Daniela Holzinger: Lasst die Schule in Ruhe – bildet die Eltern
„Für alles braucht‘s eine Ausbildung – nur Kinder kriegen darf sogar der größte Depp“. So oder so ähnlich hat das sicher jeder schonmal gehört, wenn von Eltern die Rede war, die sich mit ihren Kleinen irgendwie ungeschickt anstellen. Tatsächlich hat der Gedanke aber schon was für sich, wenn man sich aktuelle Erkenntnisse der Bildungsforschung ansieht. (Für alle die sich jetzt schon bekreuzigen: Bitte weiterlesen – so schlimm wird’s nicht…)
Dabei scheint die Studie des Soziologen Jan Skopek (Socioeconomic Inequality in Children’s Achievement from Infancy to Adolescence: The Case of Germany) zunächst am Fall Deutschlands zu bestätigen, was wir eh schon alle wussten: Bildung wird vererbt.
Wer also das Glück hat in einer Akademikerfamilie aufwachsen zu dürfen, der wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit (fast 80%) selbst ein Studium abschließen, dementsprechend besser verdienen, gesünder sein, entspannter und länger leben, usw. Das Hackler-Kind wird Hackler – immerhin auch mit einer Wahrscheinlichkeit von über 70%. Im Durchschnitt halt, denn so Studien sagen über den Einzelfall – wie ich auch einer bin – natürlich nichts aus.
Was also tun, um die vielbeschworene Aufwärtsmobilität zu verbessern und mehr Kindern den Zugang zu höherer Bildung zu ermöglichen?
Geld hilft nicht immer.
Für viele Bildungspolitiker und Bildungspolitikerinnen ist die Antwort hier seit Jahrzehnten klar: Es braucht mehr Geld! Für neue Schulen, eine bessere Betreuungsquote, moderne Lehrmittel, mehr Ausflüge, mehr Zeit für Vor- und Nachbereitung und und und – die Wunschliste ist da lang. Und natürlich haben sie recht, denn wenn sich eine Lehrperson auf, sagen wir zehn Kinder konzentrieren kann, ist das etwas anderes, als wenn sie 30 und mehr vor sich sitzen hat. Frontalunterricht ist da das Maximum was geht, die Lärmkulisse auch bei einer braven Klasse dementsprechend belastend und jeder Tag eine Herausforderung mit ungewissem Ausgang – für beide Seiten.
An diesen Schrauben zu drehen ist aber einerseits teuer und bringt andererseits wenig, wie die Skopek-Studie zeigt.
Bildungssieger mit sechs Jahren.
Wirklich entscheidend für die Bildungsbiografie eines Kindes ist nämlich das, was davor, also vor der Einschulung, passiert. So lassen sich schon wenige Monate nach der Geburt erste Unterschiede bei den Kompetenzen der Babys nachweisen – abhängig vom Bildungsniveau der Eltern. Es beginnt ein Schereneffekt zu greifen, der dann bis zum sechsten Lebensjahr immer deutlicher auseinanderklafft. Der Grund dafür: Unterschiedliche Erziehungsstile. Etwa ob sich Eltern Zeit für ihre Kinder nehmen, viel mit ihnen sprechen, ihnen vorlesen und den Tag mit gemeinsamen Aktivitäten füllen, oder ob der Nachwuchs stärker auf sich gestellt ist, so wie das in bildungsferneren Schichten öfter der Fall ist.
US-Forscher haben beispielsweise herausgefunden, dass Kinder aus Akademikerfamilien bis zum vierten Geburtstag rd. 45 Millionen Wörter zu hören bekommen und verarbeiten müssen. In weniger gebildeten Familien sind es hingegen nur 10 bis 15 Millionen (Risely/ Hart).
Letztere haben also einen großen (Gehirn-) Trainingsrückstand, der sich dann natürlich auch bemerkbar macht.
Leistung der Schule ist enorm!
Versteht man das, versteht man auch, dass die Schule und hier natürlich zuallererst die Lehrerinnen und Lehrer enormes leisten. Es gelingt ihnen das Auseinanderdriften zu stoppen und alle Kinder entsprechend ihrer jeweiligen Voraussetzungen bestmöglich mitzunehmen.
Was ihnen aber ganz einfach nicht gelingen kann, ist es die Mängel an frühkindlicher Förderung durch die Eltern auszugleichen, und zwar fast unabhängig davon, wie viel Geld man ins System und wie viel Lehrer in eine Klasse stopft.
Erfolgreiche Bildungspolitik ohne Scheuklappen.
