
Daniela Holzinger: Ein Ende mit Schrecken bitte sehr!
Trotz explodierender Coronazahlen und wieder knapp werdenden medizinischen Kapazitäten macht Kickls-FPÖ brutalo-Opposition. Staatstragende Politik darf sich davon jedoch nicht länger treiben lassen, meint eXXpress-Kolumnistin Daniela Holzinger.
Ist von staatstragenden Parteien die Rede, dann meinte man vor allem SPÖ und ÖVP, also jene Parteien mit der traditionell größten Regierungsverantwortung in Gemeinden, Land und Bund. Und auch wenn die politische Landschaft zunehmend bunter wird und eine große Koalition als Role-Model an Strahlkraft verliert, so stimmt der grundlegende Befund auch heute noch.
Vielmehr aber als das Amt innezuhaben, ist es ein gewisser Zugang zur Politik, der sie als staatstragend qualifiziert, ich möchte fast sagen auszeichnet. Nämlich jener, das Wohl ebendieses Staates über alles andere zu stellen und den Mut, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen, wenn es erforderlich ist und richtig ist.
Typischerweise in Krisensituationen trennt sich hier also die Spreu vom Weizen, zeigt sich das wahre Gesicht der Parteien und insbesondere der handelnden Akteure.
10 TAGE IM APRIL
Unsere politischen Urgroßväter liefern dafür das beste Beispiel. Innerhalb von nur 10 Tagen im April 1945 – zu einer Zeit als auf österreichischem Boden noch gekämpft wurde und unsere schöne Heimat in Schutt und Asche lag – haben SPÖ, ÖVP und KPÖ eine gemeinsame Unabhängigkeitserklärung verabschiedet, die provisorische Staatsregierung konstituiert und eine Verfassung erlassen. Innerhalb von 10(!) Tagen und nur wenige Jahre nachdem man sich im Bürgerkrieg gegenseitig an die Gurgel ging.
Unsere heutigen Parteien genehmigen sich dagegen bis zu 130 Tage, um „einfache“ Koalitionen auszuhandeln – unter „Partnern“ die sich zuvor allerhöchstens ein paar böse Worte an den Kopf warfen.
Aber es waren eben auch andere Zeiten. Hätten unsere Vorfahren nicht rasch das Heft des Handelns in die Hand genommen und gegenüber den Besatzungsmächten mit einer starken und alle damaligen Lager einenden Stimme gesprochen, wäre es das mit Österreich in dieser Form womöglich gewesen. Es galt also zunächst zu sichern, worum zukünftige Generationen wieder streiten dürfen. Für mich der Inbegriff staatstragender Politik – alle Gräben zugeschüttet, ziehen ehemalige Feinde an einem Strang für ein gemeinsames höheres Ziel.
STRATEGIE DER VERANTWORTUNGSLOSIGKEIT
Spätestens heute, mitten in der größten Krise seit dem zweiten Weltkrieg, nach zwei Jahren Pandemie, konfrontiert mit explodierenden Inzidenzen und täglich neuen Hiobsbotschaften, könnte man meinen, dass es also wieder an der Zeit wäre für diesen nationalen Schulterschluss der Verantwortung.
Das Gegenteil aber scheint der Fall. Anstatt einer gemeinsamen Linie, herrscht der landesfürstlich ausgerollte Maßnahmen-Fleckerlteppich – noch immer. Notwendige bundeseinheitliche Schritte (Spoiler: Dem Virus sind Landesgrenzen egal!) kommen, falls überhaupt, too little, too late.
Immer noch leistet man sich den Luxus öffentlich zu streiten, über Nuancen von Maßnahmen, deren Wirkung und Notwendigkeit weitestgehend Common Sense sind. Genauso wie man sich noch immer treiben lässt von einer kickelistisch-freiheitlichen Strategie der Verantwortungslosigkeit, deren oberstes Ziel Stimmenmaximierung durch Widerspruch lautet – selbst wenn das bedeutet, sich nach Belieben aus unserer am Boden der Wissenschaft stehenden Realität zu verabschieden und den eigenen Anhängern Entwurmungsmittel für Pferde zu verfüttern.
SCHULTERSCHLUSS
Mit unglaublichen 15.000 neuen Fällen pro Tag sollte daher spätestens jetzt klar sein, dass für unser Land mehr auf dem Spiel steht als in der Sonntagsfrage abzurutschen. Was es jetzt braucht ist der Schulterschluss aller vernünftigen Kräfte des Landes. Setzt euch zusammen, ihr Regierungsverantwortlichen in Land und Bund, sperrt die Medien aus und meldet euch erst wieder, wenn ein Paket geschnürt ist, mit dem es uns gelingt, das Virus zu besiegen. Weil ein Ende mit Schrecken immer noch besser, als ein Schrecken ohne Ende, ist!
Kommentare
Die 4.te Sache die die Bundesregierung betreibt und mir nicht einfällt ist das drohen.
