
Energiekrise, Inflation: Österreicher müssen bei Weihnachtsgeschenken sparen
Eine Woche vor Weihnachten zieht der Handel eine ernüchternde Bilanz. Angesichts explodierender Energiekosten und enormer Teuerung setzen die Verbraucherinnen und Verbraucher bei den Weihnachtsausgaben den Sparstift an. Im Schnitt würden die Menschen 395 Euro für Geschenke ausgeben, um 15 Prozent weniger als 2021.
Das klassische Weihnachtsgeschäft wird definiert als Mehrumsatz im Dezember, der über den durchschnittlichen Umsätzen der Monate Jänner bis November liegt. Das Wifo erwartet für heuer im Weihnachtsgeschäft einen Mehrumsatz von 1,36 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahr entspricht das zwar einem nominellen Plus von rund acht Prozent, allerdings müsse man mitbedenken, dass im vergangenen Jahr vor Weihnachten ein Lockdown stattfand, räumte Marcus Scheiblecker vom Wifo am Freitag bei einem Pressegespräch ein. Inflationsbereinigt ergibt sich ein Minus von 0,8 Prozent.
Beim Ranking der beliebtesten Geschenke sind heuer Gutscheine an erster Stelle, gefolgt von Bekleidung, Spielzeug, Büchern und Süßigkeiten. Gutscheine werden im Handel allerdings erst dann umsatzwirksam, wenn sie vom Kunden eingelöst werden. Passiert das erst im Jänner, zählt dieser Umsatz nicht zum klassischen Weihnachtsgeschäft. Auch Sondereinkaufstage wie Black Friday und Cyber Monday, die schon im November sind, zählen damit nicht zum Weihnachtsgeschäft.
6000 Geschäfstschließungen bis Jahresende
Für das Gesamtjahr schätzt das Wifo den Umsatz im stationären österreichischen Einzelhandel auf 72,5 Milliarden Euro, das wäre ein nominelles Plus von rund sechs Prozent gegenüber 2021. Inflationsbereinigt würde das aber ein Minus von einem Prozent ergeben.
Etwa 39 Prozent der Händler erwarten im Gesamtjahr 2022 einen Verlust, 38 Prozent maximal ein ausgeglichenes Ergebnis, ergab eine Blitzumfrage vom Handelsverband. “Bis Jahresende wird der Handel rund 900 Firmenpleiten und 6000 Geschäftsschließungen zu Buche stehen haben”, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will.
Kommentare
We don’t have to much money for gift
Ich brauche keine Statistiken lesen, wenn ich mir in meinem Bekanntenkreis anhöre, welche Teuerungen die bei den Energiekosten und täglichen Lebensmittel stemmen müssen, dann habe ich schon die düstere Prognose.
Für mich unverständlich, warum die Energieversorger, die ja eigentlich der Bevölkerung gehören, so hohe Gewinne machen müssen; wenn ich die Energiepreise im Privatbereich gleich senken, muss ich nachher nicht aufwendig umverteilen (und treffsicher ist sie ja auch nicht): natürlich kann ich mich dann nicht als Gönner feiern lassen
Alle mir bekannte Verkäufer in der Textilbranche sagen dass die Umsätze bescheiden sind, die Gebietsleitung aber ständig die Angestellten sekkiert damit sie mehr Teile verkaufen. Unlängst wurde in eine der Handelsketten im gehobeneren Segment ein Leitfaden an alle Angestellten ausgegeben. Der Inhalt läßt sich einfach zusammenfassen. Wenn der Umsatz nicht passt sind die Verkäufer schuld. Aber Hauptsache, das Unternehmen eröffnet eine Filiale nach der anderen. Tatsächlich kaufen die Kunden gezielt was benötigt wird, Laufkundschaft ist Mangelware.
Ich persönlich kaufe ein wie immer. ABER: Nicht in unseren ansässigen Geschäften, sondern heuer ausschließlich online. Das ist normalerweise nicht meine Art, aber letztes Jahr um diese Zeit hat mich der Handel ausgesperrt und jetzt will ich auch nimma rein. Für deren Verluste sind die selber verantwortlich!
Immer wieder höchst interessant, die unterschiedlichen Zugänge zu sogenannten Statistiken. Wurde doch erst vor 2 Tagen im Radio fröhlich verkündet, wie gut das Weihnachtsgeschäft trotz der Teuerungen läuft. Man darf wohl eher davon ausgehen, dass es solche und andere gibt. Viele werden derzeit höhere Investitionen tätigen, zB in Technologie, Heimrenovierung und andere kostspieligere Ausgaben, bevor alles noch teurer wird. Die Weihnachtsangebote locken dazu. Andere wiederum müssen sparen um sich die Strom- und Gasrechnung leisten zu können. Auch Urlaube werden ausreichend gebucht, da die Menschen befürchten, dass zukünftig diese gar nicht mehr möglich sind anhand unterschiedlicher Faktoren. Statistiken und Umfragen sind nur so gut, wie die gestellten Fragen und die TeilnehmerInnen selbst – je nach Gesinnung.