
Daniela Holzinger: Steuerreform mit Enteignungsautomatik
Warum oppositionelle Kritik am Klimabonus kleinkariert ist, die Fortschreibung der staatlichen Enteignungsautomatik – vulgo – „kalte Progression“ aber niemanden wirklich stört, erklärt eXXpress-Kolumnistin Daniela Holzinger.
Die Steuerreform ist da und wie üblich ein willkommener Anlass für innenpolitisches Schattenboxen. Geht es nach der amtierenden Regierung – so wie eigentlich bei allen Regierungen und Steuerreformen zuvor auch – dann hätte man das größte Entlastungspaket der jüngeren Geschichte geschnürt. Zudem sei die erstmalige Einführung einer CO2-Bepreisung ein Quantensprung für den Klimaschutz und damit das Lable „öko-sozial“ auch mehr als verdient.
Alles nur ein „riesen Schäh“ (Loacker, NEOS), der zudem weder ökologisch noch sozial (Rendi, SPÖ) sei, tönt es hingegen aus den Reihen der Opposition. Vielmehr handle es sich um ein umfassendes Belastungspaket, das insbesondere der geschundenen, ärmlichen Landbevölkerung das Leben zur Hölle machen würde (Fuchs, FPÖ). Zack – puff! Da geht’s also wieder heiß her.
Auf die Rechts-Rechts-Links-Kombination von Kurz und Kogler folgen „treffsichere“ Lufthaken der Opposition. Stünden sich die Akteure mit vertauschten Vorzeichen gegenüber, es bliebe dasselbe Schauspiel.
Weil eine Regierung muss nicht nur machen, sondern sich selbst für den schwindligsten Kompromiss ganz kräftig loben und eine Opposition, ja die muss kritisieren, was auch immer ihr vorgelegt wird. Soweit die ungeschriebenen Regeln parteipolitischer Überlebenskämpfe. Sieht man sich jedoch an, was da kritisiert wird und was eben nicht, so scheint das Reformpaket den Test durchaus bestanden zu haben.
Ökobonus-Malus
Zankapfel ist vor allem der Klimabonus. Wer den jedoch kritisiert und von einer „Zersiedelungsprämie“ oder einem „Klima-Malus“ für Stadtbewohner spricht, der hat entweder nicht verstanden worum es geht, oder will bewusst irreführen. So hofft man den Lenkungseffekt nicht mittels Zwang und einseitiger Verteuerung zu erreichen, sondern durch eine Veränderung der Kostenstruktur bei den Haushalten.
Der Bonus soll die Mehrkosten durch CO2-Besteuerung auffangen und unterm Strich die Schwarze Null – mehr oder minder – stehen bleiben. Dadurch wachsen Anreize klimaschädliches Verhalten einzuschränken, nach Möglichkeit auf das Auto zu verzichten oder endlich die Heizungsumstellung in Angriff zu nehmen. Das alles wird attraktiver, wenn zunächst auch nur in homöopathischen Größenordnungen, wie NGOs zurecht anmerken. Immerhin, der Preis für die Klimagas-Tonne soll in den kommenden Jahren steigen und mit ihr auch der Bonus.
So und wenn man jetzt Eins und Eins zusammenzählt, dann ist auch klar, dass dort am meisten Mehrkosten abzugelten sind, wo auch am meisten Mehrkosten anfallen – typischerweise am Land und bei Menschen die ganz einfach auf das Auto angewiesen sind, um von A nach B zu kommen. Ganz im Gegensatz zum urbanen Raum, der in der Lage ist, leistungsfähige Öffis bereit zu stellen.
Das wissen natürlich auch die Stadtchefs Luger (Linz) und Ludwig (Wien) aber irgendwas muss man am Ende halt doch von sich geben, wenn man schon Opposition ist.
Enteignungsautomatik bleibt
Ganz anders, jedoch wenig überraschend, sieht es bei der Abschaffung der Enteignungsautomatik – vulgo – „Kalte Progression“ aus.
