Mit alarmierenden Worten warnte am Sonntag ein ZiB1-Beitrag vor Ex-Präsident Donald Trump. Der Anlass: dessen jüngste Wortmeldung bei einer Veranstaltung in Ohio. Zuschauer, die sich über Trumps Sager schon vorher informiert hatten, reagierten empört: Für sie war die ORF-Berichterstattung schlicht eine bewusste Irreführung des Publikums.

Trump sprach von den Auswirkungen auf die Autoindustrie, falls er die Wahl verliert

Wörtlich hatte Trump gesagt: Sollte er die bevorstehende Wahl im November verlieren, werde es ein „Blutbad für das ganze Land“ geben. Und: „Wenn diese Wahl nicht gewonnen wird, bin ich mir nicht sicher, ob es jemals wieder eine Wahl in diesem Land geben wird“.

Das klang so, als würde Donald Trump seine Anhänger zu Gewalt anstacheln, wenn ihn die Mehrheit nicht wählt. Genauso stellte seine Aussage auch der ORF dar. Wer allerdings den Zusammenhang der Worte kennt, der weiß: Der Ex-Präsident warnte in Wahrheit vor verheerenden wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Autoindustrie im Falle seiner Wahl-Niederlage – der eXXpress berichtete.

ORF: Trump weit entfernt von „Akzeptanz eines Wahlergebnisses“

Wer hingegen am Sonntagabend die ZiB1 verfolgte, musste einen komplett anderen Eindruck bekommen, und zwar schon bei der Anmoderation. ORF-Moderator Tarek Leitner erklärte zunächst: „Zunehmend stellt sich für viele Menschen in den USA und weit darüber hinaus die Frage, ob das Land selbst im Falle einer Wahl von Donald Trump noch stabil sein wird, seit heute mehr denn je.“

ZiB-Moderatorin Nadja Bernhard setzte fort: „Denn Donald Trump reizt die Öffentlichkeit mit immer extremeren Aussagen, weit weg entfernt von demokratischer Akzeptanz eines Wahlergebnisses. Er spricht jetzt davon, dass es, falls er nicht gewählt wird, ein Blutbad geben werde, und dass die Präsidentenwahlen im November die letzten gewesen sein könnten.“

Mit der Formulierung „weit weg entfernt von demokratischer Akzeptanz eines Wahlergebnisses“ wird dem Zuschauer vermittelt: Trump will offenbar eine mögliche Niederlage nicht akzeptieren, weshalb er seinen Gegnern ein Blutbad androht.

Der ehemalige US-Präsident und republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump bei seiner Rede in OhioAPA/AFP/KAMIL KRZACZYNSKI

„Trump sieht die Apokalypse am Horizont“

In diesem Sinn ist auch der anschließende ORF-Beitrag gestaltet: „Eine Rede von Donald Trump, wie man ihn kennt?“, fragt die Sprecherin zunächst. „Nein, er hat noch ein bisschen nachgelegt. Es geht gegen Joe Biden, es geht gegen Migranten, es geht gegen ein militärisches Hilfspaket für die Ukraine“. Anschließend wird Trumps Kritik an der militärischen Unterstützung für die Ukraine erwähnt. „Dann wird es düster“, fährt die Sprecherin fort. „Trump sieht die Apokalypse am Horizont.“ Es folgt das Zitat: „Es wird ein Blutbad geben, wenn ich nicht gewählt werde.“

Der Bericht tut so, als würde Trump von der Ukraine-Hilfe direkt zur bevorstehenden Wahl und einem möglichen Blutbad überleiten. Das ist aber nicht der Fall. Tatsächlich sprach der republikanische Präsidentschaftskandidat zunächst von Gefahren für die Autoindustrie, und genau in diesem Zusammenhang fielen seine Worte, auch wenn man das beim ORF nicht erfährt.

Trump will Verkauf billiger Autos aus Mexiko verhindern – was der ORF verschweigt

Die Voice-over-Sprecherin erwähnt als nächstes den politische Disput, den Trumps Aussage ausgelöst hat: „Die Demokraten von Joe Biden vermuten politische Drohungen. Trumps Team kontert: Es ging lediglich um wirtschaftliche Auswirkungen für die Autoindustrie.“ Die Gegendarstellung der Trump-Mitarbeiter leuchtet im Rahmen dieses ORF-Berichts überhaupt nicht ein.

In einem anderen ZiB-Beitrag wird Trumps Aussage ähnlich dargestellt:

Schlecht recherchiert, ungeschickt berichtet – oder Fake News?

Der ORF verschweigt, in welchem Zusammenhang Trump überhaupt von einem „Blutbad“ spricht: „Mexiko hat in einem Zeitraum von 30 Jahren 34 Prozent der Automobilproduktion in unserem Land übernommen“, beklagte er, und widmete sich dann Peking: „China baut jetzt einige riesige Fabriken, in denen sie die Autos in Mexiko bauen werden, und sie denken, dass sie diese Autos ohne Steuern an der Grenze in die Vereinigten Staaten verkaufen werden.“

Die bedrohliche Folge für die USA: China werde „keine Amerikaner einstellen, und sie werden die Autos jetzt an uns verkaufen“. Das werde er als Präsident aber verhindern, erklärte Donald Trump, weil er „einen 100-prozentigen Zoll auf jedes einzelne Auto erheben wird“. Nur müsse er halt auch gewählt werden. Andernfalls „wird es ein Blutbad für die ganze Welt geben. Es wird ein Blutbad für das Land sein.“

Im Englischen kann ein „Blutbad“ zum einen so wie im Deutschen die Tötung einer großen Anzahl von Menschen meinen, aber ebenso eine sehr schlimme Situation, in der großer Schaden entsteht.

Schlecht recherchiert, ungeschickt berichtet – oder Fake News?

Multi-Unternehmer Elon Musk war über diese Berichterstattung empört: „Die Medien lügen“, twitterte er. Im Falle des ORF ist man nicht geneigt, zu widersprechen. Im Gegensatz zum ORF hat sogar der US-Sender CNN im Laufe des Tages klargestellt, dass Trump offensichtlich ein wirtschaftliches „Blutbad“ im Fall eines Sieges Joe Bidens gemeint hatte.

Der Politologe und regelmäßige Gast auf eXXpressTV Ralph Schöllhammer (Webster Universität) kommentierte auf X: „Es überrascht nicht, dass fast alle deutschen Medien den ‚Blutbad‘-Schwindel unkritisch wiederholten. Vergessen Sie nicht, dass es immer diejenigen sind, die von der ‚Rettung der Demokratie‘ schwafeln, die am ehesten bereit sind, Sie zu belügen. Ihnen geht es nicht um die Demokratie, sondern nur darum, an der Macht zu bleiben.“

Aber vielleicht hat ja der ORF nur schlecht recherchiert und wusste von all dem nichts. Irrtümer unterlaufen Menschen permanent – ob in Wissenschaft, Politik oder in den Medien. Etwas völlig anderes sind hingegen Fake News. Bei ihnen kann man auch von Propaganda sprechen: Ein Medium verbreitet dann absichtlich eine falsche Meldung oder stellt ein tatsächlich stattgefundenes Ereignis verzerrt dar – um die Öffentlichkeit gezielt in die Irre zu führen.

Jeder möge sich seine eigene Meinung bilden, wie diese ORF-Berichte zustande gekommen sind.