Die Gewessler’sche Willkür hat eine spezielle Adresse: Antonigasse, 1170 Wien – Hernals. Aber auch 1180 – Währing. Die Gasse trennt exakt in der Mitte zwei Bezirke voneinander. In Blickrichtung zur Kreuzung Kalvarienbergasse ist links Währing und rechts Hernals. Die gegenüberliegenden Häuser trennen gerade einmal zehn Meter.

Und doch gibt es für die Bewohner einen gewaltigen Unterschied, für den sie beim Lokalaugenschein der eXXpress-Reporter kaum Verständnis aufbrachten. Während die Rechten in Hernals nach den Gewessler-Plänen im Herbst einen Klimabonus von 110 Euro pro Kopf erhalten, dürfen sich die Linken in Währung auf 150 Euro freuen. Ein gewaltiger Unterschied, der bei einer Familie mit zwei Kindern immerhin 120 Euro ausmacht – eine Menge Geld.

“Ich dachte immer, alle sind gleich, aber jetzt sind manche wieder gleicher”, bringt es ein älterer Anwohner gegenüber eXXpress-TV auf den Punkt: “Kein normaler Mensch kann doch nachvollziehen, warum es in ein und derselben Gasse unterschiedlich viel Geld gibt.”

Stadt, Land: Ganz Österreich in vier Zonen aufgeteilt

Ganz Österreich wurde quasi in vier Zonen unterteilt, der Klimabonus je nach Beschaffenheit der örtlichen Infrastruktur gestaffelt. Die Bewohner von Städten mit guter oder sehr guter Infrastruktur erhalten 110 bis 150 Euro, in Gebieten mit “ausreichender Infrastruktur” werden pro Kopf 185 Euro ausbezahlt, in ländlichen Gegenden, wo es kaum eine Anbindung gibt, sind es 220 Euro pro Nase. Kinder erhalten jeweils den halben Betrag.

Der Hintergedanke: Wer für den Klimaschutz nur schlecht auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen kann und entsprechend mehr Geld aufwenden muss, soll besser entlastet werden. Oder: Die in der Stadt bekommen weniger, die am Land mehr.

Warum nun auch die Metropole Wien in Stadt und Fast-Land unterteilt werden musste, bleibt das Geheimnis des Ministeriums, führt jedoch zu Kuriositäten. Die gut Betuchten in Nobel-Bezirken wie Döbling, wohin sie sich wegen der ruhigen Lage in der Regel freiwillig begeben haben, erhalten so mehr Klima-Geld (150 €) , als Otto-Normalverbraucher in Ottakring oder Favoriten (je 110 €).

Bessere Anbindung? In Wirklichkeit genau umgekehrt

Zurück in die Antonigasse. Auch dort soll die Anbindung der Bewohner auf der linken Seite (Hernals) besser sein, als die auf der gegenüber liegenden rechten Seite (Währing). Daran ändert auch nichts, dass es in der Antonigasse in Wirklichkeit genau umgekehrt ist. Die “schlecht angebundenen” Währinger sind schneller an der Bim-Station als die “besser angebundenen” Hernalser. Kopfschütteln bei einer jungen Anwohnerin: “Was soll das, das ist ungerecht. Und wo bleibt die Transparenz, nach welchen Maßstäben wird da wirklich vorgegangen?”

Die Hernalser und die Währinger und alle anderen Wiener dürfen sich also auf den baldigen Klimabonus aus dem Bezirks-Casino freuen. Mehr oder weniger.

"Ungerecht, da fehlt die Transparenz", sagt die Anwohnerin.
Er sagt: "Alle sind gleich, manche sind gleicher."