
Daniela Holzinger: Warum die SPÖ am liebsten mit sich allein ist!
Warum es für die SP ratsam wäre, statt politischer Sektiererei lieber konstruktive Koalitionen zu suchen, erläutert eXXpress-Kolumnistin Daniela Holzinger in ihrer aktuellen Kolumne. Andernfalls würde ihr dauerhaft das Schicksal einer NGO (Nichtregierungsorganisation) drohen.
Tirols SP-Chef Georg „Gergl“ Dornauer ist ja bekanntlich jemand, der gerne einmal ins Fettnäpfchen tritt. Beispielsweise wenn er im „kleinen, vertraulichen“ Kreise der Landtagssitzung über die „horizontalen“ Qualitäten einer Landesrätin schwadroniert oder mal eben sein geladenes Jagdgewehr im unversperrten Porsche am Flughafen vergisst. Letzteres übrigens beim Kurztrip vom heiligen Land der Tiroler, ins gelobte Land der Roten, dem burgenländischen Parteitag einen Besuch abstattend. Per Inlandsflug zur Klimadebatte – sozusagen.
Man gönnt sich ja sonst nichts
Aber was soll‘s, man gönnt sich ja sonst nichts und dass Georg Dornauer allerhöchstens bei der Pirsch was mit „grün“ am Hut hat, daraus macht er sowieso keinen Hehl. Also „am Hut hatte“ um genau zu sein, weil Pirsch gibt’s seit der Geschichte für den passionierten Jäger keine mehr – der Jagdschein ist weg, das unbefristete Waffenverbot da. Dem SP-Chef und Bürgermeister einer 1700 Seelengemeinde sei bewaffnet einfach nicht über den Weg zu trauen – so die zuständige Richterin (sinngemäß).
Doch auch wenn man sich im Wiener Politbüro mit Dornauer ausgesöhnt zeigt und dessen Mutation vom Rendi-Kritiker zum erklärten Fanboy erst kürzlich wieder mit einer Aufnahme in die Bundesgremien würdigte – die Probleme der SP im Westen werden damit kaum kleiner.
Jugendorganisationen schießen scharf.
So ließ die Tiroler Parteijugend dem Chef erst kürzlich multimedial ausrichten, dass dessen Forderung nach einer restriktiven Migrations- und Asylpolitik „populistisch“ sei, im „kompletten Gegensatz zu sozialistischen Grundwerten“ stünde und letztere eben „nicht verhandelbar“ wären. Die Möglichkeit einer Türkis-Roten-Koalition, wie Dornauer sie skizzierte sei deshalb „undenkbar und als Tabubruch auch kategorisch abzulehnen“. Vielmehr brauche es eine „gesamteuropäische Asylpolitik, wirkliche Lösungen für Flüchtende und eine konsequente Bekämpfung der Fluchtursachen“ so die jungen Roten – freilich ohne darauf näher einzugehen, was man außer „Herzlich Willkommen“ darunter zu verstehen habe.
Spätestens aber seit eine Horrortat sogenannter „Schutzsuchender“ die nächste jagt, haben wir ganz einfach anzuerkennen, dass hunderte Jahre sozio-kultureller Entwicklung weder auf der Balkanroute noch eingepfercht im Schlepper-LKW aufzuholen sind. Was bleibt sind Menschen, die ihr ruiniertes Land mit einem enormen Rucksack an Problemen verlassen und ein vorprogrammierter und massiver Clash of Civilizations – wortwörtlich – vor unseren Haustüren. Eine Politik, die das verneint oder aus falsch verstandener Gutmenschlichkeit und/oder jugendlich-unbekümmerter Aufmüpfigkeit ignoriert, führt sich selbst ad absurdum und ins politisch verzwergte Sektierertum.
Eiertanz beenden – Koalitionen suchen!
Will die Sozialdemokratie genau das vermeiden, muss sie den Eiertanz beenden und ihr Verständnis von Asyl-, Migrations- und Integrationspolitik ein für alle Mal klären. Sie muss beginnen sich wieder an den Wünschen und Bedürfnissen der eigenen Bevölkerung zu orientieren, anstatt vom hohen Ross herab identitätspolitisch zu moralisieren.
Wie das gehen kann, zeigt u.a. Mette Frederiksen mit ihrer dänischen Socialdemokraterne gerade überaus erfolgreich vor. Probleme werden dort nicht schöngeredet, sondern angepackt. Ghettos und Parallelgesellschaften nicht totgeschwiegen, sondern aufgelöst und die Entstehung neuer, durch aktive Integrationspolitik unterbunden. Alles mit dem Ziel, den sozialen Zusammenhalt des Staates zu erhalten und zu fördern – als Basis übrigens für einen solidarischen, sozialdemokratisch geprägten Wohlfahrtsstaat. Oder wie Tirols Jung-Sozis sagen würden: Pfui-Teufel!
