Die österreichische Wirtschaft befindet sich in der längsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg, und auch Deutschland kämpft mit stagnierendem Wachstum und einer angeschlagenen Industrie. Die Arbeitslosenzahlen steigen, und die Konjunkturprognosen werden vermehrt nach unten korrigiert. Dennoch verzeichnen die Börsen kräftige Zugewinne. Experten sehen dafür mehrere Gründe.

Einer der Hauptgründe für die Rallye an den Börsen ist die wachsende Hoffnung auf eine Annäherung zwischen den USA und Russland. Seit Donald Trumps Amtsübernahme setzen Anleger darauf, dass die Sanktionen gegen Moskau gelockert werden könnten. Dies beflügelt insbesondere Unternehmen mit starkem Russland-Geschäft, wie die Raiffeisen Bank International, deren Aktienwert in den vergangenen sechs Monaten um über 40 % gestiegen ist.

Unternehmen profitieren trotz Krise

Die Unternehmensgewinne der börsennotierten Firmen in Deutschland und Österreich bleiben auf hohem Niveau. Analysten gehen davon aus, dass die 40 Unternehmen im DAX 2024 zusammen mehr als 110 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet haben – einer der höchsten Werte in der Geschichte des Index.

Banken und Versicherungen profitieren zudem stark von den gestiegenen Zinsen. In Österreich treiben die Erträge von Erste Bank, Bawag und Raiffeisen Bank den ATX nach oben, da der Finanzsektor fast die Hälfte des Index-Gewichts ausmacht.

Börsenkurse und Realwirtschaft: Eine verzerrte Wahrnehmung

Die Entkopplung zwischen Aktienmärkten und der realen Wirtschaft erklärt sich auch durch die Struktur der Börsen. Während die Industrieproduktion in Deutschland und Österreich schwächelt, machen Industrieunternehmen im ATX und DAX nur einen geringen Anteil aus. Stattdessen dominieren Finanzwerte, Technologie- und Rüstungskonzerne – Branchen, die derzeit von geopolitischen und wirtschaftlichen Trends profitieren.

Zudem sind die Börsen global ausgerichtet: Viele der im DAX und ATX vertretenen Unternehmen erzielen ihre Umsätze vor allem im Ausland, sodass die wirtschaftliche Lage in Deutschland oder Österreich für ihre Profitabilität nicht unbedingt entscheidend ist.

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Kommentare

  • Erhald sagt:

    Der ATX kämpft sich seit der “PIGS” und “Subprime” Krise 2007/8 mühsam wieder aufwärts. Die historischen Höchststände wurden bis heute nicht erreicht. Die jüngste Hausse begann nach der Wahl Trumps. Könnte neue Hoffnung damit zu tun haben?
    Beim DAX erklären sich die Anstiege nach dem “Corona Crash” durch die vermehrte Abwanderung deutscher Großunternehmen nach Asien und USA, was deren Verluste in der EU ausgleicht und für die Anleger Hoffnung auf “turn arounds”, also auf wieder erreichen guter Gewinne weckt.
    Die Börsen setzen auf Hoffnung und Zukunft. Die heutige n Nachrichten sind Schnee von gestern. Ob sich die Hoffnungen tatsächlich erfüllen, steht auf einem anderen Blatt.