
Daniela Holzinger: Warum es klug ist, mit der FPÖ zu koalieren.
Schon wieder! Nach dem Sündenfall Niederösterreich folgt nun voraussichtlich in Salzburg die nächste schwarz-blaue Koalition. Vor allem aus Sicht der Volkspartei sind diese Tabubrüche gut kalkuliert und schlau. Warum, erklärt eXXpress Kolumnistin Daniela Holzinger.
Die große Amnestie.
Eine ÖVP, die Nazis Sitze im Parlament reserviert und politisch freie Hand lässt? Ein SPÖ Innenminister der den „Sozialismus“ im Nationalsozialismus als ideologisch verbindendes Element lobt?
Nein, das ist keine ferne Dystopie, kein Endpunkt einer vom totalen Sittenverfall geprägten politischen Kultur. Das war ganz einfach Realität im Staate Österreich.
Wir schreiben das Jahr 1948. Kurz nach Ende des Nazi-Regimes, eines Weltkrieges mit über 60 Millionen Opfern und der grausamen Realität industrieller Massenvernichtung, gehen wir unsere ersten wackeligen Schritte in Richtung Neuanfang.
ÖVP und SPÖ dominieren das Land. Im Schatten der Besatzungsmächte teilen sie Macht und Einfluss unter sich auf. Regiert wird konzentriert. Sogar mit den Kommunisten – als Zugeständnis an Stalin. Nichts konnte die politischen Freuden der Sieger trüben.
Auch nicht die sogenannte „Minderbelastetenamnestie“ von 1948.
Verbrechern die Hände reichen.
Irgendwie musste man schließlich mit mehr als einer halben Million ehemaligen Nationalsozialisten umgehen. Sie dauerhaft vom Wahlrecht auszuschließen, mit Berufsverboten zu belegen, war kein Zukunftsmodell und das, allen klar.
Zumindest 118 ehemalige Nazi-Opfer, politische Häftlinge und Widerstandskämpfer stimmten daher als Abgeordnete für die Amnestie, waren bereit ihren ehemaligen Feinden und deren Helfern einen gemeinsamen Neuanfang anzubieten.
Doch damit nicht genug. Plötzlich wieder legalisiert und wahlberechtigt, waren die „Ehemaligen“ für den Urnengang 1949 zum Faktor geworden. Wer immer sie auf seine Seite ziehen konnte würde die Nase vorne haben – das Nachkriegspatt auflösen und seiner Ideologie zum Durchbruch verhelfen. Jetzt begannen die Opfer um die Täter zu werben.
NSDAP 2.0
Bei der Volkspartei stellte man die Gründung eines eigenen nationalen VP-Flügels in Aussicht, garniert mit 25 Mandaten im Nationalrat – ohne Klubzwang. Quasi eine NSDAP 2.0 unter schwarzem Deckmäntelchen.
Bei der SPÖ war man sich dieser Gefahr wiederum bewusst. Nicht aber weil das hieße, nur vier Jahre nach Kriegsende wieder Nazis im Hohen Haus zu haben, sondern aufgrund der dadurch drohenden VP-Absoluten.
Als Gegenmodell wurde die Gründung einer eigenen Partei, eines Sammelbeckens ehemaliger Nationalsozialisten propagiert und letztlich durchgesetzt. Nicht ohne dem neuen „Verband der Unabhängigen (VdU)“ – einem Vorläufer der heutigen FPÖ – auch noch Teile des Wahlkampfes zu finanzieren. Sozialistisches Geld für Ex-Nationalsozialisten.
Aus heutiger Sicht undenkbar, skurril, ja verrückt. Damals aber sach- und machtpolitische Notwendigkeit im Kampf um die Zukunft des Landes.
Livestyle-Linke-Opposition
Wenn heute also Lifestyle-Linke-Sozialdemokraten mit Abscheu nach Niederösterreich und Salzburg sehen, dann hauptsächlich deshalb, weil sie diesen Kampf mangels einer Idee, einer Vision schon längst aufgegeben haben.
Man hat sich in der Opposition eingerichtet. Zieht moralische Unantastbarkeit, der politischen Realität vor und lässt Kritiker – auch parteiintern – gnadenlos die „Nazikeule“ spüren.
Währenddessen regiert die Volkspartei. Wenn nötig auch mit Freiheitlichen. Was aus zumindest vier Gründen, ziemlich schlau ist:
1. Taktik: Die Brutalo-Opposition wechselt ins Team der Regierungs-Jubler.
2. Statistik: Wer auch immer mit Blau koalierte, gewann die nächste Wahl (Schüssel 2002, Kurz 2019, Doskozil 2020), weil FP-Oppositionspolitik nur in der Opposition funktioniert.
