Vielen Österreichern reicht es jetzt, mit dieser EU. Laut einer am Mittwoch veröffentlichten Eurobarometer-Umfrage bewerten nur 42 Prozent die Mitgliedschaft in der Union positiv, 22 Prozent sehen sie als etwas Schlechtes. Das ist der jeweils niedrigste, beziehungsweise höchste Wert unter allen 27 EU-Mitgliedstaaten. Von allen befragten EU-Bürgern insgesamt sehen 61 Prozent die Mitgliedschaft ihres Landes als eine gute Sache. Die Gründe für die breite Ablehnung in Österreich braucht man nicht lange zu suchen. Zu frisch ist die Erinnerung an den Bestechungs-Skandal um die sozialdemokratische Abgeordnete Eva Kaili. Zu groß der Ärger über die Versuche, Verträge mit Corona-Impfstoff-Hersteller Pfitzer geheim zuhalten. Zu viel Geld fließt für viele Steuerzahler in die Ukraine, während Energiepreise und Inflation hierzulande viele Familien an den Rand ihrer finanziellen Existenz drängen.

Und so ist es wohl keine Überraschung, dass der Nikolo im jüngsten Eurobarometer, in der aktuellsten Umfrage zur Stimmung gegenüber Brüssel, die Rute im Sack hat. 58 Prozent der Österreicher stellen diese jetzt Ursula Von der Leyen ins Fenster. Umgekehrt: Nur noch 42 Prozent erachten die Mitgliedschaft in der Union als positiv.

Zustimmung in Österreich am niedrigsten

Nur leicht besser als in Österreich sind die EU-Zustimmungswerte in Italien (43 Prozent) und Tschechien (44 Prozent). Am höchsten ist die Zustimmung in Luxemburg mit 86 Prozent. Immerhin 55 Prozent der befragten Österreicherinnen und Österreicher meinen, dass die EU-Mitgliedschaft dem Land in Summe genutzt hat – auch hier der niedrigste Wert in ganz Europa. In Litauen, Irland, Luxemburg und Malta lag dieser bei jeweils über 90 Prozent.

Kompetenzen zurück nach Wien

Die Umfrage des EU-Parlaments wurde auf den Tag genau sechs Monate vor der Europawahl veröffentlicht. Die Wahrscheinlichkeit, wählen zu gehen, sei gegenüber dem letzten Urnengang gestiegen – sowohl in der EU als auch in Österreich. Eine höhere Wahlbeteiligung heißt aber nicht, dass die Wähler sich eine stärkere Rolle des EU-Parlaments wünschen. Im Gegenteil: In Österreich tun dies nur 38 Prozent der Befragten, gegenüber 39 Prozent. Im Klartext heißt das nicht weniger, als das mittlerweile 61 Prozent der Österreicher nicht noch mehr politische Entscheidungen nach Brüssel verlagern wollen.