Daniela Holzinger: Wolfgang Sobotka in Kreiskys Fußstapfen
Der ukrainische Präsident spricht im Hohen Haus – per Videoschaltung. Während Freiheitliche protestieren, stürzt sich der rote Klub ins Chaos. Wie gut, dass Parlamentspräsident Wolfgang Sobotka ihren Job übernimmt, meint eXXpress Kolumnistin Daniela Holzinger.
Wir Brückenbauer
Österreich als Brückenbauer, als der Ort, an dem sich Weltmächte treffen, um Krisen zu entschärfen, die es ohne sie gar nicht gäbe. Das war einmal. Oder doch nicht?
1961 lud Bundespräsident Adolf Schärf die Führer von West und Ost zum Handshake ins Schloss Schönbrunn. Etwas mehr als ein Jahr später standen dann Sowjet-Raketen auf Kuba und die Welt kurz vorm Untergang. Was haben wir da bloß angerichtet?
Ziemlich sicher gar nichts. Wer glaubt, dass unser kleines Land jemals mehr als das neutrale Postkartenidyll am Eisernen Vorhang war, der irrt.
Schnitzel, Kaiserschmarrn und Sissi-Kult haben einen gewissen Zauber, Nuklearmächte einzulullen geht sich damit aber ganz einfach nicht aus.
Wahre Verdienste
Österreichs wahre Verdienste um Frieden und Menschlichkeit waren und sind anders gelagert.
Schon ein Jahr nach Unterzeichnung des Neutralitätsgesetzes hat unser Land Rückgrat bewiesen und 180.000 Ungarinnen und Ungarn Zuflucht gewährt, als sowjetische Panzer ihren Aufstand für Demokratie und Selbstbestimmung blutig niederwalzten.
1968 dann die nächste Bewährungsprobe: Während des Prager Frühlings hofften Bürgerinnen und Bürger der Tschechoslowakei auf einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“. Auch sie wurden enttäuscht und Opfer von Moskaus Panzer-Diplomatie. Hunderttausenden gelang abermals die Flucht in den Westen. Wieder halfen wir, mit Spenden, Kleidung, Medikamenten und Unterkünften.
Schon damals kein Widerspruch zu unserer noch jungen Neutralität: „Sie hindert uns in keiner Weise daran, zu den Ereignissen in Europa und der ganzen Welt in dezidierter Weise Stellung zu nehmen.“, erklärte einer, der es wissen musste: Bundeskanzler Bruno Kreisky, als Staatssekretär war er selbst federführend an den Verhandlungen des Staatsvertrages und der Ausgestaltung unserer Neutralität beteiligt.
Sobotka brilliert
Kurioserweise war es Donnerstag letzter Woche nun Parlamentspräsident Sobotka, der ein paar Schritte in den übergroßen Fußstapfen des roten „Sonnenkönigs“ wagte und mit Selenskyjs Einladung nahtlos an goldene Zeiten österreichischer Solidaritätspolitik anschloss.
Der Ukraine versicherte er unsere „politische, finanzielle und humanitäre Unterstützung“ im Kampf um „territoriale Integrität, Souveränität und Unabhängigkeit“. Sobotka bedankte sich für den Widerstandswillen des ukrainischen Volkes und dafür, in diesem Krieg auch unsere geteilten, europäischen Werte zu verteidigen.
Nicht allen Angehörigen des Hohen Hauses gelang es an diesem Tag ähnlich zu brillieren wie ihrem Vorsitzenden.
Top Flops:
Die Freiheitlichen zogen geschlossen aus und ließen ihre 10.000€ Jobs von Papptaferln erledigen. Darauf in großen Lettern zu lesen: „Platz für Frieden“, „Platz für Neutralität“ und mutmaßlich im Kleingedruckten: „*mit freundlicher Genehmigung unserer Partnerpartei >Einiges Russland<“.
Zumindest konsequent denke ich mir. Freundschaftsvertrag mit Putins Partei, ist halt kein Zuckerschlecken und erfordert gewisse Zugeständnisse, diese gegen die Interessen des eigenen Landes bei allen Abgeordneten durchdrücken zu können, zudem Organisationsgeschick und Führungsstärke.
