
Enorme Unsicherheit in Europa: Nun stürzt die Aktie der Credit Suisse ab
Die altehrwürdige Schweizer Großbank Credit Suisse befindet sich in schweren Nöten. Zunächst machten ihr Skandale zu schaffen. Nun hat sie aber eine neue Führung mit gutem Ruf, nur die muss sich mit einem immer labileren Marktumfeld in Europa herumschlagen. Da ist es schwer, den Turnaround zu schaffen.

Die Talfahrt der Credit Suisse nimmt kein Ende. Der Kurs der Schweizer Großbank ist nochmals um mehr als 20 Prozent auf unter 4 Franken gefallen. Zum einen leidet das Bankinstitut unter Skandalen, die Zweifel nährten, dass sie ihre Risiken auch im Griff hat. So brachen etwa zwei wichtige Geschäftspartner und Kunden weg: der Lieferkettenfinanzierer Greensill und das Spekulationsvehikel Archegos. Letzteres kostete die Credit Suisse mehr als 5 Milliarden Franken.
Krisenherde können binnen weniger Tage entstehen
Mittlerweile wurde die Führung ausgetauscht. Der neue CEO Ulrich Körner genießt allgemein Vertrauen. Doch hier kommt das andere Problem, das der Credit Suisse zu schaffen macht: das schlechte und höchst volatile Marktumfeld. Wegen der Zinserhöhungen der Notenbanken zur Bekämpfung der hohen Inflation befürchten viele neue Krisenherde, die binnen weniger Tage irgendwo entstehen können. Selbst unscheinbare Ereignisse lösen Abstürze aus, auch dort, wo keiner damit rechnet.
Nun hat sich sogar der ehemalige CEO Oswald Grübel zu Wort gemeldet. Der dramatisch gefallene Aktienkurs lässt ihn nicht kalt. Von 2003 bis 2007 war er Chef der Credit Suisse. Am Ende seiner Amtszeit lag der Aktienkurs noch bei fast 100 Franken.
Schlechte Optionen in Krisenzeiten
In den vergangenen Handelstagen wurde der Absturz durch Spekulationen wegen einer Kapitalerhöhung angeheizt. Grübel hält das für eine schlechte Idee: „Eine Kapitalerhöhung bei diesem Aktienkurs sollte man nicht machen“, sagt er gegenüber der „Handelszeitung“. Sie sorge nur für Unsicherheit und Unmut bei den Altaktionären und Altaktionärinnen, die eine weitere Verwässerung fürchten, so Grübel weiter.
Statt einer Kapitalerhöhung könnte die Großbank auch Teile der Investmentbank verkaufen, obwohl es schwierig ist, zurzeit dafür einen akzeptablen Preis zu lösen.
Kommentare
Danke 👍🏼 sehr informativ!
Wenn der Finanzmarkt kollabiert ist es mit dem Wohlstand der Schweiz von heute auf morgen schlagartig vorbei und sie würden schneller verarmen als die meisten anderen europäischen Länder.
Die haben ja nichts außer Banken und Luxusuhren. Landwirtschaft….Fehlanzeige!
Österreich kann sich im Notfall wenigstens mit den wichtigsten Nahrungsgütern komplett selbst versorgen. Zwar vermutlich auch mit Einbrüchen, weil Düngemittel fehlen etc., aber immerhin.
hat da jemand die größten Nahrungsmittelkonzerne, allen voran Nestlé vergessen? Oder die größten Pharmaunternehmen mit Roche an der Spitze? Novartis im Chemiesektor oder auch ABB Maschinenbau?
etc etc.
wenn schon keinerlei Wissen da ist, sollte man sich wenigstens mal grob in die Materie einlesen, bevor irgend ein Dünnpfiff abgesondert wird…
@Peter R: Vielleicht ist der Pfiff gar nicht so dünn, wie Sie meinen. Bei der kolportierten Äusserung steht nämlich die direkte Produktion im Vordergrund und nicht welches Emblem ein Anzugträger führt.
~27 Milliarden(!) US Dollar wurden 2020 allein für Importe von Medizin ausgegeben um auf Ihr Pharmabeispiel einzugehen. Der schweizerische Chemiesektor oder auch Maschinenbau werden in der Importliste seit langer Zeit in den Top 5 geführt. Von der grossen Kornkammer Schweiz habe ich bisher noch nichts gehört, Sie etwa?
Diese Überlegungen sind zum Einlesen in die Materie vielleicht hilfreich, lieber Peter.
@Octavian: Und die Käseindustrie haben Sie auch vergessen, lieber Herr Dünnpfiff. Die Schweiz hat erst dann fertig, wenn im Winter kein Käsefondue mehr aus dem Topf geschlürft werden kann. Zur Schliessung ihrer Bildungslücke empfehle ich die Lektüre des Buches “Asterix und Obelix bei den Schweizern”. Der Schweizer Käse hat schon vor Jahrtausenden den Imperien getrotzt und erst wenn das letzte Stück schweizer Käse gegessen ist, ja dann aber erst dann, hat die Schweiz fertig.
Novartis ist ein Biotechnologie & Pharmaunternehmen!
Nahrungsmittelkonzerne sind nur so erfolgreich wie die Nahrungsmittel die sie zur Verarbeitung ihrer Produkte benötigen.
Und diese Nahrungsmittelbestandteile bekommen Konzerne wie Nestle zum allergrößten Teil sicher NICHT aus der Schweiz. Mal abgesehen davon das Konzerne ihre Fabriken weltweit verteilt haben. In der Schweiz ist nur die Zentrale. Oder glauben Sie etwa aus einer einzigen Fabrik in der Schweiz wird der gesamte Planet mit hunderten verschiedenen Produkten beliefert?
ABB Maschinenbau? Wäre mir jetzt neu das die dort essbare Maschinen fertigen.
Fakt ist: Die Schweiz hat ihren gesamten Wohlstand dem Bankensystem zu verdanken.
Wer die Geschichte der Schweiz kennt, hat dies in gewisser Weise kommen sehen. Ohne Neutralität fällt der Vorteil sein Geld in der Schweiz ‘sicher’ zu bunkern einfach weg. Das war nämlich sowohl im 1sten wie auch 2ten Weltkrieg das Erfolgsrezept der Schweizer.
Nicht nur die Neutralität, sondern in erster Linie auch das Bankgeheimnis.