Daniela Holzinger: Geld und Politik
Warum zu viel Geld Lösungen blockiert und was es braucht, um die Besten der Besten ins Parlament zu „locken“, erklärt eXXpress Kolumnistin Daniela Holzinger.
Für die Leistungsträger!
Mein Einstieg in die Politik war ziemlich quer. Aber nicht in der Art, dass ich von irgendeinem hochbezahlten Posten aus Wirtschaft, Verwaltung oder Medien in die „Volksvertretungs-Branche“ gewechselt wäre und erst einmal Demokratie (verstanden als Parteiendemokratie) lernen müsste.
Nein, wenn auch ziemlich komprimiert, hab ich die Grundausbildung voll durch.
„Quereinsteigerin“ so gesehen also nur im Zugang zum Handwerk und im Verständnis dessen, was Politik, was Demokratie leisten sollte.
In meinen Augen nämlich ganz einfach: Interessensvertretung – für die Vielen.
Jene Leute die täglich aufstehen, in die Arbeit gehen, Steuern zahlen, sich um ihre Familien kümmern, in Vereinen engagieren und damit letztlich das Land am Laufen halten. Sozusagen also für die Leistungsträger.
Mein Vorschlag
Auch den Lösungsansatz, wie man die Politik wieder zum Werkzeug der „normalen“ Leute machen könnte, hatte ich parat. Rückblickend gesehen, vielleicht einen zu radikalen, vielleicht einen zu revolutionären, ganz sicher aber einen zu naiven:
Meiner Vorstellung nach kann wechselseitige Identifikation nämlich nur dann funktionieren, wenn Vertreter und Vertretene zumindest annähernd die gleiche Lebenswelt teilen, also vor den gleichen Herausforderungen stehen, ähnliche Wünsche und Ziele verfolgen.
So wie das (im Idealfall) bei Betriebsräten der Fall ist. Letztlich sitzen da alle im gleichen Boot, gehen beim selben Werkstor hinein, essen in derselben Kantine und verlieren – im Worst Case – auch gemeinsam den Job. Das verbindet und schafft Verständnis.
Wie aber in der Politik umsetzen? Klar: Über das Gehalt!
Ich hab meiner damaligen Partei deshalb den Vorschlag gemacht, die Abgeordnetengehälter mit dem Wert des Medianeinkommens der Österreicher und Österreicherinnen zu deckeln. Soll heißen: Knapp € 3.200,- pro Monat. Vierzehnmal. Gerechnet auf 40h.
Per Definition verdient die Hälfte der Bevölkerung mehr als das, die andere Hälfte weniger. Ideal also für jene die sich aus der „Mitte der Gesellschaft“ kommend wähnen und gerne wieder spüren möchten, was der Großteil der Leute spürt. Beispielsweise wenn statt €200 Gasrechnung plötzlich das Fünffache fällig wird.
Mit fast €10.000 monatlich zzgl. Spesen sind die Sessel des Hohen Hauses aber derart stark gepolstert, dass solche „Peanuts“ kaum zu merken sind.
Wenig überraschend wurde meine Idee mit – sagen wir – enden wollender Euphorie aufgenommen.
Natürlich nicht aus Gier oder der ehrlichen Überzeugung sich jeden einzelnen Cent mühsamst erarbeitet zu haben, sondern aus einer Reihe ganz sachlicher Gründe, wie man mir erklärte.
Die Besten der Besten.
Beispielsweise, weil man in der Volksvertretung niemand Geringeren als „die Besten der Besten“ brauche und man hier mit der Privatwirtschaft konkurriere, wo durchwegs mehr gezahlt werde. Auf Knien rutschend müsse man daher jedem und jeder Einzelnen danken, dass sie sich das überhaupt „antun“.
Auch „Bestechlichkeit“ sei so ein Thema. Schließlich gelte es zu vermeiden, dass verarmte Parlamentarier mit Bettelhut von Haus zu Haus ziehen, um sich dem Meistbietenden vor die Füße zu werfen oder gar gezwungen wären nebenbei noch Geschäften nachzugehen um ihren Lebensunterhalt abzustottern.
Zusammengefasst meinte mein Gegenüber: „Wer mit >Bananen lockt, wird Affen fangen…<“ und das war dann der Punkt, wo ich mir das Lachen nicht mehr verkneifen konnte.
Die Realität…
sieht nämlich anders aus. Während sich tausende Menschen (die Affen im Beispiel des Herrn Abgeordneten) ehrenamtlich in Feuerwehr und Rettung engagieren, für einen tatsächlichen Hungerlohn Schwerstarbeit in der Pflege und allgemein im Gesundheitswesen leisten – reichen 5 Minuten „Hohes Haus“ live um sein Gerede von den „Besten der Besten“ ad absurdum zu führen.
Ich meine, ein paar smarte Köpfe sind schon dabei und auch Leute, die aus Überzeugung tun, was sie tun – aber leider nicht genug, um dieses Märchen aufrecht zu erhalten.