Zwei Qualitäten die Bruno Kreiskys Erben aktuell nicht im Repertoire haben. Lediglich 18 von 40 Abgeordneten schafften es rechtzeitig zur Rede des Präsidenten. Um Aus-Reden war man hingegen nicht verlegen: Vize-Klubchef Leichtfried wollte im Fernbleiben seiner Abgeordneten einen Protest gegen Wolfgang Sobotka erkennen.
Die selbsternannte queere Stimme des roten Klubs Mario Lindner, konnte sich nicht mehr genau erinnern, ob er um 9 Uhr morgens auf einer Geburtstagsfeier war, oder doch beim Zahnarzt. Wieder andere gaben an, „wichtigere Termine“ wahrgenommen zu haben. Ehrlich? Wichtigere Termine als die Rede eines europäischen Staatschefs zu hören? Eines 40 Mio. Einwohner Staates, deren Bürger und Bürgerinnen sich seit über einem Jahr gegen den völkerrechtswidrigen Überfall auf ihr Land zur Wehr setzen. Wirklich?
Liebe ferngebliebene Genossen. Am 30. März 2023 war Wolfgang Sobotka mehr Sozialdemokrat als ihr es jemals sein werdet. Eine traurige Wahrheit. Kommt damit klar.
Und Selenskyj?
Der nutzte seine kurze Schaltung, um sich bei unserem Land zu bedanken. Für geleistete humanitäre Hilfe. Für die Aufnahme verletzter Zivilisten und ihre Versorgung in unseren Spitälern. Für gespendete Feuerwehr- und Rettungsfahrzeuge. Für Decken, Helme, Medikamente. Kurz: Für all die Menschenleben, die unser Land damit helfen konnte zu retten.
Eine Rede, die man sich eigentlich auch anhören hätte können.
Kommentare
leider ist diese analyse nicht sehr überzeugend, es wird politische gesinnung mit parteinahme in einem langjährigen konflikt vermischt, sobotka ist niemals ein sozialdemokrat, genauso wie viele politiker der SPÖ nicht, aussderdem ist der vergleich von ungarnaufstand und prager frühling mit diesem konflikt natürlich auch falsch, damals wurde die normale arme bevölkerung unterstützt, was auch richtig war, das sah man auch daran, wie die flüchten mussten, damals in ungarn oder prag gab es eben auch keinen krieg, heute wird ein korruptes regime von selenskij u seine oligarchen unterstützt und ihr überleben gesichert, die meisten flüchtlinge sind nur die, die es sich leisten können zu fliehen, die hier mit ihren protzkübel herumfahren oder ihre familien in sicherheit bringen konnten, die wahren armen sitzen nach wie vor vorort oder kämpfen an der front, die reichen aber sicher nicht, selenskij verheizt seine bevölkerung, die bevölkerungen in den europäischen ländern, mehr noch in den restlichen ländern der welt, haben sicher diesbezüglich das bessere gespür und sind gegenüber diesem herren nicht freundlich gestimmt
Tut mir wirklich leid Dir meine Pflanzen zur Deko Deiner Veranstaltung geliehen zu haben, nette Frau aus dem Nachbarort, auch wenn es schon Jahre her ist und es am Beginn Deiner Einschleimung bei verschiedensten Akteuren seither war, aber weit bist eh nicht gesprungen Gott sei Dank, schönen Gruß aus Zipf !
Kreisky ist und war für all die Politiker/innen von heute unerreichbar.
Sobotka und Kreisky: Lernens Geschichte Frau Reporterin
In Kreiskys sein Footprint verschwinden die heutigen Politiker/innen
Österreich als Brückenbauer? Die Brücke innerhalb der österr. Bevölkerung zu bauen, ist ihm nicht gelungen – seine persoalityshow gilt einem kriegsführendfen Staat, der uns nichts angeht.
Nach dem goldenen Bösendorfer der nächste Überheblichketítswahn bevor der Musiklehrer in der Versenkung verschwindet.
Europäischer Staatschef??????????? Da rinnt noch viel Wasser der Donau hinunter. Und bzgl. BRÜCKENBAUER, Verstehe ich ganz was andres, hier bestünde die Aufgabe des Bundeskanzlers ,die Herren Selensky und Hr. Putin nach Wien in die UNO-CITY einzuladen um Friedensgespräche zu führen. Das heisst Brücken bauen. Wir sind ein Neutrales Österreich, da ist es falsch und fatal mit Sanktionen gegen Russland mitzumachen.