Erfolgreiche und vor allem effiziente Bildungspolitik muss also früher ansetzen und endlich dümmliche parteipolitische Scheuklappen abnehmen. Der Kindergarten muss als erste Bildungseinrichtung ernst genommen werden, das zweite verpflichtende Jahr für alle, besser heute als morgen kommen und eine qualitativ möglichst hohe Ausbildung des Personals garantiert und gefördert werden.
Gleichzeitig – und jetzt komme ich auf den Anfang zurück – dürfen wir aber auch die Eltern mit der verantwortungsvollsten Aufgabe ihres Lebens nicht allein lassen. Was es hier braucht sind maßgeschneiderte Eltern-Bildungsangebote und eine Anreizstruktur, die dafür sorgt, dass diese auch angenommen werden. Ja und zu guter Letzt bin ich heute sicher, dass es eine Differenzierung im Bildungssystem braucht. Und zwar intern differenziert, genauso wie‘s die alte „böse“ Hauptschule gemacht hat. Mit Leistungsgruppen, um in den Kernfächern auf unterschiedliche Kompetenzlevels der Kinder bestmöglich eingehen und dennoch die gemeinsame Schule der 10-14-Jährigen gewährleisten zu können. Ansonsten drohen Durchschnittsfalle (Autor: Markus Hengstschläger) oder Elitenprogramm.
Könnte das nicht eine revolutionäre Idee fürs Gymnasium für alle sein?
Mit nur 26 Jahren zieht Daniela Holzinger-Vogtenhuber erstmals in den Nationalrat ein. Bald als SPÖ-Rebellin bekannt, stellte sie sich mehrfach gegen den Klubzwang und trat letztlich erfolgreich für die Stärkung parlamentarischer Kontrollrechte ein. 2017 bricht sie endgültig mit ihrer ehemaligen Partei, kann ihr Mandat bei den vorgezogenen Neuwahlen jedoch behaupten. Diesmal parteiunabhängig über ein Ticket der Liste JETZT, wo sie zur „fleißigsten“ weiblichen Abgeordneten des Parlaments avancierte. Heute ist Holzinger-Vogtenhuber Seniorpartnerin einer Agentur für Politikberatung und leidenschaftliche eXXpress-Kolumnistin.
Kommentare
Ich sage jetzt etwas politisch völlig Unkorrektes und werde zweifellos dafür von allen Linken geteert, gefedert und gekreuzigt: Kinder werden genetisch von ihren Eltern bestimmt, d.h. intelligente Eltern bekommen auch (potenziell) intelligente Nachkommen (und umgekehrt); die Eltern vererben ihre Gene den Kindern. Natürlich ist nichts 100%-ig, es gibt jede Menge Ausreißer nach unten und nach oben, aber grundsätzlich bin ich (und bei weitem nicht nur ich) – auch erfahrungsmäßig – der festen Überzeugung, dass diese “biologistische” Theorie den Tatsachen entspricht.
Alles richtig, was hier steht.
Allerdings fehlt etwas ganz Wichtiges: Die Haltung der Eltern zu ihrem (Klein-)Kind und deren Bereitschaft, mit ihm zu kommunizieren und Nähe zu leben.
Man sieht nur wenige Eltern mit einem Kleinkind auf dem Schoß, dem sie etwas zeigen und dazu sprechen. Das könnten auch Eltern, die Analphabeten sind, dafür benötigt man keinen Hochschulabschluss. Viel praktischer aber ist es, das Kind hängt irgendwo auf einem eigenen Sessel herum oder krabbelt so vor sich hin, und man kann sich mit anderem, vorzugsweise dem eigenen Handy befassen. So lernt das Kind von Anfang an: Ich bin allein oder muss mir selber etwas suchen, was mich freut. Das kann aber nur ein Handy sein, denn schließlich ist es ja auch für meine Eltern viel spannender als ich. Alles andere um mich herum, Menschen, Natur, Sachen, Stadt und Land, sind völlig unbedeutend, man kann das ruhig ignorieren.
Und die nächste Generation von ungeschickten, ahnungslosen und desinteressierten Menschen ist schon da!
Bei allem Unwissen, was Bildung betrifft, spricht die Kommentatorin, die aus einer bildungspolitischen Ebene kommt, die schlichtweg in der Schule Einheitsbrei für alle fordert, wichtige Punkte mit erstaunlicher Weisheit an.
Selbstverständlich und Gott sei Dank wird Bildung vererbt. Das, was gewisse Kreise unserem Bildungssystem zum Vorwurf machen, resultiert ganz einfach daraus, dass die einen Eltern eben mehr und andere wiederum weniger Verantwortung für das Fortkommen ihrer Kinder übernehmen.
