
Daniela Holzinger: Pamela die Sitzkriegerin
Aufatmen in der Sozialdemokratie. Die Durststrecke scheint vorbei, der Dämon gebannt und die Kanzlerinnenschaft in Reichweite. Der wichtigste Gegner der SPÖ bleibt aber weiterhin die SPÖ, meint eXXpress-Kolumnistin Daniela Holzinger.
Lang, lang ist‘s her, als ich der Meinung war „in der Partei“ etwas bewegen zu können. Für soziale Gerechtigkeit, für Chancengleichheit, für unser Land. Für alle eben, die jeden Tag aufstehen, in die Arbeit gehen, sich um ihre Familien kümmern und ganz einfach ein Recht darauf haben ordentlich behandelt zu werden – gerade von jenen die am längeren Ast sitzen. Sie waren und sind meine Motivation mich gesellschaftlich zu engagieren. Eines der wichtigsten Ziele dabei: Die Partei von innen heraus zu reformieren. Nicht allein natürlich, das geht nur gemeinsam. Würde man aber die Kräfte bündeln, dann, ja dann wäre vielleicht eine andere Sozialdemokratie möglich. Eine die sich bei den „normalen“ Leuten wohler fühlt als am Nobelempfang. Die gerne einmal ein Bier beim „Wirten ums Eck“ trinkt und mit dem Champagnerbad im französischen Edel-Club so gar nichts anfangen kann.
Im Rückblick war da aber wohl etwas zu viel Idealismus dabei und eigentlich hätt ich‘s auch wissen müssen, hat man es mir doch mitten ins Gesicht gesagt: Die Partei will und wird sich nicht ändern. Punkt!
Das natürliche Auf- und Ab
„Warum sollte sie auch?“ fragte mich beispielsweise der damalige SP- Finanzstaatssekretär, als ich von ihm wissen wollte, wie er die Zukunft der Partei einschätze. Seiner Meinung nach wäre es „ein ständiges Auf- und Ab, an dem man sowieso nichts ändern könne und weil es damals schon einige Zeit bergab gegangen wäre, müsste es auch wieder einmal bergauf gehen.“ so die messerscharfe Analyse.
Also erst einmal nichts tun und aussitzen – ein erprobtes rotes Rezept.
Doch was dem designierten SP-Klubchef, der heute im EU-Parlament sitzt und irgendetwas mit Instagram-Kochvideos und Schokoladeverkostung macht, entgangen war, ist, dass sich die Zeiten ändern. WählerInnen werden mobiler, entscheiden immer weniger nach weltanschaulichen Kriterien, sind umfassend informiert und bereit, themenbezogen auch über ehemals unüberwindliche Parteigrenzen zu springen. Also nein, 2013 sollte es für die Partei nicht „bald“ wieder bergaufgehen. Vielmehr gings weiter hinab ins Jammertal. Von den knapp 27% (2013), auf das bisherige Allzeit-Tief von lediglich 16% Zustimmung bei Umfragen Mitte 2020.
Stinken leichtgemacht
Doch auch ich habe da einiges übersehen: Zwar sind die WählerInnen mobiler geworden, nicht aber die Parteien und schon gar nicht das Parteiensystem. Soll heißen, dass es für neue Listen nach wie vor enorm schwierig ist, als wählbare Alternative (4%-Hürde!) wahrgenommen zu werden.
Zwischenmenschliche Beziehungen im polit-medialen Dörfchen Wiens spielen da genauso eine Rolle, wie die Begleichung offener Rechnungen (wort-wörtlich und sinngemäß), wechselseitige Abhängigkeiten und natürlich der Füllstand der Kriegskassen.
Weil – jede Mutter kann da ein Liedchen davon singen – mit vollen Hosen, ist leicht stinken. Und jene rd. 212 Millionen Euro, die unseren gewählten Parteien per anno vom Steuerzahler zur Verfügung gestellt werden, sind da ein ganz ordentlicher Haufen olfaktorischer Überzeugungskraft.
Die Aussitz-Kriegerin
Durch die Reduktion des politischen Spektrums auf eine Handvoll Alternativen, ist die fast kindlich anmutende Einschätzung meines Gesprächspartners realpolitisch also gar nicht so falsch. Hat man den langen Atem eine Durststrecke auszuhalten und auf Fehler des Mitbewerbers zu warten, dann stehen die Chancen durchaus gut, wieder zuzulegen. Und zwar ganz ohne eigene Leistung, nervige Reformarbeit oder irgendwelcher inhaltlicher Erfolge.
So wie des Türkisen Leid, dieser Tage zur roten Freud wird und Aussitz-Kriegerin Pamela Rendi-Wagner tatsächlich in Reichweite der Kanzlerinnenschaft bringt.