Enttäuscht von Rendi-Wagners Haltung zur Impfpflicht und Kinderimpfung kann ich nur mit schlechtem Gewissen zulassen, dass ich still halten werden diese Frau und Ärztin als Vertreterin der größten Oppositionspartei diese Vorgangsweise von Türkis und Grün gutheißt!
Seht ihr PRW auch als angezählt?
yt:
Wut-Video Impfpflicht Österreich+PRW-Rücktritt gefordert
Wut Videos haben gerade Hochkonjunktur wie es scheint….. Zuletzt ging ja die Tendenz dahin, bei Kindern Covid ungebremst durchlaufen zu lassen. Angesichts von drei Kleinkindern (15 Monate, 4 &5 Jahre) die in Salzburg und Linz nach Covidinfektionen auf Intensivstationen um ihr Leben kämpfen, kann ich sehr gut verstehen, wenn Eltern kein gutes Gefühl mit dieser Durchseuchung haben. (ev Wutvideo angezeigt?) Die Entscheidung ihre Kinder Off-Level impfen zu lassen oder sie ungeschützt der Infektion mit allen Folgen auszusetzen ist keine leichte Entscheidung und bedarf unvoreingenommener ärztlicher Beratung. Ich gehe davon aus, dass Frau PRW mit den grundlegenden Studienergebnissen zur Impfung von Kundern vertraut ist. Aus meiner Sicht wird daher die EMA Freigabe der CovidImpfung für Kinder kommen wie das Amen im Gebet.
Sehr überlegenswerte Gedanken von Fr.Holzigner, aber auch von meinen Vorpostern, wo ich Dr.P noch besonders herausheben will.
Frau Holzinger, wenn ich mich richtig erinnere haben Sie schon vor ein paar Monaten von der Notwendigkeit über eine Impfpflicht nachzudenken geschrieben. Damals habe ich das als zu radikal erscheinende Forderung kommentiert. Aus heutiger Sicht muss ich sagen, Sie hatten im Gegensatz zu mir den richtigen Weitblick!
Vielen Dank! Wobei ich zugeben muss, dass mich der rasche Entschluss der Regierung zum bundesweiten Lockdown und der Impfpflicht doch überrascht hat. Offensichtlich wurde die Dringlichkeit jetzt erkannt. Gut so! Der Nachteil: Meine Kolumne ist damit schon am Tag ihres Erscheinens überholt. Aber das verkrafte ich 😉
Vielen Dank Frau Holzinger für Ihre geistreichen und erfrischenden Kommentare.
Im letzten Winter war es noch ein Gerücht, in diesem liegt es klar auf der Hand: Es gibt eine klare Relation zwischen den Wahlergebnissen für MFG, FPÖ sowie AfD sowie Impfquoten und Infektionsgeschehen.
In der allgemeinen Politik werden wertkonservative Positionen sehr vernachlässigt (in A noch weniger als in D), aber bei diesen Leuten sind sie ganz bestimmt nicht in besseren Händen.
2G und Lockdown nur für Ungeimpfte sind kläglich gescheitert. Diese Maßnahmen sind kontraproduktiv, verfassungswidrig und spalten das Land. Und wer ist schuld? Nach Meinung von Frau Holzinger die Opposition!?! Selten so gelacht …
Kein Politiker und keine Politikerin traut sich Verantwortung zu übernehmen – es könnte ja Wählerstimmen kosten. Bin der Meinung, dass es die Bevölkerung zu schätzen weiß, wenn endlich einer das Heft in die Hand nimmt.
Sehr guter Artikel. Wir müssen uns neu orientieren und neu aufstellen.
Eine Mehrheit rechts der Mitte und damit eine Zukunft für unser Land ist möglich, aber nur unter der Voraussetzung, wenn Kicklhasser und Wurmmittel-Kickl durch einen guten Mann ersetzt wird. So kann es nicht weiter gehen. Europa erlebt eine Krise, natürlich können Grimpfte infiziert werden und Viren weitergeben, aber die Erkenntnisse sind eindeutig. Impfen ist besser als Kickeln. Der Grund, warum bei uns die Impfzahlen hinken, ist Voodoo-Herbert, und die Leichtgläubigen folgen ihm.
Die Regierung hat richtig gehandelt. Punkt.
S.g. Fr. Holzinger!
Wir testen täglich rund 10x so viele Menschen, als vor einem Jahr. Prozentuell standen wir voriges Jahr deutlich schlechter da, als heute. Würden wir innerhalb einer Woche ganz Österreich testen, hätten wir wahrscheinlich 50.000 Infektionen täglich. So what?
Es hängt davon ab wie man mit den Testergebnissen umgeht. Wien testet mit großem Abstand am meisten, hat aber derzeit die geringste Inzidenz aller Bundesländer, da es durch die Tests gelungen ist Infektionsketten früher zu unterbrechen. Wenn man natürlich gar nicht testet hätte man Inzidenz Null, allerdings würden dann die Spitäler und Leichenhallen schnell übergehen.