Sie bleibt unangetastet und wird auch in den kommenden Jahren verlässlich Milliardenbeträge in die Staatskasse spülen. Werden Löhne und Gehälter nämlich angehoben, um den inflationsbedingten Kaufkraftverlust auszugleichen, dann freut das nicht nur die Arbeitnehmer, sondern auch den Finanzminister. Bleiben doch die progressiv gestalteten Stufen der Lohn- und Einkommenssteuer unverändert, was automatisch zu höheren Steuereinnahmen bei annähernd unveränderten Reallöhnen (Kaufkraft) führt.
Und um eines gleich klarzustellen: Dabei geht’s nicht um Peanuts! Wie das Forschungsinstitut Eco Austria vorrechnete, werden allein für die Jahre 2019-2025 zusätzlich Einnahmen von etwa 20 Milliarden Euro über diese schleichende Enteignung prognostiziert. Ein Betrag der sogar die feuchtesten Träume des Sheriffs von Nottingham, des Abzockers der Abzocker, alt aussehen lässt.
So und wer jetzt laut schreit und sagt: „He, das ist doch ungefähr die Summe die man uns armen Schluckern jetzt als große Steuerreform „zurückgibt“, der hat nicht nur Recht, sondern auch den Grund dafür gefunden, warum kaum eine Couleur daran etwas ändern will. Lässt sich doch mit dem so gesammelten Spielgeld wunderbar ein bisschen Füllhornpolitik machen und ideologisch-programmatische Schwerpunkte setzen. Allein die NEOS sprechen sich bisher konsequent für die Abschaffung der kalten Enteignung aus – wenngleich sie auf Bundesebene noch nie die Chance hatten ihre Meinung auf der Regierungsbank zu ändern.
Mein Aufruf: Gute Politik darf nicht vom gerechten und gütigen Herrscher abhängen – sie muss in gerechten Regeln niedergeschrieben werden. Deshalb weg mit der kalten Progression!
Kommentare
Ohne einen Regierungsbeschluss ist die ökosoziale Steuerreform sowieso hinfällig – und danach schaut es im Moment ganz danach aus. Ob die Grünen jemals wieder so eine Chance bekommen, weder mit der SPÖ (“Autofahrer und Betongold first”) noch der FPÖ (“CO2, was ist das?”) . Vielleicht sollte die grüne Regierungspartie darüber noch ein wenig nachdenken, zumindest, bis der Beschluss durch ist, bevor man sich der grimmigen grünen Basis zuwendet.
Ach ja! Jetzt ist sie ja auch “Politik-Beraterin” …. zumindest im ServusTV darf sie mitquatschen!
Sie disqualifizieren sich Frau/Herr Katha. Im übrigen bin ich der Meinung, dass die Holzinger zwar mit der kalten Progression recht hat, man aber einmal ganz grundsätzlich über Leistungsgerechtigkeit reden sollte. Denn wie kann es sein, dass man Menschen schon von der “Sozialversicherung” entlasten muss, weil sie trotz arbeit zu wenig verdienen um überhaupt Steuern zu zahlen…
Kein Problem! Ich sehe das umgekehrt genauso! 😂
Die großen Städte sind ja auch nur deshalb in der Lage, ein dichtes Verkehrsnetz anzubieten, weil sie bei der Umverteilung der Steuermittel in mehrfacher Hinsicht privilegiert sind. Wenn die Mittel aus dem Finanzausgleich gerecht verteilt würden, könnten auch kleine Gemeinden öffentlichen Verkehr günstig und zielgruppengerecht anbieten. Verkehrsbetriebe, die fast ausschließlich große Städte bedienen, erhalten darüber hinaus jährliche Milliardenzuschüsse aus den Steuern der Landbevölkerung, die von diesen Verkehsmitteln nur wenig hat. Im öffentlichen Verkehr wäre endlich Kostenwahrheit angesagt!