Jetzt die an den Pranger zu stellen (wie es die Linke systematisch macht), die sich besonders in der frühkindlichen Phase Zeit nehmen für ihre Buben und Mädchen, oft auch unter Verzicht auf (noch) größeren Wohlstand, ist eine kaum noch zu überbietende Chuzpe und muss auch endlich als solche entlarvt werden.
In Wahrheit geht es den Kritikern des Ist-Zustands doch darum, um auf niedere Instinkte wie Neid auf alles, „was besser, schöner oder reicher ist“, zu setzen. Das ist auch viel bequemer, als in der Leistungsgesellschaft selbst mit gutem Vorbild vorauszugehen. Das ist einfacher, als mit den eigenen Kindern zu lesen, rechnen oder zu musizieren.
Das erinnert mich daran, dass in meiner eigenen Schulzeit manche Kollegen dazu aufgerufen haben, schwierigen Stoff nicht zu lernen, weil „wennˋs alle nicht können, kann der Lehrer ja nicht alle durchfallen lassen.“
Solcher Argumentation muss entgegengehalten werden, dass die wahren Prüfungen nicht in der Schule stattfinden, sondern dass sie das Leben bereithält. Und die Schule sowie das Gros der Lehrer bemühen sich darum, den ihnen überantworteten Nachwuchs gut darauf vorzubereiten. Wer diese Hilfe ausschlägt oder gar kritisiert, tut sich und seinen Mitmenschen nichts Gutes.
Mit einem „Gymnasium für alle“ oder einer Gesamtschule würde es in der Bildung leider große Rückschritte geben. Nicht nur die Schwachen müssen gefördert und gefordert werden, sondern auch die anderen, denen es der Herr offenbar ohnehin reichlich gegeben hat. Dafür eignen sich homogene Lerngruppen am besten.
Ja, wir brauchen auch unsere Eliten, denn irgendwer muss die Steuern bezahlen, mit denen die sozial Schwachen, die mit ihrem patscherten Leben und die systematischen Leistungsverweigerer (professionelle Nutzer des Sozialsystems) am Leben erhalten werden.
Das stimmt so nicht unbedingt. Jene, die wirklich sehr erfolgreich und auch reich werden, haben in den seltensten Fällen ein abgeschlossenes Studium, sind mitunter sogar Schulabbrecher oder haben ganz normal ein Handwerk gelernt.
Bildung schafft keine Intelligenz und keine Talente.
Man kann durch Schule und Bildungsangebote nur erreichen, dass möglichst jeder für sich selbst sorgen kann. Mehr nicht. Alles andere kommt von den Leuten/Kindern selbst. Bildung und Ausbildung kann man etwas später noch nachholen, was einem die Eltern verwehrt oder nicht ermöglicht hatten. Das tun auch sehr viele. Die haben dann lediglich ein paar Jahre verloren, aber sind nicht dauerhaft dadurch eingeschränkt.
Wenn wir alle elitäre Akademiker wie z.B. Sozialwissenschaftler, Architekten und Literaturwissenschaftler werden wollen, wer erledigt dann die primitiven Arbeiten von Handwerkern und die vom Pflegepersonal?
Ach, die importieren wir !!?? 😎😎 Cool!!!
Das Pflegepersonal holen wir aus Rumänien, Bulgarien, Slowakei und Polen (weil die ihr Pflegepersonal nicht selber benötigen ….)
und die Facharbeiter aus der Türkei, Arabien, Nigeria, Somalia, Tschetschenien/Afghanistan 😎😎 Cool!!!
Sorry, aber wenn sie die Arbeiten von Handwerkern als “primitiv” bezeichnen, dann hatten sie wohl noch nie mit Handwerkern und deren Arbeit zu tun.
(Ich nehme an – und hoffe – sie haben das ironisch gemeint; ist aber nicht gut als solches erkennbar).
ich habe das ironisch gemeint und Sie haben das auch so richtig erkannt
Kinder fördern ist immer gut, aber ein möglichst hoher formeller Bildungsabschluss als Ziel ist in Frage zu stellen.
Typische Maturanten/Akademikertätigkeiten werden in den nächsten Jahren in atemberaubendem Tempo wegfallen; Man führe sich nur den Fortschritt bei Übersetzungsprogrammen innerhalb der letzten 5 Jahre vor Augen.
Der Installateur wird noch mehr beherrschen müssen, aber keine Maschine wir ihn ersetzen.
