Die EU-Arzneimittelbehörde EMA will heute über die Zulassung des Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer für Kinder ab zwölf Jahren entscheiden. In Österreich dürfte dann das Nationale Impfgremium (NIG) einer entsprechenden Empfehlung folgen. Es sei “wichtig, dass wir so bald wie möglich auch die Kinder und damit weitere Teile der Gesellschaft durch eine Covid-19-Impfung schützen”, erläuterte Albrecht Prieler, Kinderarzt und NIG-Mitglied am Donnerstag in einer Aussendung.

“Auch wenn es nach den bisherigen Daten so aussieht, als ob Covid-19 bei Kindern meist milder verläuft, bleibt ein Restrisiko für einen schweren Verlauf“, betonte Prieler. Auch die Infektiosität sei vermutlich geringer als bei Erwachsenen, dennoch dürfe sie nicht unterschätzt werden. “Ohne die Kinder zu impfen, wird es auch nie möglich sein, eine Herdenimmunität zu erreichen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein geimpfter Jugendlicher andere im Freundes- oder Familienkreis ansteckt, ist deutlich vermindert”, so der Impfreferent der Ärztekammer Burgenland.

Risiko extrem gering?

Eine Meinung, die freilich für reichlich Diskussion sorgt. So rief etwa der bekannte Wiener Internist und ehemalige Abgeordnete zum Nationalrat, Dr. Marcus Franz eine Petition ins Leben, die Impfung von Kindern verhindern soll. “Die kommende Covid Impfung für Kinder muss freiwillig bleiben – es darf keine wie auch immer gearteten Zwänge geben (wie zB Einschränkungen im Unterricht für Nicht-Geimpfte, Absonderungsmassnahmen, Teilnahmeverbote im Turnen etc.)”, schreibt der Mediziner und begründet seinen Einwand weiters mit den Worten: “Die Risiko-Nutzen-Relation der Covid-Impfung für Kinder ist generell unklar, denn die mRNA Impfung ist völlig neu und es gibt naturgemäß keine Langzeitstudien”.

Das Erkrankungsrisiko sie für Kinder extrem gering, man müsse daher die Risikoanalyse der Impfung besonders genau und umfassend durchführen, um mögliche Impfschäden und Spätfolgen zu erfassen. “Auf Basis der aktuell mangelhaften Datenlage verbindliche Impf-Empfehlungen für Kinder abzugeben ist fragwürdig und für ungeimpfte Kinder auch nur die kleinsten Einschränkungen einzuführen ist nicht zu tolerieren”, so Franz.

Experten zeigen ihr Gesicht

Der Wiener Arzt nimmt zudem an der Aktion “Wir zeigen unser Gesicht” teil, bei der Mediziner und Rechtsanwälte deutlich gegen eine Impfung bei Kindern Stellung beziehen.

Der Mediziner Dr. Marcus Franz zeigt sein Gesicht gegen die Covid-Impfung bei Kindern.Screenshot: YouTube

Hersteller senken das Alter der Probanden

Die Impstoff-Hersteller sehen das naturgemäß anders. Sie sind nun dabei, das Alter der Probanden in den Studien sukzessive zu senken.

Biontech/Pfizer beantragte eine Zulassung für Zwölf- bis 15-Jährige bei der EMA, schon jetzt darf ab 16 Jahren mit dem Impfstoff geimpft werden.

Moderna hat eine Studie mit Teenagern zwischen zwölf und 17 Jahren abgeschlossen, erste Ergebnisse zeigen eine sehr gute Wirksamkeit. Die europäische Zulassung für diese Gruppe wird voraussichtlich im Juni beantragt. Eine Phase-III-Studie mit Kindern zwischen sechs Monaten und zwölf Jahren hat Moderna ebenfalls gestartet, eine andere mit Kindern ähnlichen Alters läuft bei Biontech/Pfizer.

AstraZeneca und die Universität Oxford haben ebenfalls eine Studie bei Kindern und Jugendlichen für ihren gemeinsamen Impfstoff initiiert. Die Studienteilnehmer sind zwischen sechs und 17 Jahre alt. Der Pharmakonzern Johnson & Johnson ist mit einer Studie bei Jugendlichen zwischen zwölf und 17 im Planungsstadium.

Impfung noch vor Schulbeginn?

“Wichtig ist, dass wir, wenn entsprechende Daten für Sicherheit und Wirksamkeit vorliegen, rasch auch Jugendliche und Kinder impfen können. Günstig wäre noch vor Schulbeginn im Herbst, denn geimpfte Jugendliche und Kinder können nach einem K1-Kontakt weiter die Schule besuchen. Nur so werden wir diese Pandemie endgültig in den Griff bekommen”, betonte Prieler abschließend.

Werden Sie Ihre Kinder impfen lassen?