Parteifreund-Parteifeind
Weiterhin außer Reichweite scheint bei den Roten jedoch der notwendige innerparteiliche Schulterschluss zu sein. Rendi-Wagners Neujahrs-Klausur in Krems musste ohne Intimfeind Hans Peter Doskozil auskommen. Als LH zog der die Vorbereitung seines Burgenlandes auf das Omikron-Virus doch tatsächlich dem Kremser Plauderstündchen am Buffet vor.
Ein absolut unsolidarischer Akt wie PRW – Kanzlerin in spe – meinte. Schließlich sei das „für niemanden nützlich, weder für die Partei noch für Doskozil“.
Stimmt, werden sich da viele Burgenländer gedacht haben und „wie gut, dass unser Landeshauptmann zuerst an uns denkt, nicht an sich oder die Rendi-Partei.“
Wir dürfen jedenfalls gespannt sein, welcher Zugang sich in der SPÖ durchsetzen wird. Aussitzen oder Anpacken. Rendi oder Dosko.
Mit nur 26 Jahren zieht Daniela Holzinger-Vogtenhuber erstmals in den Nationalrat ein. Bald als SPÖ-Rebellin bekannt, stellte sie sich mehrfach gegen den Klubzwang und trat letztlich erfolgreich für die Stärkung parlamentarischer Kontrollrechte ein. 2017 bricht sie endgültig mit ihrer ehemaligen Partei, kann ihr Mandat bei den vorgezogenen Neuwahlen jedoch behaupten. Diesmal parteiunabhängig über ein Ticket der Liste JETZT, wo sie zur „fleißigsten“ weiblichen Abgeordneten des Parlaments avancierte. Heute ist Holzinger-Vogtenhuber Seniorpartnerin einer Agentur für Politikberatung und leidenschaftliche eXXpress-Kolumnistin.
Kommentare
Bequem zu sein ist nicht schnell genug
und warten bis wer Fehler macht ist
Bequmlichkeit.
Wer nicht’s tut macht keine Fehler aber
wer etwas tut ist eben schneller.
Ich hab gemerkt es ist zu einfach die kollektive Schuld der Verfehlungen und freisinnigkeiten der Sozialdemokratie besonders in der Corona-ära auf PRWs Schulter zu schultern, denn auch Michael Ludwig hat sich**** gebaut.
Daher #gehludwig ,die Petition um den nächsten Machthaber loszuwerden nach Nusarbajew.
Die SPÖ hat zu 90% in der 2. Republik den Bundeskanzler gestellt. 90% besteht der ÖGB aus Sozialisten. Soziale Gerechtigkeit ist eine Endlosschleife, so fangen Menschen mit Käse und Speck Mäuse. Armut wird bewußt importiert, weil sonst die SPÖ untergeht.
Mit dem „Allzeit-Tief“ der Roten hat Mitte 2020 auch die „Make him dirty“ Sudelkampagne gegen Kurz seinen Lauf genommen.
Die Sudelkampage war ohne Zweifel siegreich, Kurz & Co sind weg, die ÖVP um gut 10% zurechtgestutzt, die Roten sind wieder bei 25-26% und die Kanzlerschaft somit in Griffnähe.
Die Sache hat aber einen Haken: Die „Untadelige“ wirkt auf die Menschen offenbar nicht allzu vertrauenswürdig. Selbst der ungewohnt handzahme „Wolf“ stichelte, „daß Randi-Wagner im aktuellen Vertrauensindex nur auf Platz 12 liegt, gerade mal vor der neuen Staatssekretärin Plakholm, die keiner kennt“.
Glauben die Akteure und Profiteure dieser Sudelkampagne, daß die Menschen die Scheinmoral der Roten nicht durchschauen?
Mit wem soll die Kanzlerschaft erreicht werden ? Ich frage nur für einen Freund. 🙂
die Zerstrittenheit der Bürgerlichen (dazu zähle ich auch die FPÖler) könnte auch in Ö zu einer roten Kanzlerschaft führen.
Pamela R-Wagner Kanzlerin,
Werner K. Vize Nr. 1 und
Beate M-R Vize Nr.2
schon alleine der Gedanke ist furchterregend
Soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit gibt es längst.
Jeder kann aus eigener Leistung erreichen was er sich vornimmt.
Für Erfolg braucht man hin und wieder auch das Glück des Tüchtigen, dass kann aber leider oder Gott sei Dank, die Politik noch nicht verordnen.
Bier ums Eck oder Champagner im Nobellokal, ich bin froh das beides möglich ist und freue mich für jeden der dort seine Freunfschaften pflegt. Seien wir lockerer und nicht so Schwarz-Weiss.
Kanzlerinnenschaft …
Welche Wortschöpfungen müssen noch erbracht werden um zu erkennen, mit welchen Zeitgeist*innen wir es zu tun haben?
Frage: warum Alternativen und nicht auch Alternativ*innen, Burgenländer und Burgenländer*innen und Dämon und Demon*innen?