Die Politiker sollen nicht nur die Schule in Ruhe lassen, sondern auch die Familien!
Die Aufgabe der Politiker wäre es, die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen, alles andere ist alleinige Angelegenheit der Eltern bzw. Familien.
Eltern sollen erziehen, Schulen bilden!
“Der Installateur wird noch mehr beherrschen müssen, aber keine Maschine wir ihn ersetzen.”
Ihrer Argumentation zufolge könnte man den Installateur durch einen Roboter ersetzen, dann braucht man auch keine mehr. Ihr Beispiel, Übersetzer gegen Installateure auszuspielen, finde ich ehrlich gesagt ziemlich schäbig und arrogant. Bei allen technischen Fortschritten muss in beiden Fällen auch weiterhin die Arbeit von Menschen gemacht werden.
Die Arbeit eines Installateurs ist zu komplex für einen Roboter: Zum Beispiel ein Leck in der Leitung diagnostizieren, aufspüren und dann noch oft mit suboptimalen Materialien improvisierend abdichten, alles in wenigen Stunden – solche Roboter wird es in absehbarer Zeit nicht geben.
Übersetzungsprogramme arbeiten schon so gut, dass man die Computerübersetzung nicht mehr als solche erkennt.
Ganz genau. Wenn ich heute jung wäre und vor der Berufsentscheidung stehen würde, würde ich Installateur werden. Letztlich geht es darum, sicher Geld verdienen zu können und das ist heute bei kaum einem Beruf mehr sicher.
Computer können alle Leute ersetzen, die nicht kreativ sind. Standardwissen kann ein Computer viel effektiver verarbeiten. Und alle manuellen Arbeiten, die an einem festen Ort ausgeführt werden.
Man sieht sehr gut am Beispiel der Banken, wie eine komplette Branche, die immer sehr gut verdient hatte, vollkommen verschwindet. Jedenfalls als Arbeitsplatz für Menschen. Produktionsbetriebe sowieso. Beispielsweise Bäckereien gibt es praktisch nicht mehr.
Aber Dachdecker, Installateure, Elektriker und ein paar wenige weitere Berufe werden in absehbarer Zeit nicht zu ersetzen sein. Die haben auch Arbeit während Lockdowns, während Kriegen etc. Egal was passiert, man wird sie immer brauchen.
Der Lockdown war der perfekte Indikator dafür, welche Jobs mittelfristig sicher sind. Wer trotzdem hinaus musste, ist mehr oder weniger unersetzlich; Alles andere kann ohne oder mit sehr viel weniger Menschen erledigt werden.
Ich muss diesem Kommentar deutlich widersprechen. Der zentrale Punkt: “Bildung wird vererbt”. Das ist eine der falschesten politischen Statements der letzten Jahre.
Ausschlaggebend ist, ob Eltern den Bildungsweg und Bildungserfolg als wichtig betrachten und ihn dementsprechend fördern. Also: ihre Kinder unterstützen, ihre Kinder motivieren, sich Zeit mit ihnen nehmen (das geht auch am Abend, nach der Arbeit) fürs gemeinsame Spielen, Lesen oder Rechnen (spielerisch auch vor Schuleintritt). Oder ob den Eltern das egal ist.
Entsprechend der ersten Aussage dieses Artikels ist dieser Sachverhalt Eltern in bildungsnahen Familien offenbar überwiegend klar, aber auch vernünftige Unterschichtsfamilien kümmern sich darum. Viele Arbeiter- und Bauernkinder haben es – unterstützt und gefördert durch ihre Familie, die das Potential des Kindes erkannt hat – zu Universitätsabschlüssen gebracht, ich kann es aus meiner eigenen Historie bestätigen.
Bildung wird nicht vererbt. Bildung kann man sich erarbeiten. Vernünftige Familien leiten ihre Kinder dazu an, unterstützen und fördern sie.
Solche vernünftigen Familien gibt es in oberen und unteren Gesellschaftschichten, vielleicht in unterschiedlichen Anteilen.
Das sollte man auch seitens der Politik anerkennen, dass manche Sozialleistungen nur bei Bildungsinteresse erbracht werden und vice versa gekürzt werden (Fam.-Beihilfe etc.), wenn die Kinder schulische Leistungen nicht erbringen, zB bei der Einschulung kein Deutsch sprechen, Hausübungen nicht bringen, gewalttätig sind, etc. Ich denke, so würde man mehr Familien dazu bringen, das Thema “Bildung der Kinder” ernster zu nehmen.
Das würde sicher – für die Kinder wie für die Gesellschaft – mehr bringen als schulischer Einheitsbrei wie NMS oder “Gymnasium für alle”.