Sind wir uns ehrlich ! Dieser missgewirtschaftete Staat ist in Wirklichkeit nicht mehr fianzierbar, selbst wenn wir die Steuerlast auf 60% des BIP´s erhöhen, würde über kurz oder lang wieder das Geld allerorts fehlen. Und zwar wo man hinschaut, Bundesheer, hier sitzen Tausendschaften umher und wissen nicht, was sie tun sollen, Sozialvericherung, hier darf man sich mangels Krankenkassen-Ärzte privat behandeln lassen, bekommt dann einen Bettel refundiert, ruft man bei der Polizei an, dann kommt niemand, in der Schule gibt es viel, nur keine “Leerer”, da diese superbezahlt bereits zu Mittag zu Hause sind, nur noch 20 Stunden/Woche arbeiten, möchtest du auf der Autobahn fahren oder deinen Pass verlängern, fallen horrende Gebühren an, willst du deinen Sohn/Tochter auf die Uni schicken, leider nein, dort sitzen schon Deutsche, die es nicht geschafft haben, in Deutschland einen Studienplatz zu bekommen, willst du in Wien eine Gemeindewohnung oder eine Anstellung beispielsweise als Busfahrer bekommen, leider nein, das alles nur noch für “Neubürger” usw usw usw . P.S. Der Hinweis von Frau Holzinger hinsichtlich der kalten Progression ist populistisch, da es Besserverdiener besser stellen würde, besser ist es, alle 3/4 Jahre einen sozialgerechten Ausgleich zu schaffen, heißt, die untersten Steuergruppen zu entlasten, also die “Arbeitssklaven aus der fianziellen Wüste” zu führen Die wirkliche Enteigung spricht Frau Holzinger nicht an, nämlich dass der kleine Hackler auf sein Sparguthaben keine Zinsen mehr bekommt und so die Schulden Griechenlands/Italiens und Spaniens mitbezahlt. Während die wirklich Wohlhabenden ihr Geld in Beton-Sparbücher oder Aktien anlegen, und dafür sorgen, dass ganz Österreich zubetoniert wird, wie allerorts, wo es schön zu leben ist, zu sehen ist. Aber wer schaut schon auf den kleinen Hackler ? P.P.S Bitte Frau Holzinger, greifen Sie auch einmal echt heiße Eisen an, beispielsweise das “kranke Krankensystem” und die unsoziale Aufteilung medizinischer Versorgung. Haben Sie eine Zusatzversicherung, Frau Holzinger ? Die bezahlt im Übrigen der kleine Hackler, der sich eine solche nicht leisten kann. Oder noch heißer, warum werden Sozialabgaben nicht als Steuer bezeichnet ? Und warum nimmt man Menschen, die vielleicht 1.100 € im Monat verdienen, und davon nicht leben können , noch € 200 an Steuer, Verzeihung Sozialabgaben ab, mit diesem Geld dann 39.000 Sozialversicherungsangestellte bestens bezahlt werden, die 40.000 Ärzte zu verwalten haben, die die Hälfte der Woche in Privat-Ordinationen /Privatkrankenhäuser arbeiten. Daher abschließend die Gretchen-Frage : Wie halten Sie es mit Ihrer Religion, Frau Holzinger “
Der österreichische Staat, und viele Staaten weltweit u.a. auch die USA, sind schon finanzierbar, aber eben nur mit einer Niedrigzunspolitik bei moderater Inflation welche die Staatsschulden über die Jahrzehnte entwertet.
Frau Holzinger, Ihr Scharfsinn fehlt in der heutigen Politik schmerzlich! Hoffentlich haben Sie bald wieder Gelegenheit sich im Hohen Haus einzubringen.
Frau Holzinger, Sie sind jetzt derzeit weder Regierungs- noch Oppositionspolitikerin und Sie schreiben selbst dass es ein “schwindeliger Kompromiss” ist. Ganz meine Meinung!