Die Gewaltausbrüche in Stockholm sind auf die gleichen Gründe zurückzuführen wie jene in Gießen. Sympathisanten des seit 30 Jahren herrschenden eritreischen Machthabers Isaias Afewerki hielten nahe der schwedischen Hauptstadt Stockholm das Eritrea-Skandinavien-Festival ab.

Unweit des Festivalgeländes organisierten eritreische Regimegegner eine Gegendemonstration. Dabei sei es zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Laut Medienberichten seien mehrere Autos und mindestens ein Zelt in Brand gesetzt worden.

Die schwedische Boulevardzeitung „Expressen“ berichtete, etwa tausend regierungskritische Demonstranten hätten bei einer legal angemeldeten Protestaktion eine Polizeisperre durchbrochen und das Festival gestürmt. Die Demonstranten rissen demnach Festzelte ab und setzten Zeltstangen als Waffen gegen Polizisten ein. Außerdem seien Beamte mit Steinen beworfen worden.

Nach Angaben der Polizei mussten mindestens 52 Menschen vor Ort oder im Krankenhaus medizinisch versorgt werden, davon vier Polizisten, rund 100 Personen wurden festgenommen.

In Gießen wurden 26 Polizisten verletzt - 130 Personen wurden festgenommen

Das Eritrea-Skandinavien-Festival hat in Stockholm eine langjährige Tradition. Bei dem Festival finden unter anderem Seminare, Diskussionsveranstaltungen, ein Markt und Konzerte statt.

Zur Erinnerung: Anfang Juli hatte es in Deutschland gewalttätige Ausschreitungen bei einem ähnlichen Eritrea-Festival im hessischen Gießen gegeben. Dabei wurden 26 Polizisten verletzt, die versuchten, Sympathisanten und Gegner des eritreischen Regimes auseinanderzuhalten. Etwa 130 Personen wurden Polizeiangaben zufolge in Gewahrsam genommen.

Das Festival in Gießen war vom Zentralrat der Eritreer in Deutschland veranstaltet worden, der dem eritreischen Regime von Isaias Afewerki nahe steht.

Nach 30 Jahren bewaffneten Widerstands trennte sich Eritrea 1993 von Äthiopien. Das Land wird seitdem von Staatspräsident Isaias Afewerki regiert, einzig zugelassene Partei ist die aus der Unabhängigkeitsbewegung hervorgegangene PFDJ.

Das Parlament tritt nur auf Anforderung des Präsidenten zusammen und ist faktisch inaktiv. Oppositionsparteien arbeiten aus dem Exil, Flucht und Migration führen zu einer stetig wachsenden Diaspora.

Eritrea verfügt weder über eine Verfassung noch über praktizierte Gewaltenteilung. Die Ausübung von bürgerlichen Grundrechten ist stark eingeschränkt. Als Folge des Grenzkriegs mit Äthiopien (1998 – 2000) kam es zu einer weitgehenden Militarisierung der Gesellschaft.