Die Bundes-SPÖ eine NGO?
Um diesen Weg aber erfolgreich einschlagen zu können, heißt es sich vom politischen Sektierertum, von der Vranitzky-Doktrin und anderen roten Sargnägeln zu befreien und anstatt immer mehr Parteien und Koalitionsvarianten auszuschließen, mit all jenen eine Zusammenarbeit zu suchen, die es erlauben den eigenen Zielen näher zu kommen. Hans-Peter weiß, wovon ich rede. Der regiert jetzt absolut. Aber natürlich muss man das nicht machen und kann auch zu ganz anderen Schlüssen kommen. Dann aber sollte man sich überlegen, ob der Titel NGO (Nichtregierungsorganisation) für die Bundes-SPÖ nicht besser passen würde.
Mit nur 26 Jahren zieht Daniela Holzinger-Vogtenhuber erstmals in den Nationalrat ein. Bald als SPÖ-Rebellin bekannt, stellte sie sich mehrfach gegen den Klubzwang und trat letztlich erfolgreich für die Stärkung parlamentarischer Kontrollrechte ein. 2017 bricht sie endgültig mit ihrer ehemaligen Partei, kann ihr Mandat bei den vorgezogenen Neuwahlen jedoch behaupten. Diesmal parteiunabhängig über ein Ticket der Liste JETZT, wo sie zur „fleißigsten“ weiblichen Abgeordneten des Parlaments avancierte. Heute ist Holzinger-Vogtenhuber Seniorpartnerin einer Agentur für Politikberatung und leidenschaftliche eXXpress-Kolumnistin.
Kommentare
Liebe Daniela!
Wir haben meine Annahmen hinsichtlich der Sozialdemokratie noch zu deinen SP-Zeiten bei dir im Büro diskutiert. Leider zeigt die Entwicklung seither keine positiven Fortschritte. Ganz im Gegenteil. Statt sich mit der Kunst Adlers auseinanderzusetzen, wie man das Einende vor das Trennende stellt, ergeht man sich in Details, die innerparteiliche Spaltung provozieren. Diese beginnende Fraktionierung wird von der Wählerschaft deutlich wahrgenommen und könnte die letzte Runde der SPÖ in der bekannten Form einläuten. Es scheint, dass diese zur Unkenntlichkeit mutierte Partei tatsächlich sterben muss, um in einer verjüngten und idealisierten Form unter einer fähigen Leitung wie der Phönix aus der Asche aufzusteigen.
Die SPÖ ein “NGO”? Ist das nich die Abkürzung von “No Go”?
Solange die Genossen von der SPÖ Kopftücher als eine Bereicherung für Wien/Österreich empfinden und (musl.) Migranten aus dem musl. Weltreich willkommen heißen, ist jeder Gedanke über sie und ihrer Politik reine Zeitverschwendung.
Also die Bundes-SPÖ als NGO bezeichnen finde ich etwas seltsam. Das große Manko der Rendi-Wagner ist ja, dass sie nicht Opposition kann. Aber wenn mit NGO gemeint ist, dass sie glaubt eine GO zu sein, haben Sie recht.
Ich bin kein SPÖ-Kenner aber mal gefragt warum rot-blau keine Option ist habe ich erläutert, dass die Parteijugend der SPÖ das nicht vertragen würde.
Es freut mich, dass Frau Holzinger als Ex-Mitglied diese Meinung teilt, weil damit weiß ich dass ich nicht so falsch mit der Vermutung lag.
Wünsche schönes Wochenende!
Rendi-Wagner(SPÖ) sollte lieber Kritik an Maßnahmen wie der Registrierungspflicht üben.
Themen wie, dass Personen die sich nicht impfen lassen gekündigt wird ignoriert sie. Warum? SPÖ ist für Arbeitsplätze aber nur solange es um Geimpfte geht oder Minderheitenpolitik geht bezogen auf die Staatsbürgerschaft.
Der Impfstatus hat gefälligst geimpft zu lauten in der roten Rendi-Wagner Welt !
Die Idee die 3G in Betrieben einzuführen ist auch Flachwitz, weil es dieses Konzept bereits in vielen Firmen ohnehin gab.
Falls ein paar Sozialisten die Pam satt haben sollten ist, hier ein Link:
https://www.openpetition.eu/at/petition/online/zuruecktreten-bitte-dr-pamela-rendi-wagner-soll-als-spoe-bundesparteivorsitzende-endlich-gehen
Es bringt nichts, wenn sich die Roten verstellen und auf harten Asylkurs machen um nicht vollends in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Das nimmt ihnen sowieso keiner ab.