…natürlich wird Bildung nicht genetisch “vererbt”. Frau Holzinger verwendet dieses gängige Sprachbild offensichtlich symbolisch um zu beschreiben, dass Eltern aus höhergebildetetn Schichten ihre Kinder schulisch einfach besser fördern und unterstützen.
“… Viele Arbeiter- und Bauernkinder haben es …”
Ich finde es bemerkenswert, dass Sie, wenn ich Ihren Zusammenhang nicht falsch interpretiere, “Bauern” zur Unterschicht zählen. Das ist weder in deren Selbstverständnis noch wirtschaftlich der Fall. Traditionell hat sich ein guter Teil der Akademiker immer schon aus “Bauernkindern” rekrutiert.
Landwirte und Arbeiter gesellschaftlich in einen Topf zu werfen entspricht der Ignoranz, die ich von Frau Holziger kenne. Ich selbst bin Landwirt und Akademiker, genauso wie meine Eltern und ein großer Teil meiner Verwandtschaft. In vielen Gegenden Österreichs entspricht die Nebenerwerbslandwirtschaft heute der Norm (sagt allerdings nicht viel über die Betriebsgröße aus). Solche Vorurteile wie sie Frau Holziger verbreitet, kenne ich aber leider zur Genüge. Einige Leute scheinen eine Art geistige Blockade zu bekommen, wenn man Ihnen erzählt, man sei Lehrer UND Landwirt, Forscher UND Landwirt, Anwalt UND Landwirt, etc., dem folgt dann die unausweichliche Frage: “Ja, sind Sie nun “Bauer” oder nicht nicht?”
Frau Holziger würde ich wirklich dazu raten, sich über Teile der Gesellschaft, von denen sie offensichtlich keine Ahnung hat im Vorfeld zu informieren.
Bildung kann man sich erarbeiten, Intelligenz aber nicht.
Man kann auch bildungsnahe bzw. bildungsferne Schicht dazu sagen, entscheidenden ist vor allem, in welcher Schicht Kinder sozialisiert werden und welchen Stellenwert Bildung in der Familie hat.
Das ist ein Klassiker, wenn man erfolgreiche Menschen immer als Studienabbrecher hinstellt, international gesehen haben sicherlich so mindestens 70 % einen höheren Abschlusss.
Zur Erklärung, Land/Fortwirte gehören nicht zur Unterschicht
@Jakob: Grundsätzlich gebe ich Ihnen recht, Ihre Milieubeschreibung trifft auf mich und meine Familie in gleicher Weise zu. Allerdings sind Arbeiter und Landwirte nicht von Frau Holzinger in einem Topf geworfen worden (sie sagt nix dazu), sondern im Kommentarbereich.
@ach was:
“Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen; aber keine Bildung den natürlichen Verstand.” – Arthur Schopenhauer
Diesem Kommentar kann ich nur voll zustimmen. Man sollte mit Mutter-Kind-Pass auch einen “Elternführerschein” installieren gekoppelt mit Sozialleistungen. Und im Bildungsbereich sollte mehr auf lebensnahe Themen gesetzt werden. #xsundbleim
“Man sollte mit Mutter-Kind-Pass auch einen “Elternführerschein” installieren gekoppelt mit Sozialleistungen.”
Ich meine den Kommentar so gelesen zu haben, dass Frau Holzinger so etwas gerade *nicht* sagt.
Ja und gleich gekoppelt mit einer Prüfung auf politische Verlässlichkeit. Nein, sicher nicht.
Die Kinder sind die Kinder ihrer Eltern und nicht die Frucht des Volkskörpers. Für die Erziehung und die Vermittlung von Werten sind ausschließlich die Eltern zuständig und befugt.
Eines der Erkennungszeichen von autoritären Systemen ist es, dass man die Kinder möglichst früh – spätestens ab 3 Jahren – in die Fänge des Staates bekommt. Das ist in Österreich mittlerweile schon ganz gut gelungen. Und da werden sie indoktriniert. Egal, ob das gut oder schlecht ist, es geht den Staat nichts an.
Der Staat ist für die Bildung zuständig und wie man sieht gelingt das garnicht, wenn ein Fünftel der Pflichtschulabgänger nach 9 (!) Jahren Schulbesuch nicht sinnerfassend lesen und nicht rechnen können. Das ist wirklich eine bemerkenswerte Nicht-Leistung.
Aber dafür wissen sie alles über FFF, Sex und die Großartigkeit des Sozialismus, was den Staat garnichts angeht.