Viel ist über die junge Frau nicht bekannt, die mit einem Zufallsfund bei der Auswertung der Chat-Nachrichten die Ermittlungen gegen Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz ins Rollen gebracht hat. Ihr Name wird in einem Analyse-Bericht der WKStA erwähnt, woraufhin der bekannte Plagiatsjäger und Detektiv Stefan Weber eigenständig Nachforschungen zu ihr betrieben hat und dabei darauf gestoßen ist, dass es sich bei der fraglichen Mitarbeiterin um die Lebensgefährtin eines der Chef-Ankläger gegen Kurz handelt. Das war nicht auf den ersten Blick ersichtlich, weil beide unterschiedliche Nachnamen tragen.

Die WKStA blockt in dieser Causa ab und verweist auf den “persönlichen und privaten Bereich”, doch die Beziehung der beiden war in der Vergangenheit bereits Grund für eine Prüfung: “Die Vorwürfe wurden sowohl von der Fachaufsicht der WKStA als auch im Rahmen eines berichtspflichtigen Verfahrens einer anderen Staatsanwaltschaft geprüft und entkräftet”, heißt es dazu seitens der Behörde. Auslöser für die Prüfung war eine anonyme Anzeige.

Die Wirtschaftsexpertin Sarah B. spielte eine zentrale Rolle bei den Ermittlungen gegen Sebastian Kurz

Nicht nur aber besonders bei den Anwälten der Beschuldigten sorgt der Vorgang für Kritik und Verwunderung: “Spannend, dass die WKStA die Auswertung der Chats und damit die Beurteilung, was strafrechtlich relevant ist, offensichtlich einer Hilfskraft überlässt”, kommentierte Rechtsanwalt Thomas Kralik, der Ex-ÖBAG-Chef Thomas Schmid rechtlich vertritt, die eXXpress-Recherche. “Wir haben bis heute nicht die gesamten Chats, die die WKStA – oder wer auch immer – auswertet. Wir können nicht überprüfen, ob nicht Entlastendes übersehen wurde.”

Wirtschaftsexpertin keine offiziell bestellte Gutachterin in der Causa

Es geht dabei aber auch um die Frage, ob hier ein Verstoß gegen die Compliance-Richtlinien der Behörde vorliegt, wenn eine Hilfskraft an einer derart zentralen und sensiblen Stelle der Untersuchungen eingesetzt wurde, die sich privat in einer Liebesbeziehung mit einem prominenten WKStA-Oberstaatsanwalt befindet. Laut “Kurier” handelt es sich bei der Wirtschaftsexpertin jedenfalls um keine offiziell bestellte Gutachterin in der Causa. Das wirft natürlich Fragen auf. Fragen, die wohl besser gar nicht erst gestellt werden sollen, weil seit der eXXpress erstmals am Samstag über diese Causa berichtet hat, sind sowohl FALTER-Chef Florian Klenk als auch ORF-Anchor Armin Wolf zur Verteidigung der WKStA auf dem Kurznachrichtendienst Twitter ausgerückt. Der eXXpress samt Plagiatsjäger Stefan Weber würden hier im Privatleben von Ermittlern schnüffeln, lautete unter anderem der Vorwurf.