Unser Erdgas von Putin ist „böse“, aber EU kauft Rekordmenge Flüssiggas!
Die EU will auf russisches Erdgas verzichten. Umso mehr setzt sie deshalb auf Flüssiggas (LNG) per Schiff. Das Problem: Europas Importeure kaufen dieses LNG erst Recht wieder in großen Mengen in Russland. Ergebnis: Die EU wurde zu Russlands größtem Flüssiggas-Kunden. Mittlerweile werden Rekordmengen geliefert.
Österreich wird für den Import russischen Erdgases teils scharf kritisiert. Was allerdings zurzeit untergeht: EU-Importe von Russlands Flüssiggas (LNG) boomen. Mittlerweile fließen Rekordmengen nach Europa, wie die Nicht-Regierungsorganisation Global Witness berichtet. Sie stützt sich auf Zahlen des Rohstoff-Informationsanbieters Kpler.
5,3 Milliarden Euro für russisches LNG in den ersten 7 Monaten
Global Witness zufolge sind in den ersten sieben Monaten dieses Jahres 22 Millionen Kubikmeter Flüssiggas aus Russland per Schiff in die EU-Staaten transportiert worden. Das sind um etwa 40 Prozent mehr als im selben Zeitraum des Jahres 2021, vor der Invasion. Der Wert dieser Einfuhren beträgt etwa 5,3 Milliarden Euro. Mit 4,1 Millionen importierten Kubikmetern seit Jahresbeginn ist der französische Energieriese Total mittlerweile Russlands größter Flüssiggas-Kunde im Ausland.
Der eXXpress machte auf die paradoxe Entwicklung schon im Juli aufmerksam gemacht: Jene Länder, die zuvor weniger russisches Gas verbraucht haben, sind nun am stärksten davon abhängig geworden. Immer mehr LNG-Tanker aus Russland machen etwa in spanischen Häfen Halt. Um das ausbleibende russische Pipeline-Gas zu ersetzen, setzen vor allem Unternehmen aus Spanien, Belgien und Frankreich auf russisches LNG. Sie haben ihre Importe kräftig erhöht.
Für russisches LNG gelten bis heute keine Beschränkungen
Nüchtern stellt n-tv fest: „Damit ist die EU insgesamt der mit Abstand größte LNG-Kunde Russlands.“ Spanien und Belgien führen jeweils 7,5 beziehungsweise rund 7 Millionen russisches LNG ein. Nach der Volksrepublik China sind sie der weltweit zweit- und drittgrößte Abnehmer russischen Flüssiggases geworden.
Der Import zahlreicher russischer Rohstoffe wurde im Zuge der Sanktionen schritteweise gestoppt– darunter Kohle, Rohöl und Diesel. Anders als andere Staaten wird Österreich weiterhin von Russland mit Gas durch Pipelines beliefert. Keinerlei Beschränkungen gelten aber bisher für russisches LNG.
Import-Stopp für Russlands LNG unwahrscheinlich
Die NGO kritisiert diese Entwicklung: „Während europäische Unternehmen den Krieg verurteilen, füllen sie weiter Putins Kriegskasse“, erklärte der Energieexperte Jonathan Noronha-Gant von Global Witnes. Man muss sich am Ende fragen, inwweit die Sanktionen in dieser Form sinnvoll sind. „Der Kauf von russischem Flüssiggas habe denselben Effekt wie der von russischem Öl“, bemerkt n-tv. Freilich: Ein Import-Stopp für russisches LNG könnte neuerlich zur Hochschaubahn für Europas Energiemarkt werden mit weiteren Preisexplosionen.
Russland verzeichnet als Rohstoff-Exporteur aber auch einen neuen Rekord in den USA – der eXXpress berichtete. Im ersten Halbjahr kauften die USA 416 Tonnen Uran von Russland, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. 32 Prozent aller Uran-Importe kommen nun aus Russland. 695,5 Millionen Dollar flossen dafür, der höchste Wert seit 2002.
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