Und es soll natürlich auch Deutsch*innen heißen, denn es gibt ja auch weibliche und sonstige diverse/allerlei Deutsche …
Und dann heißt es korrekt:
Liebe Deutschinnen und Deutsche und alle die in Deutschland leben …
Bravo
Ein Auslöser zum schnelleren Umdenken wäre z.B. die Kürzung der Parteiförderungen. Denn wenn die Partei zum guten Teil vom Mitgliedsbeitrag abhängt, fangen bestimmt alle zum umdenken an.
Es gibt meiner Meinung nach genau eine Person, die glaubt, dass Rendi Wagner eine begabte, authentische und ehrliche sozialistische Politikerin ist.
Und ich fürchte, auch die tut nur so.
Meine antwort ist weg…nochmals , stimmt, diese themen gingen mit kreisky u auch die ideologie.
Es ist eine bobo partei die gruenen wurden schwarze und die schwarzen tuerkise.
Stimmt , diese partei von der sie sprechen ging mit kreisky.
Dann kamen die banker geld und machtpolitiker ,die aufsteiger, politik als sprungbrett zu geld. Siehe einige in wr stadtregierung, exkanzler etc.
Nicht nur spoe.
Ich halte rendi wagner nicht fuer eine sozialdemokratin, aber andere in der fuehrung auch nicht.
Da muessten wir anders dastehen, die spoe anders agieren.
Das gilt auch fuer gruen, tuerkisschwarz.allein tuerkis, aber schwarz, ist eigen. Auch sie sind keine echten.
Tatsache ist, dass autoritaer, ohne ideologie, das volk entmuendigt, seines erwirtschafteten geldes beraubt im sinne von zweckentfremdet, ueber gesetze hinweg, regiert wird. Mein verdacht, wurscht ob rot schwarz gruen. Sie sind ohne ideologie. Es fehlt liebe empathie, aufrichtigkeit land u leuten gegenueber.
Verfassungsbrueche werden nicht geahndet, daschlogn aufklaerende prozesse. Vernunft gibt es nicht.
Macht u gier beherrschen die regierenden. Oder auch verfolgung einer agenda. Oder auch nur dilettantismus oder alles zusammen.
Kann ja sein , dass sie nur keine ahnung von etwas haben, aber so siehts aus. Finanzielle aushoehlung des staates und dikt. vorgehen gg die
Bevoelkerung.
2024 ist Trump wieder Präsident, Kickl Kanzler, die Geimpften im Krankenhaus und Joy Pamela kann sitzen, wo sie will.
“Lang, lang ist‘s her, als ich der Meinung war „in der Partei“ etwas bewegen zu können.”
Eigentlich möchte ich als freier Mensch mein Leben selbst gestalten und nicht von einem Apparatschik gestalten lassen.
Stimme Frau Holzinger zu, Päm wird unsere neue Bundeskanzlerin. Allerdings nur mit Gnaden der linken Medien und den Rollkommandos der WKSTA unter der Führung von Zadic/Pilz, die jeden Gegner mittels “Home Invasions” hinweg raffen werden, sodass zuletzt nur noch Päm übrig bleibt. Wir nennen das hier in Österreich Demokratie
Dr.P genauso ist es!
Das Grundübel für die SPÖ ist, dass sie von PRW in einem Interview zu einer Volkspartei ernannt wurde, weil sie so wie ihr Vorgänger zu überheblich sind Obfrau/mann einer Arbeiterpartei zu sein.
Ein weiteres Beispiel, der Porschefahrer, der sich ein Gemälde aus öffentlicher Galerie ins Büro hängt – geht`s noch?
Aus Überheblichkeit der SPÖ sind scharenweise die Wähler zur FPÖ abgewandert; man kann nicht Wasser predigen und selbst Wein trinken.
Der einzig glaubhafte SPÖ ler ist mMn Kazian, der weiß was ein ArbeiterIn verdient und kennt auch deren Sorgen.
Scheinbar wird sich laut letzter Klausur die SPÖ in Zukunft mehr in Wirtschaftsfragen einbringen. Wer wird endlich die Themen wie Pflege, Pensionen, Mieten … nicht nur ansprechen sondern auch anpacken!!!!
Richtig @Speedy – ich war einst Roter Falke, und alles was man uns beibrachte (Uniformierung, Strassenkampf, Lieder, Ausgrenzung Andersdenkender, Aufstieg durch lange Parteizugehörigkeit…) findet sich jetzt plötzlich bei den Grünen wieder !!?!
Der SPÖ sind die Zielgruppe=Arbeiter abhanden gekommen, gibt ja nicht mehr so viele , dafür setzt sie auf Migranten ! Ganze Heerscharen von Migranten , die den einstigen Wähler ersetzen sollen . Dabei bleibt Soziale Gerechtigkeit, Verantwortung für die Bürger des Landes.. , völlig außer Ansatz !
Aber schon die Partei-Suche der Autorin zeigt die Zerrissenheit , zeigt die Suche nach der richtigen Bewegung – und sei es nur die “Einheitsgruppe für Geldsegen !! 🙂 🙂