Ich war nie ein Sobotka Fan, aber hier hat er das Ansehen unseres Landes hochgehalten. Guter Kommentar.
Selenski verfolgt die Gewerkschaft, hat die Opposition aus- und die Medien gleichgeschaltet. Regierungsmitglieder sind wegen Korruption bereits zurück getreten. Das ist der Kämpfer für westliche Werte?
unabhängig und Selberdenker zu sein, gut und schön, aber nicht gleich links abdriften..
Ich war mir lange nicht sicher, ob es sich bei diesem Artikel nicht um eine Satire handelt. Aber der Untertitel “Sobotka brilliert” hat es mir bestätigt: es kann nur satirisch gemeint sein.
Kreisky hätte auch die andere Kriegs Partei zum Gespräch eingeladen. Das war gelebte Neutralität. Sobotka mit Kreisky zu vergleichen ist alleine schon ein Fauxpas. Und mehr als der Hälfte der roten Genossen waren Party, Zahnschmerzen oder die Ablehnung Sobotkas wichtiger. Das zum Selberdenken.
Kreisky hätte auch Putin die Möglichkeit gegeben seinen Standpunkt darzulegen.
Siehe Palästinenser und Israelis .
Sobotka mit Kreisky zu vergleichen is schon a bisserl schräg .
Eines noch, die westliche Sicht der Dinge ist nicht zwingend die Richtige , und eine Demokratie ist einer Autokratie nicht automatisch moralisch überlegen .
An alle “Unterstützer” der Ukraine:
Wenn ihr sagt, man müsse der Ukraine Waffen und Munition für ihre Verteidigung senden, dann sagt gleichzeitig dazu:
An die Front schickt ihr aber die Ukrainer, die damit ihren Tod finden.
Wenn euch die “Verteidigung der westlichen Werte” (PS: Solche Werte wie im Irak, Jugoslawien-Kosovo, Afghanistan, Jemen, etc.?) am Herzen liegt:
Warum verteidigt ihr diese nicht wirklich, und zwar an der Front. Die Ukrainer nehmen Legionäre mit Handkuss. Auch Frauen wie Frau Holzinger. Auf dem Sofa mit der Kaffeetasse in der Hand verteidigen hat ja nicht wirklich Sinn.
Verfolgenswerte Idee, auch Herrn Präsident Putin ins Parlament unseres neutralen Österreich einzuladen !
DAZU BITTE ZEITWEISE PARLAMENTS-EXTERRITORIALITÄT VERFASSUNGS- UND VÖLKERRECHTLICH SO ZU VERANKERN, DASS HIER KULTURELLE UND GESELLSCHAFTLICHE EVENTS – WIE SAISONALE BÄLLE, KÜNSTLERISCHE VERANSTALTUNGEN UND DERGLEICHEN – FÜR VOM INTERNATIONALEN STRAFGERICHTSHOF VERFOLGTEN RISIKOFREI NICHT NUR VIRTUELL, SONDERN AUCH PERSÖNLICH BESUCHBAR WERDEN ZUM NIEDERSCHWELLIGEN KONTAKT MIT
A L L E N
FÜR DEN WELTFRIEDEN WICHTIGEN.
Ein großartiger Kommentar, Frau Holzinger! Dem ist nichts mehr hinzuzufügen außer der Bitte an die Leser ein wenig darüber nachzudenken.
Die unsägliche Kriegstreiberei und Aushöhlung unserer Neutralität geht munter weiter – und hinterher will`s wieder keiner gewesen sein.
stecken Sie doch weiter Ihren Kopf in den Sand! hoffe, dass Ihnen die Luft nicht ausgeht!
Humanitäre Hilfe und ein Angebot als Vermittlungsort für Friedensverhandlungen sollten wohl das oberste Gebot eines neutralen Landes wie Österreich sein. Der Sobotka hat kein Wort von Frieden gesprochen, zumindest habe ich nichts gehört davon. Und bitte keine Vergleiche mit Kreisky, die halten da nicht stand. Auch ist eine Einladung an einen der beiden Kriegsherren nicht ok., da nur mit gemeinsamen Gesprächen eine Lösung erzielt werden kann. Und da ist die Ukraine nicht sonderlich interessiert, wie es scheint. Zu einem Handshake gehören nun mal zwei.