Gut! Zahlen auf den Tisch:
Florida und Kalifornien
Schweden, Ungarn, Österreich
Und die wohl simpelsten aber wichtigsten:
Krankenhausbelegung seit 1.1. getrennt nach geimpft und ungeimpft
Untersparte Intensivbelegung
Jeweils mit Vorjahresvergleich.
Natürlich ist das Volk misstrauisch, wenn es nur notdürftigit irgendwelchen nichtssagenden Zahlen konfrontiert wird. Gesunde testen. Auf so eine Idee muss man Mal kommen ..
2. Die medizinische Versorgung: Die 90jährigen Großeltern: “Nehmen’s ein Aspirin und legen sich ins Bett.” Kein Arzt, keine medizinische Versorgung notwendig. Bei so einer schweren Erkrankung in der Risikogruppe?
Na ja, 1945 musste man mit der am Hinterkopf angesetzten Pistole schnell handeln. Heute sitzt man best bezahlt in Ledersesseln, raucht eine Havanna und trinkt ein Glas besten Whisky . Da geht es dann ein weniger beheblicher zu. P.S. Als Sebastian Kurz noch Bundeskanzler war, wurde er kritisiert, weil er beinahe täglich Pressekonferenzen abhielt, auch von Frau Holzinger, jetzt sieht sie, wie es ohne ihn ist. Kann nur sagen, lebt jetzt damit, es war Euer politischer Wunsch.
Ich schätze Kurz durchaus. Aber das es unter ihn besser wäre, ist doch ein Märchen.
Lieber Ferdinand, mit Verlaub, darf ich die Frage stellen, welches Märchen Sie denn hier meinen. Ansich mit hoher Schreibkunst ausgestattet, schweigen Sie hier. Meinen Sie das mit dem Wolf, der hoch oben am Küniglberg durch die Wälder streift, der das türkise Rotkäppchen verspeisen wollte ? Oder jenes, wo dem türkisen Schneewitchen von der roten Königin Päm, deren Spiegel sagte, dass das türkise Schneewitchen viel schöner sei, ein vergifteter Apfel gereicht wurde. ?
@ Dr P. Sebastian Kurz hat noch vor ein paar Tagen gesagt, er unterstützt die Linie der Regierung und vor allem von Bundeskanzler Schallenberg. Was hätte er jetzt noch anders machen können.???..Nix und wieder Nix! Die Fehler sind bereits im Sommer unter seiner Zeit passiert, als man die Pandemie verfrüht für beendet erklärt hat. Es war seine Linie, zu versprechen die Geimpften nicht mehr mit Maßnahmen zu belasten und bei der zu geringen Impfquote zu lange tatenlos zuzuschauen ohne jegliche fördernde Maßnahmen. Haslauer und Stelzer haben den Lockdown auch nicht mit Freude und Begeisterung ausgerufen. Und der Rest des Bundesgebietes wäre auch nur eine Frage der Zeit bei 1000 Inzidenz, vollen Intensivstationen und täglich 50 Verstorbenen.
Thema sind auch die vielen Probleme und Ineffizienzen in den Systemen: Wir haben (noch immer) keine funktionierende Übersicht über Intensivbetten und lavieren über Auslastungen von Ressourcen entlang von Ländergrenzen(!), die IT-Infrastruktur im Bereich der Tests bricht offenbar gerade zusammen, wir lassen uns von wildgewordenen sogenannten Datenschützern daran hindern, vorhandene Korrelationen zu erheben und für die Pandemiebekämpfung zu nutzen –> all diese grundlegenden technisch/handwerklichen Dinge wurden nicht konsequent angegangen und spielen mit in der aktuellen Kakophonie.
Natürlich ist auch das Hü-Hott ein Riesenthema – sogar innerhalb der eigenen Partei diskutiert man miteinander über die Medien, statt intern vorab. Ohne Not preschen die Landeshauptleute nach langem Zaudern gestern dann plötzlich mit halbgaren Lockdowns vor, anstatt die heutigen Verhandlungen zunächst mal abzuwarten.
Dann haben wir im zZt schwierigsten Job der Republik ein Greenhorn, einen praktischen Arzt und Quereinsteiger, dem das alles längst über den Kopf gewachsen ist (und der neben Gesundheit noch Soziales über hat/hätte(?)). Um Himmels Willen!
Das in Kombination mit Teilen einer Bevölkerung, die krisenentwöhnt, egozentrisch und aggressiv-polarisierend sozialisiert ist, ist ein giftiger Cocktail. Mal sehen, wie es da weitergeht….
Es heißt: auch eine Demokratie verbraucht sich!
Es scheint, dass niemand in der politischen Landschaft fähig ist auch eine unpopulistische Maßnahme zu verhängen.