit ihrer ehemaligen Partei, kann ihr Mandat bei den vorgezogenen Neuwahlen jedoch behaupten. Diesmal parteiunabhängig über ein Ticket der Liste JETZT, wo sie zur „fleißigsten“ weiblichen Abgeordneten des Parlaments avancierte. Heute ist Holzinger-Vogtenhuber Seniorpartnerin einer Agentur für Politikberatung und leidenschaftliche eXXpress-Kolumnistin.
Kommentare
Ich werde dieses Versprechen auch sicher halten! So lange die Volkspartei diesen Kurs keine ungewollte Imigration und
die Ökosoziale Marktwirtschaft beibehalten! Sind sie die einzige wählbare
Partei!!!
Ach Gottchen, Ibiza.
1 (ein) Funktionär (Vizekanzler) der besoffen Unsinn redet und dabei (nicht zufällig) gefilmt wird. Der sofort alle Regierungsämter und Funktionen zurücklegt als Grund für das Sprengen einer Regierung.
Da müssten wir diese Regierung 2x wöchentlich auflösen.
Kurz ist weg und was jetzt?
Kurz wird den kalifornischen Lifestyle genießen und mehr Geld denn je verdienen.
Was jetzt noch geschrieben wird, kann ihm so ziemlich egal sein! Gut so!
Message Control ist eine Bezeichnung für etwas, das immer schon das normalste der Welt war: ein Team, das Entscheidungen trifft, stimmt sich ab, bevor es diese verkündet – manchmal sogar durch einen Sprecher, um das noch besser zu kanalisieren (siehe zB Weißes Haus). Macht – Gott sei Dank – auch jedes Unternehmen so. Nur in der Politik war das ein neues Wunder …. zum kaputtlachen
Kurz ist weg. Somit ist aber auch das Feindbild vieler abhanden gekommen.
Wer einen Feind braucht, muß ihn auch am Leben lassen.
Und was wäre die Alternative? Zb PRW+Kickl+Grüne? Welche guten Vorsätze haben die? Welches “blinde Vertrauen” bringt denen irgendwer entgegen. Kluge Analysen sind eine Sache, eine glaubhafte Alternative formulieren eine andere. Österreichs Politik hat sich völlig ins Abseits manövriert und der “gute Neujahrsvorsatz” ist Anti-ÖVP-UA. Nach der nächsten Wahl werden alle vor einem riesigen Scherbenhaufen stehen und Fr.Holzinger wird schreiben, Hättat ma, dann kenntat ma …
Sie haben recht, es muss etwas mißtrauisch machen, wenn man seine Gesinnung so schnell wechselt. SPÖ – JETZT – und dann?
Danke für Ihren Beitrag Dr. P. Immer mehr Marxisten drängen sich in die vorderste Reihe, die den Kapitalismus strikt ablehnen und ihn vernichten wollen.
Was kommt danach???
Kritik über Kritik aber keine einzigen brauchbaren Vorschläge.
Erinnern wir uns doch wer den Misstrauensantrag gegen Kurz initiiert hat. Es war Peter Pilz von der Liste Jetzt. Die SPÖ hat den Misstrauensantrag auf die gesamte Regierung ausgeweitet.
Erinnern wir uns wer die Chat-Protokolle an die Öffentlichkeit gespielt hat.
“Lange Jahre fast hilflos, in einem sich beschleunigenden Abwärtsstrudel aus Unterschätzung, Überheblichkeit und schließlich auch Neid gefangen, gelang es den GegnerInnen des ÖVP-Shooting-Stars kaum inhaltlich Tritt zu fassen. ”
Erinnern Sie sich noch an Ihre und Pilz Auftritte im Parlament. Wenn Sie zac zac lesen werden Sie feststellen, dass die Schlammschlacht gegen Kurz weiter geht. A. Zadic war auch eine der Liste Pilz Angehörigen, die jetzt mit Hilfe ihrer Flüsterer Kurz und die ÖVP ruinieren.
Aber was kommt danach. P. Pilz hat sich die Übernahme der Regierung (unter türkisen Fesseln auf zac zac nachzulesen) einfacher vorgestellt. Die Geister, die er rief werden zurück kommen in Form von MFG und Rechtsradikalen.
Auch wenn es den GegnernInnen von Kurz nicht gelang Tritt zu fassen so haben sie doch aus persönlichem Hass unsere Demokratie ins Wanken gebracht. Die Folgen sind derzeit gar nicht abschätzbar.
Danke für diese ehrlichen und klaren Worte. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Der “Zadicismus” schreitet fort, im Hintergrund werkt der revolutionäre Marxist Peter Pilz. Die Frage, die sich stellt, ist: Wird jetzt Widerstand zur Bürgerpflicht ?
Message-Control von Sebastian Kurz ? Ganz schlecht. Keine Message-Control ? Ganz schlecht. Ministerin Edtstadler ? Ganz schlecht. Was ist gut ? Frau Holzinger-Vogtenhuber als Bundeskanzlerin? Ja super, das machen wir. P.S. Da meldet sich gerade die Richtige, baut ihre gesamte Ideologie auf Lügen auf. Proletarische Revolution ? Hat es weltweit noch nie gegeben. Bolschewismus ? Lüge, denn Lenin und seine Anhänger hatten bis 1917 nie die Mehrheit(Bolschewiki), vielmehr waren es die Sozialrevolutionäre unter Leo Trotzki. Versprochene Landreform nach 1917 von Lenin umgesetzt ? Natürlich nicht, vielmehr nahm er der Landbevölkerung die letzten Lebensmittel weg und schuf sie nach Moskau. Zuletzt sind dann Millionen Russen aufgrund seiner abstrusen Wirtschaftspolitik verhungert. Hat das Lenin zugegeben ? Natürlich nicht, es kam die nächste Lüge, nämlich er ruderte zurück und nannte das “Neue ökonomische Politik”. 100Mio Leichen pflastern den Weg der Ideologie von Frau Holzinger-Vogtenhuber. Und da hat ein sympathischer, vernünftiger Politiker, der sich den Sorgen und Nöten der Menschen annimmt, naturgemäß keinen Platz. Daher musste er weg, wie seinerzeit Millionen Menschen während des Stalin-Terrors. Die Menschen werden sich das aber bis zur nächsten Wahl sicher merken. Versprochen, liebe Frau Holzinger-Vogtenhuber