
Lieferando entlässt hunderte Fahrer: Protestzug rollt heute durch Wien
Massive Kündigungswelle beim Lieferdienst Lieferando: Bis Ende Juni verlieren rund 600 Fahrer ihren Job, auch weitere Angestellte sind betroffen. Heute demonstrieren die Zusteller in Wien.
Die Zusteller des Essenslieferdienstes Lieferando demonstrieren am Dienstagnachmittag in Wien gegen die Kündigung der gesamten Belegschaft bis Ende Juni mit Umstellung auf freie Dienstverträge. Zuletzt bestand die Lieferflotte aus rund 850 Fahrerinnen und Fahrern. Die heutige Demonstration wird von der Gewerkschaft vida und dem “Riders Collective” organisiert. Die Arbeits- und Sozialministerin sagte der Gewerkschaft eine rasche Umsetzung der EU-Plattformarbeitsrichtlinie zu.
Mitte März kündigte Lieferando an, sein Logistikmodell in den nächsten Monaten “an den österreichischen Branchenstandard anzugleichen”. Anders als Foodora und Wolt stellte der Lieferdienst seine Boten in Österreich meist an. “Mit der Beendigung unseres Angestellten-Modells werden wir, unter Ausschöpfung aller Möglichkeiten, rund 600 Fahrer entlassen müssen”, hieß es von Lieferando vor zwei Wochen. “Betroffen sind außerdem weitere rund 65 Mitarbeiter an unseren Standorten in Wien und den Bundesländern.” Beim AMS-Frühwarnsystem wurden die Kündigungen bereits bekannt gegeben.
Sozialplan wird verhandelt
Gewerkschaft und Lieferando verhandeln derzeit über einen Sozialplan. “Es gibt noch kein Ergebnis. Die Verhandlungen gehen diese Woche weiter”, hieß es von der Gewerkschaft vida auf APA-Anfrage. Es gehe dabei um Abfertigungen, bezahlte Postensuchtage sowie Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die Beschäftigten. “Es wird voraussichtlich Kündigungsfristen geben, die über die gesetzlichen sechs Wochen hinausreichen, damit Lieferando den Betrieb bis zur Liquidierung ihrer aktuellen Logistikfirma aufrechterhalten kann”, hieß es von der Gewerkschaft.
In Österreich gibt es seit Anfang 2020 einen Kollektivvertrag (KV) für Fahrradzusteller. Seit Anfang 2023 liegt das monatliche kollektivvertragliche Vollzeit-Bruttoeinkommen für Fahrradboten bei 1.730 Euro (netto 1.440 Euro). Zum Vergleich: Die Armutsgefährdungsschwelle lag laut Statistik Austria im Jahr 2023 bei 1.572 Euro für einen Einpersonenhaushalt pro Monat. Aktuellere Zahlen liegen noch nicht vor.
Im Vorjahr fanden mehrere Essenszusteller-Warnstreiks statt, um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen zu erreichen. Laut Gewerkschaftsschätzungen waren zuletzt österreichweit etwa 2.000 von 5.000 Fahrradboten (“Ridern”) angestellt, der Rest war als freie Dienstnehmer unterwegs.
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Kommentare
Die Fahrradboten müssen das ja nicht machen. Sie können sich jederzeit einen anderen Beruf suchen.
Schon wieder wordpress
Wenn die “Fahrradkuriere” nur einen Auftraggeber haben, ist es eine Scheinselbstständigkeit… so einfach lässt sich das regeln
Allein der Wille fehlt!
Regts euch nicht auf. Mit einem verarmten Volk ist eben kein Staat zu machen.
Da gibts zu Hause Erdäpfelsterz und Grieskoch.
…. hats wieder mal gerichtet und damit 600 Jobs vernichtet.