3. Vernunft: 20-30% der Wähler ständig auszurichten, dass sie ekelig wären, führt auch dazu diese nachhaltig zu verlieren. Bei der ÖVP tut man das nicht und fischt zuweilen erfolgreich im blauen Teich.
4. Inhalte: Wer im Koalitionspoker auf mehr als eine Karte setzen kann, hat bessere Chancen zu gewinnen, seine Inhalte durchzubringen und den Auftrag seiner Wähler umzusetzen. Letztlich geht’s nämlich darum. Nur darum.
Kommentare
Bei der grünen Kampfpostille in lachsrosa geht die Post ab.
Die kriegen sich vor lauter Geifer nicht mehr ein 😁😁😁
Lieber Schreiberinrin,
ich hoffe es ist schon klar, dass die linken Euch als eigendefiniertes Wesen abschaffen wollen?
Nun erfreulich, dass eine uterale Person mit hochdruck diese Vorgänge noch unterstützt. In diesen Gruppierungen finden sich auch jene Ströungen, die es nicht erwaten können, noch mehr Partyboys aus dem globalen Süden herzuholen. Nun, aus meiner Sicht Vernünftig ist das nicht.
Es ist immer klug, die FPÖ zu wählen und mit der FPÖ zu koalieren!
Und 5. Rot Grün Neos muss verhindert werden.
Ja: “Wer einmal schon für Adolf war, wählt Adolf auch in diesem Jahr.” – Vor der Wahl von Adolf Schärf (SPÖ) als Bundespräsident.
Richtig ! Nachzutragen wäre das Datum des Geburtstages : es ist der 20.4. !! Bei Adolf Schärf- bitte ergoogeln… 🙂 🙂
Brillant! Vielleicht sollten sich das mal ein paar der heute überkorrekten “Sozialdemokraten” verinnerlichen.
Das Tragische daran: Es ist ihnen eigentlich völlig klar. Opposition heißt aber weniger Arbeit bei keiner Verantwortung und man kann sich auch noch das moralisch weiße Mäntelchen umhängen. Derweil wird abkassiert und wir, die armen Wähler, dürfen wiedereinmal zahlen!
Mit Doskozil und der Holzinger hätte die SP noch eine Chance. Ich wage aber zu vermuten, dass der eine nicht gewählt und die andere niemals in diesen Höllenschlund zurückgehen wird…
Mir fehlt immer, auf die Pol-Pot- und Stalin-Vergangenheit der Linken hinzuweisen. Waren auch keine Waserln.
Trotzdem: ein guter Artikel.
P.S.: Wie langsam muss man schreiben können?
Relativ einfach….damit das Land nicht entgültig Vermüllt
Frau Holzinger hat noch auf eine Kleinigkeit vergessen: Die erste sozialistische Regierung Kreiskys bestand zu fast einem Drittel aus “Belasteten” und war nur durch Duldung durch die FPÖ möglich. Ja, ich bin alt genug um mich zu erinnern. Fakten sind halt tatsächlich a Hund.
Der Artikel ist sehr gut. Den direkten Vergleich heutiger FPÖ-Wähler mit ehemaligen NSDAP-Mitgliedern finde ich aber völlig überzogen. Da wäre eine Neuformulierung angebracht.
Bitte FPÖ koaliert nicht mit der SPÖ. Die Politik dieser Partei beschränkt sich auf verhindern. Fast jede Entscheidung von denen richtet sich gegen den Bürger. Dem Inländischen Bürger nämlich!
Was ist los mit Ihnen Frau Holzinger?
Waren welche von SPÖ/Grünen Ghostwriter?
Koalitionen zwischen Partein, deren Wähler konträre Weltanschauungen und politische Philosophien vertreten sind am wenigsten erfolgreich. Das bedeutet nämlich immer, dass eine Partei auf Kosten ihrer Wähler Kompromisse schließen muss. Dabei verliert immer eine Partei. ZB bei Schwarz-Rot oder Rot-Schwarz hat meist die ÖVP verloren. Jetzt bei Schwarz-Grün verliert die ÖVP deutlich mehr als die Grünen. Bei Rot-Blau hat die FPÖ verloren. Sowohl bei Schwarz-Blau 1 als auch bei der 2. Variante hat sich die FPÖ selbst in die Luft geschossen, das ist nicht vergleichbar.