Beim Thema Bestechlichkeit erübrigt sich aktuell sowieso jeder Kommentar. Stichwort: Eva Kaili. Wer den Hals nicht voll genug kriegt, kriegt ihn nicht voll…
Und wenn 183 Abgeordnete in Summe etwa 260 deklarierten (bezahlten) Nebenjobs nachgehen, dürfte sich auch diese Geschichte in Luft auflösen.
Nein, Luxusgagen sorgen nicht dafür, dass Abgeordnete ihren Job (gut) machen. Das Gegenteil ist der Fall.
Gestalter, kreative Denker, Problemlöser mit Leidenschaft für die Sache – jene also die man im Zentrum der Demokratie oft so schmerzlich vermisst – haben kein Interesse an destruktiven, kleinkarierten Grabenkämpfen um einen Platz am Futtertrog. Genauso wenig wie an Scheuklappen und Parteifiltern.
Wollen wir also wirklich die Besten der Besten, müssen Euros raus und Möglichkeiten rein. So wird das Parlament zur Denkfabrik. Ganz einfach.
Kommentare
Und was verdienen so Fr. Daniela Holzinger?
Ich frage für einen Freud, der die Lebensrealität dieser Dame hinterfragen will. Allfällige Eigeninteressen weise ich entschieden von mir.
Die Besten der Besten gehen heutzutage nicht mehr in die Politik, wo es von kompetentlosen, selbstgefälligen, ahnungslosen aber anmaßenden Hochstapler*innen, ohne jede Berufsausbildung und Berufspraxis nur so wimmelt.
Das betrifft zu 90% Politiker*:innen linker Parteien, die es in der Privatwirtschaft nicht einmal zu einem Vorstellungsgespräch bringen würden.
🙂 🙂 Und wenn die Link*:innen es schon mal schafften, dann würden sie aber den ersten Arbeitstag versäumen, weil das E-Fahrrad streikt !!
zu s. berghammer – auf den Punkt gebracht!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Betriebsräte sitzen oft nicht im gleichen Boot, da in größeren Betrieben dienstfrei gestellt. Möglicher Weise gehen essen sie in derselben Kantine, aber wenn man so schaut oftmals das doppelte. Und verlieren – im Worst Case – auch gemeinsam den Job, aber nur wenn die Firma pleite geht oder man ihnen eine Verfehlung nachweisen kann.
Nicht zu vergessen Familie Nehammer, denen der fette Gehalt vom Karl nicht genug ist und sie daher zusätzlich die Österreicher verklagen müssen um zu einem Zubrot zu gelangen.
Spenden nach Afrika machen eben mehr Spaß, wenn es nicht das eigene Geld ist das man hergibt.
Hörsaal wäre schon einmal nicht so schlecht. Meistens ist es aber ein Sekretariat einer Gewerkschaft oder politischen Partei. Was willst mit solchen Leuten.
Die Politiker und Beamten werden auch alle draufgehen mit den unterschied ihre Sünden sind nicht vergeben sie bekommen ihren Lohn nach ihren Werken und Daten schwer zu begreifen für diese leute
….solange die Lebensläufe mancher Abgeordneter-Politiker wie folgt aussehen➡Kreissaal-Hörsaal-Plenarsaal werden wir sicher nicht die beste Mannschaft in der Politik finden,den die wirklich fähigen Leute bewähren sich zuerst in der Privatwirtschaft, glänzen dort mit Kompetenz , Hausverstand undEmphatie !…….um diese Leute sollte man sich bemühen und sie in die Politik holen…..diese neunmal gescheiten UNI Abgänger die noch grün hinter den Ohren sind braucht kein Mensch in der Politik…..die wahre Aufgabe eines Volksvertreters sollte lauten…..*Diene deinen Volk*😎
Was halten Sie davon, einen Rechtschreib- und Grammatikkurs zu besuchen?
…. Plenarsaal oder Hörsaal??😁
Denken wir den Vorschlag durch und nehmen an, dass das Einkommen das Motiv zur Berufswahl ist.
Wer einiger Maßen mehr als das Medianeinkommen verdient, wird also einen anderen Beruf wählen.
Wer in etwa das Medianeinkommen verdient, wird die Arbeitsbedingungen vergleichen. In der Politik muss ich wahlkämpfen, stehe ich Blickpunkt der Öffentlichkeit und der (feindlichen) Medien, werde dauernd vom politischen Gegner angegriffen und falls ich der rechten Reichshälfte angehöre, gerate ich unter Umständen in die Politjustiz der WKStA. In den nicht politischen Jobs muss ich durchschnittliche Arbeit für das Medianeinkommen leisten.
Nur für Personen mit deutlich geringerem Einkommen als der Median ist der Beruf des Politikers attraktiv. Wir schaffen also eine negative Auslese, wahrscheinlich noch viel schlimmer als jetzt.
Fazit: Gut gemeint, aber nicht gut.
Jemand, der sich bei einer Firma um einen Posten bewerben will, muss Befähigungsnachweise (Berufsausbildung, Zeugnisse, Praxisnachweise etc) und einen glaubwürdigen Lebenslauf vorlegen.