Das Grundproblem: Die rote “Mutti kocht für alle” Ideologie (Idiotie) sorgt dafür, dass den Linken immer das Geld ausgeht, das andere zuvor erwirtschaftet haben.
Es wäre schon viel gewonnen wenn die SPÖ wenigstens bei den Corona -Maßnahmen nicht bei allem was von türkis-grün kommt “noch eins drauf setzen” muss….
Diese “härter als Hart”-Mentalität bei den Corona-Maßnahmen verstehen viele als Anbiederei bei der Kurz-ÖVP.
Und ich persönlich als zu faul um Oppositionsarbeit machen zu wollen.
Als zweitgrößte Partei im Parlament müsste die SPÖ hier eigentlich brillieren. Schade, dass man keine Politiker vom Format Gusenbauer mehr in dieser Partei hat.
Ha ha ha: “wohlerworbenes Diebesgut” – 😉 Ist das wirklich vom Rauscher? – Im Übrigen: super Posting!
Also “wohlerworbenes Diebesgut ” ist von mir, das andere von Rauscher, war einer seiner wenigen guten Artikel.
Lieber Mag.P: Ich gratuliere zur wirklich gelungenen Formulierung! (Wollte eigentlich auf ihr unten stehendes Posting antworten, hab’ mich aber offensichtlich verklickt, sodass ein eigener Kommentar daraus wurde – aber Sie haben sich eh ganz richtig wiedererkannt.)
Sehr guter Kommentar. Aber ich denke, nachdem “die Richtung stimmt”, geht es wohl in den nächsten Jahren Richtung “NGO”.
Auch der Eiertanz um den ORF war wieder ein Lehrstück des medialen (linken, SPÖ-nahen) Mainstreams in Österreich. Da weißt man wirklich nicht ob man lachen oder weinen soll.
Perfekte Analyse, ich hoffe, sehr viele in der SPÖ lesen sie. Aber ob die SPÖ das umsetzt ist sehr ungewiss …
Bei Linken jüngerer Prägung geht es in erster Linie um Links-Sein als Selbstzweck. Sinnvoll ist das alles nicht, aber dafür “konsequent”. Zu glauben, dass man damit die ach so verhasste ÖVP entzaubern kann, ist vollkommen daneben.
Convenient-Linkssein: Mit vorgekauten Buzzwords Bullshit-Bingo spielen, auf Demos „gegen rechts“ gehen und alle außerhalb der Bubble Nazis schimpfen. Bestens kombinierbar mit Bier & Dope & Tagesfreizeit.
Daniela Holzinger-Vogtenhuber hat vollkommen Recht. Wo würde die Sozialdemokratie heute stehen, wenn man die Probleme, besonders die der Zuwanderung, gerade, ehrlich und vernünftig anspricht, Lösungsvorschläge auf den Tisch des Hauses legt, anstatt diese zu bekämpfen. Ein Beispiel hiezu. Es war schon immer ein großes Anliegen “echter Sozialdemokraten/inen” die Gebietskrankenkassen zusammen zu legen, weil es mit dem Solidargedanken aber wirklich nicht zusammenpasst, dass ein Burgenländer/in für die selben Beiträge weniger bekam als ein Oberösterreicher/in. Nun kommt ein Sebastian Kurz und erledigt das relativ einfach mit seinem, damals blauen Koalitionspartner. Und was machen die Sozialdemokraten/innen ? Sie schreien laut auf und demonstrieren. Wer demonstriert ? Nur die Angestellten, vornehmlich der Wiener Gebietskrankenkasse !! Warum ? Man hat Angst um die eigenen Privilegien. Und das ist zusammengefasst das Problem der ” sogenannten Sozialdemokraten”. Sie machen billige Klientelpolitik (O-Ton Hans Rauscher, Stadard), es geht Ihnen nur noch um”wohlerworbenes Diebesgut”, anstatt ehrliche Politik zum Wohle der österreichischen Gesellschaft zu machen, und da passt eben, um mit den Worten von Frau Holzinger-Vogtenhuber zu sagen, ein Inlands-Linienflug von Tirol ins schöne Burgenland zu einer Klimadebatte ebensowenig dazu, wie mit einem Porsche durch die Gegend zu düsen, um – bei wem auch immer – Eindruck zu schinden. Freilich würde “Gergl” entgegnen, “Jo mei, alsch Sozialdemokrat hob i ka Ormutsgelübde o´glegt”, stimmt, lieber Gergl, aber das Vetrauen ist dahin, und wie sagt eine alte Volksweisheit ? ” Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, selbst………………”