Wenn es den linksextremen Roten ( und Grünen) doch so viel Spass macht,die FPÖ ständig ins Nazi-Eck zu stellen, dann sollten die sie doch einschlägige Beispiele ausgraben und zur Anzeige bringen. Umgekehrt könnten sich die Blauen auch mit Anwürfen an den Sozialisten revanschieren,die diese ins linksextreme (hard core) Eck a la Nordkorea bis Stalin stellt . Aber dafür haben die Blauen – im Gegensatz zu den Linken -wohl zu viel Anstand.
Ich bin überzeugt, dass die SPÖ im Zweifelsfall keinen Moment zögern würde, mit einer KPÖ+ in eine Kooalition zu gehen. Auch wenn sich deren Mitglieder offen als Fan des Kommunismus outen, während die FPÖ-Politiker selten vom Nationalsozialismus schwärmen.
Endlich Mal ein ausgewogener Kommentar zu diesem leidige Thema.
Kompliment, ich finde, der Exxpress hat mit Abstand die besten Kolumnisten. Und Frau Holzinger gehört zu den besten der Besten!
Ja, nicht wahr? Ich kann das beurteilen, bin alt genug (über 80, bald 90). Genau so war es. In meiner Familie (alles Nazis, aber keine Antisemiten, ja, das gab’s auch) waren die meisten von den Sanktionen betroffen…war keine angenehme Zeit. Aber wenigstens keine linken Hysteriker, die – so wie heute – glauben, Beschimpfung der FPÖ ersetzt jedes Parteiprogramm….gut beobachtet, kleine Daniela.
Die SPÖ hat als einzige Partei versucht, Ihre diesbezügliche Vergangenheit aufzuarbeiten:
Wolfgang Neugebauer, Peter Schwarz: “Der Wille zum aufrechten Gang –
Offenlegung der Rolle des BSA bei der gesellschaftlichen Reintegration ehemaliger Nationalsozialisten”, ISBN: 978-3-7076-0196-1
Seiten: 336
Übrigens kann man sich in Wiki die gesamte Liste ehemaliger NSDAP-Mitglieder, die nach 1945 politisch tätig waren (Nationalrat, Bundesrat, Landtag) abrufen:
9 SPÖ
20 FPÖ/VdU
22 ÖVP
“Der VdU sah sich als politische Vertretung ehemaliger NSDAP-Mitglieder, Heimatvertriebener und Heimkehrer. Im Jahr 1956 wurde der Verband der Unabhängigen aufgelöst bzw. von der neu gegründeten Freiheitlichen Partei Österreichs absorbiert. Zum ersten Parteiobmann der FPÖ wurde Anton Reinthaller, ein ehemaliger SS-Brigadeführer, der von 1950 bis 1953 wegen nationalsozialistischer Betätigung als Schwerstbelasteter inhaftiert war, gewählt. Reinthaller, der der NSDAP schon vor dem „Anschluss“ Österreichs beigetreten war, 1938 die Funktion des NS-Landwirtschaftsministers im Anschlusskabinett Seyß-Inquart bekleidete und anschließend bis 1945 Reichstagsabgeordneter war, erklärte in seiner Antrittsrede: „Der nationale Gedanke bedeutet in seinem Wesen nichts anders als das Bekenntnis der Zugehörigkeit zum deutschen Volk.“ 1966 kam es in der Partei zu einem Konflikt, nachdem der damalige Parteiobmann Friedrich Peter eine Balance zwischen nationalen und liberalen Teilen der Partei herstellen wollte. Diese Bestrebung stieß auf Kritik von rechtsextremistischen, vor allem burschenschaftlichen Elementen in der Partei, in Folge kam es zur Abspaltung der Nationaldemokratischen Partei.”
© Wiki
Unter wie vielen Namen posten sie noch. Hätten sie wenigstens einige Worte geändert wäre es nicht so offensichtlich.
Übrigens, @ Wiki hat mit Wahrheit nichts zu tun sondern ist ideologisch vereinnahmt.
Das mag alles richtig sein, aber man sollte sich von diesem Schubladendenken verabschieden. Im Rahmen des Verfassungsspektrums befinden sich die FPÖ bis die KPÖplus mit mehr oder weniger vernünftigen politischen Lösungsvorschläge. Die sollte man in der Sache hart, aber weitgehend ohne persönliches Niedermachen und mit Dreck bewerfen diskutieren.
Ich glaub mein Schwein pfeift. Verbrechern die Hände reichen, nsdap 2.0….. und das im selben Atemzug mit der FPÖ. Wo bitte sitzen da die Nazis? Faschistische und antisemitische Tendenzen kann ich zur Zeit nur im linken und extrem linken Politmilieu verorten. Und wo gibt’s da einen Sündenfall? Weil die zwei stimmenstärksten Parteien koalieren? Das sollte eigentlich der Normalfall sein und nicht irgendwelches Gemurkse mit 10/15% Parteien.