Nein, Frau Holzinger, meiner Ansicht nach war diese Veranstaltung ein Neutralitätsbruch.
Was Sobotka damit erreichen wollte, ist mir ein Rätsel.
Das führte weder zu raschen Friedensverhandlungen noch zu weniger Tod und Leid in der Ukraine.
Ein ausgezeichneter Kommentar!! Jeder, der glaubt, unser Neutralitätsgesetz würde eine politisch neutrale Haltung bei einem Krieg auch beinhalten, sollte sich den Vertrag, der im Internet nachzulesen ist, nochmals vor Augen führen. Davon ist nämlich keine Rede und es geht nur darum keine militärische Unterstützung (militärische Geräte, Soldaten, etc.) zu leisten, aber eine humanitäre Hilfe für ein angegriffenes Volk sollte gerade auch für ein militärisch neutrales Land wie Österreich immer eine Selbstverständlichkeit sein!!
Frau Holzinger, wo waren die Einladungen ins Parlament, als von 2014 – 2022 ihre ehrwürdigen, Europas Werte verteidigende Ukrainer die eigene Zivilbevölkerung in Donezk und Lugansk mit Artillerie beschoss?
Frau Holzinger, wo waren die Einladungen ins Parlament, als von 2014 – 2022 ihre ehrwürdigen, Europas Werte verteidigende Ukrainer die gegen die Bandera-Maidan protestierenden Demonstranten (eigentlich ihre Genossen) in Odessas Gewerkschaftshaus einschloss und bei lebendigen Leib verbrannte?
Frau Holzinger, wo waren die Einladungen ins Parlament, als von 2014 – 2022 ihre ehrwürdigen, Europas Werte verteidigender Selensky im Februar 2022 bei der Münchner Sicherheitskonferenz ankündigte : Wir haben nicht Donezk und Lugansk. Also werden wir die Atombombe bauen, wir fühlen uns nicht mehr an diesen Verzicht gebunden. Damit gab er den Startschuss für den Einmarsch.
Naja die Frau Holzinger hat halt ihre eigene Definition von Neutralität.Ist ja nicht das erste Mal dass sie eine gegenteilige Meinung hat wie der Großteil der Floristen hier.Aber das nennt man Meinungsfreiheit.
Floristen paßt! Aber bei den von Ihnen Gemeinten reicht auch dafür nicht.
Bravo Frau Holzinger! Sehr guter Kommentar.
Ich war der Meinung, wir sind ein neutrales Land, da sollte auch Putin eingeladen werden; irre ich oder habe ich da etwas übersehen?
Ah ja, der arme, verfolgte Aggressor sollte sich vor den Abgeordneten erklären – schräge Idee.
@Informant Ja, da haben sie einiges übersehen. Das kommt davon, wenn man in einer Blase lebt, in der man glaubt, dass Russland angegriffen wurde.
“Die Freiheitlichen zogen geschlossen aus und ließen ihre 10.000€ Jobs von Papptaferln erledigen. Darauf in großen Lettern zu lesen: „Platz für Frieden“, „Platz für Neutralität“ und mutmaßlich im Kleingedruckten: „*mit freundlicher Genehmigung unserer Partnerpartei >Einiges Russland<“…..Liebe Frau Holzinger, Sie können es nicht lassen, gell? Ohne FPÖ-Bashing geht`s offenbar nicht, dieses defekte Gen ist Teil Ihrer roten DNA, nicht wahr? Ich will gerne die Rolle von Herrn Kickl übernehmen und Ihnen erneut mitteilen – der seinerzeit von Strache aufgesetzte "Freundschaftsvertrag" mit wem auch immer in Russland wurde nie mit Leben erfüllt und ist völlig wertlos und tot. Kein Mensch in der FPÖ hat im Moment irgendwelche Freunde oder aufrechte Kontakte nach Russland. Sie, Frau Holzinger, sind offensichtlich eine fitte, intelligente Frau. Diese schlecht versteckten, hinterfotzigen Attacken auf politische Mitbewerber sind Ihrer nicht würdig. Helfen Sie doch lieber Ihrer Partei, die Roten sind im Moment über jede hilfreiche Hand ganz froh! Freundschaft!
Und selbst wenn ich Freunde in Russland habe, ist das noch lange kein Verbrechen! Letztklassig, Frau Holzinger. I