Nur in der Politik ist das alles nicht notwendig. Die Farbe des Parteibuches genügt vollauf.
Nun mal eine ehrliche Antwort auf meine Frage:
Welchen Job würde z.B. die Ricarda Lang & Omid Nouripour (=Grünen-Spitze), Annalena Baerbock, Robert Habeck u Sawsan Chebli usw/usf…. in der Privatwirtschaft einnehmen?
” AMS” – oder so was ähnliches .
Ja und nein. Sie haben wahrscheinlich recht das viele Nationalratsabgeordnete, von denen die meisten Österreicher keine Ahnung haben das es sie überhaupt gibt, einen zu hohen Grundgehalt haben.
Auf der anderen Seite können Sie wirklich nicht erwarten das hochqualifizierte Quereinsteiger aus sehr gut bezahlten Jobs ein Angebot ein Ministeramt zu übernehmen annehmen.
Man soll die Aufgaben der Politik nicht kleinreden, ich denke der Bundeskanzler hat in Zeiten wie diesen eine hundert Stundenwoche oder mehr, zusätzlich wird er tagtäglich auf unterstem Niveau angegriffen und diffamiert. Verglichen mit dem was er leistet und was der BP bezahlt bekommt, für seine eher bescheidenen Kommentare, wüßte ich wo man ansetzen könnte.
‘Leistung’ bedeutet ‘Arbeit pro Zeiteinheit’, ‘Arbeit’ hingegen (siehe “Kraft mal Weg”) ‘Zielerreichung unter Mittelminimierung’.
Nur so, zum besseren Verständnis.
Beschäftigung hat also mit Arbeit nichts zu tun.
Entscheidend ist das Ergebnis.
Legt man diesen Maßstab bei unseren Politikern (die in Verantwortung dem Bürger gegenüber stehen) an, müssten einem derzeit die ‘Tränen der Verzweiflung’ über die Backen rinnen.
Oder ‘Tränen des angebrachten Zornes’; weniger die der Wut, denn Wut macht blind.
Und auf Blindheit können wir leichten Herzens verzichten.
Also soll jeder ein Dossier anlegen, eine Sammlung aller Fehlentscheidungen, aller Dummheiten, aller Missgriffe unserer derzeitigen Regierungsverantwortlichen.
Und dann – vor der nächsten Wahl – das Ganze gut durchlesen und handeln. Im Sinne der Allgemeinheit.
Denn nur damit kann man sich die Debatte über zu hohe Politikergehälter ersparen, und zwar indem man die Parteienzuwendungen über “Liebesentzug” (weniger Stimmen bedeuten gemindertes Einkommen) entsprechend reduziert.
Dann kann sich keine Partei mehr erlauben, unfähige Spitzenkräfte auf den Schild zu heben.
Aus reinem Selbsterhaltungstrieb.
Als flankierende Maßnahme wäre dann noch angebracht, Parteispenden zu verbieten und – noch eins drauf – Wahlpropaganda ebenso zu untersagen.
Schließlich haben die “politischen Kräfte” im Land Zeit genug gehabt, ihr Können unter Beweis zu stellen.
Und “Wahrheitswidrige Anpreisungen”, an sich ja verboten, sollten auch in der Politik unter Strafe gestellt werden.
Das würde einiges verändern, sicher nicht zum Schaden der Bürger.
Ihre Einleitung war zwar eine polemische Schulmeisterleistung (fällt das jetzt schon unter Arbeit?)
Der Rest gefällt mir aber, gar keine schlechte Idee.
Liebe Daniela Holzinger, alles richtig, alles wahr. Allerdings, wenn Sie gestatten, möchte ich noch eine Skala von 10 bis 1 hinzufügen. On Top, also 10, kommt die Politik. Dann geht`s abwärts weiter mit Drogenhandel, Menschenhandel, Kinderhandel, Prostitution usw. usf. Mein Kommentar spiegelt eins zu eins meine Verachtung der meisten Politfiguren wider, und das nicht zu unrecht. Es gibt nix Ärgeres und Korrupteres auf dieser Welt als Politiker, egal ob Männlein oder Weiblein, sie sind beinahe alle korrupt. Da können Sie in jeden Winkel dieses Planeten schauen, Sie werden kaum integere Personen in dieser “Berufssparte” finden. Überall auf dieser Welt sind Staatsanwaltschaften den Politikern auf den Fersen. Politik muss man gleichsetzen mit mafiösen Organisationen wie der Ndrangheta oder Camorra, die Strukturen sind ähnlich, siehe das jüngste Beispiel in Brüssel. Wer sich dieses Politpack immer noch schönredet, kann nicht ganz bei Sinnen sein. Oder man ist selber Teil dieser lukrativen Maschinerie. Dazu darf man aber kein eigenes Gewissen haben, kein Ehrgefühl, praktisch nichts, kalt sein wie ein Fisch. Einfach nur grauenhaft und verachtenswert diese Typen.