@clara sign, ganz meine Meinung vielen Dank.
Zur “Eigen”-Definition der Rolle der SPÖ nach 1945 zwei Bemerkungen :
1. Der Journalist R.Worm hat im Jahr 2005 einen aufsehenerregenden Artikel im Profil veröffentlicht “Zeitgeschichte: Die rote Nazi-Waschmaschine” veröffentlicht, er hat ermittelt, wie die ganzen Ehemaligen nach 45 in Parteien/Organisationen untergekommen sind . Die berühmteste “Rein-Waschmaschine” war der BSA ( Bund Sozialistischer Akademiker) . Kann man ergoogeln !
2. Und jetzt ist auch durch die Studie des Abstimmungsverhaltens in der EU durch die European Coalition for Israel bestätigt : in den Jahren 2019-2022 haben bei israel-relevanten Themen die RECHTEN Parteien vorzüglich PRO Israel gestimmt , je weiter Links die Parteien sind, umso israelfeindlicher wurde abgestimmt !! Gestern Artikel in Achgut von Claudio Casula !!
Und am Schlimmsten sind die Sozen/Grünen – am feindlichsten ggü. Israel !! Alles klar !? Und wenn jemand von der SPÖ allen Ernstes glaubt , dass sich die FPÖ mit der erwiesenermaßen ausgewiesenen Judengegner-Partei SPÖ zusammentut , dann irrt dieser . Einer Partei wie der SPÖ, die bei allen Abstimmungen betreff. Israel von 2019-2022 insgesamt nur mit 20,74% PRO Israel gestimmt hat ?? Gottseidank hat diese Analyse dieses Bild bestätigt !
Soviel zur “Vernunft” der FPÖ, mit der ÖVP zu koalieren . Die SPÖ muss sich einer Selbstreinigung unterziehen, wenn sie nicht von der Polit. Bildfläche verschwinden möchte !
Die SPÖ hat als einzige Partei versucht, Ihre diesbezügliche Vergangenheit aufzuarbeiten:
Wolfgang Neugebauer, Peter Schwarz: “Der Wille zum aufrechten Gang –
Offenlegung der Rolle des BSA bei der gesellschaftlichen Reintegration ehemaliger Nationalsozialisten”, ISBN: 978-3-7076-0196-1, 336 Seiten
Übrigens kann man sich in Wiki die gesamte Liste ehemaliger NSDAP-Mitglieder, die nach 1945 politisch tätig waren (Nationalrat, Bundesrat, Landtag) abrufen:
9 SPÖ
20 FPÖ/VdU
22 ÖVP
„Der VdU sah sich als politische Vertretung ehemaliger NSDAP-Mitglieder, Heimatvertriebener und Heimkehrer. Im Jahr 1956 wurde der Verband der Unabhängigen aufgelöst bzw. von der neu gegründeten Freiheitlichen Partei Österreichs absorbiert. Zum ersten Parteiobmann der FPÖ wurde Anton Reinthaller, ein ehemaliger SS-Brigadeführer, der von 1950 bis 1953 wegen nationalsozialistischer Betätigung als Schwerstbelasteter inhaftiert war, gewählt. Reinthaller, der der NSDAP schon vor dem „Anschluss“ Österreichs beigetreten war, 1938 die Funktion des NS-Landwirtschaftsministers im Anschlusskabinett Seyß-Inquart bekleidete und anschließend bis 1945 Reichstagsabgeordneter war, erklärte in seiner Antrittsrede: „Der nationale Gedanke bedeutet in seinem Wesen nichts anders als das Bekenntnis der Zugehörigkeit zum deutschen Volk.“ 1966 kam es in der Partei zu einem Konflikt, nachdem der damalige Parteiobmann Friedrich Peter eine Balance zwischen nationalen und liberalen Teilen der Partei herstellen wollte. Diese Bestrebung stieß auf Kritik von rechtsextremistischen, vor allem burschenschaftlichen Elementen in der Partei, in Folge kam es zur Abspaltung der Nationaldemokratischen Partei.“
© Wiki
@Vielmehr richtig ist: Wiki ist speziell im Politikbereich mit Vorsicht zu genießen, da politisch motivierte Gruppierungen ‘ausbessern’, was nicht sein darf.
Wie elex schreibt, Wiki ist mit besonderer Vorsicht zu geniessen, wenn es um Politik geht, siehe auch Ukraine, Syrien, Libyen – Konflikte. Alles reingewaschen, meist nur basierend auf Artikel von Tastaturnutten.