
Fall Brandstätter: 16 positive Artikel für OMV-Chef, als OMV die Gattin des KURIER-Chefs bezahlt hat
Die ganze Liste: Gleich 16 positive Storys über OMV-Boss Gerhard Roiss erschienen im KURIER unter Chefredakteur Helmut Brandstätter, dem jetzigen NEOS-Politiker. In dieser Zeit überwies die OMV viel Geld an Brandstätters Gattin. Insgesamt erhielt sie vom Staatskonzern von 2011 bis 2015 mehr als 386.000 Euro. Dem Ersuchen des eXXpress, in dieser Causa für Transparenz zu sorgen, kam Brandstätter bisher nicht nach.
“Das gibt Krieg, das ist Mobbing”, schrie der NEOS-Politiker bei der Anfrage des eXXpress ins Telefon – Helmut Brandstätter, der frühere Chefredakteur des KURIER, wollte sich bisher nicht sachlich dazu äußern, ob die Zahlungen der OMV an die Firma seiner Gattin, der ORF-Redakteurin Patricia Pawlicki, für eine jahrelange Medienberatung seine Berichterstattung über den damaligen Vorstand des Mineralölkonzerns, Gerhard Roiss, beeinflusst haben könnte.
Wie der eXXpress kürzlich aufdecken konnte, hat Pawlickis Unternehmen “Business Zeus GmbH.” in etwas mehr als vier Jahren 386.820 Euro eingenommen. Dazu liegt auch ein Vertrag sowie eine Vertrags-Erweiterung der OMV mit der ORF-Redakteurin vor: Ab 1. Juli 2014 ist die Honorarpauschale nämlich von 6600 auf 8400 Euro brutto monatlich erhöht worden. Was genau für dieses nicht wirklich geringe Honorar geleistet worden ist, wollten bisher weder die ORF-Mitarbeiterin, noch der NEOS-Politiker mit Arbeitsunterlagen erklären.
Jahrelang hohe Überweisungen an Firma von Brandstätters Ehefrau
Aufgrund der mangelnden Kooperation Brandstätters bei der Aufklärung des Verdachts eines Zusammenhangs zwischen einer sehr positiven KURIER-Berichterstattung über den OMV-Boss und die von Brandstätters Familie übernommene Medienberatung für die OMV-Spitze sah der eXXpress selbst nach, wieviele positive Artikel, Interviews und Kolumnen über OMV-Vorstand Gerhard Roiss damals im KURIER erschienen sind.
Fazit: Vom 21. Oktober 2011 bis zur Abwahl von Roiss in der OMV im Oktober 2014 waren es 16, neun davon hat Helmut Brandstätter selbst verfasst. Bis zum endgültigen Abgang von Roiss Mitte 2015 folgten 18 weitere KURIER-Artikel, in denen Roiss gut wegkam – Helmut Brandstätter verfasste dabei einen Leitartikel und führte ein Interview. Der OMV-Boss durfte sich also über insgesamt 34 ganz passable Artikel und Interviews freuen. Hintergrundinfo: Ein Anzeigenkunde hätte für eine halbe Seite im KURIER 14.000 € zu bezahlen, der verbrauchte Platz in der Tageszeitung für die positiven Artikel über die damalige OMV-Spitze hätte vermutlich einen Gegenwert von 476.000 €.
Die Überweisungen des Mineralölkonzerns an die Firma von Patricia Pawlicki, der Gattin des Ex-KURIER-Chefredakteurs, begannen am 11. Mai 2011, die letzte Rechnung an die OMV ist datiert mit dem 17. Juli 2015. Im Juni 2015 hat Gerhard Roiss die OMV verlassen. Endstand bei den Auszahlungen (letzte Überweisung am 2.9.2015): 386.820 €.
Die Interviews und Berichte waren auffallenderweise meist sehr positiv für Roiss: Am 21. 10. 2011 lieferte Brandstätter ein halbseitiges Interview zur OMV, am 31.3.2021 ein ganzseitiges Interview (“Alles rund um die OMV”). Am 23. 3. 2013 durfte Roiss bei Brandstätter in einem großen Interview klagen “Amerika fährt uns davon”, am 5. 10.2013 forderte der OMV-Boss dann bei Brandstätter im Mega-Interview “Hände weg von den instabilen Ländern”. Viele für Roiss positive Storys wurden aber auch von einer Redakteurin des KURIERS erledigt, wie die Liste zeigt – siehe Faksimile.
Ein Fall für die Staatsanwaltschaft?
Da die Honorare an Brandstätters Ehefrau von einem Konzern, der zu 31,5 % im Besitz der Republik Österreich ist, überwiesen worden sind, könnte sich auch die Staatsanwaltschaft für den Fall interessieren. Immerhin fällt bei einem Leitartikel des früheren KURIER-Chefredakteurs eine Parteinahme für Roiss besonders auf: Am 10. 10. 2014 titelte Brandstätter etwa “So wird öffentliches Eigentum ruiniert – Gerüchte um Roiss schaden dem Unternehmen.” Wenige Tage später wurde Gerhard Roiss vom Aufsichtsrat von der Funktion abgewählt, ein paar Monate später schrieb dann der jetzige NEOS-Politiker trotzig in einem Leitartikel: “Roiss-Ablöse wird juristisch ein Nachspiel haben.” (2.2.2015)
Brandstätter hatte schon einmal massive Vorwürfe mit Klagen abgewettert – eine Tageszeitung wurde deshalb verurteilt, weil sie die Einstellung von Brandstätters Sohn in der ÖBB beim damaligen Generaldirektor Christian Kern kritisiert hat.
Kommentare
Es gilt die Ungustl Vermutung!
Ist ja seltsam… kritische Kommentare werden nicht freigeschaltet. Naja, die Selberdenker sollen anscheinend nix falsche selberdenken.
Schade, dass ein so angesehener Abgeordneter nicht klar und sachlich gegen diese Vorwürfe Stellung bezieht. Es ist sicherlich alles in bester Ordnung. Dabei wäre es doch sehr einfach. Er könnte ganz klar gegenüber der Öffentlichkeit erklären:
1- “Meine Frau oder ein Unternehmen wo sie beteiligt ist war niemals als Beraterin für die ÖBB tätig”
2- “Die positive Berichterstattung des Mediums für das ich als Chefredakteur gearbeitet habe für Christian Kern insbesondere während der Flüchtlingskrise und der darauf folgenden Verjagung von BK Feyman durch die Sektion 8 beruht auf meine sorgfältigen journalistischen Rescherschen” oder “nein ich habe Kern damals nicht besonders in der Berichterstattung berücksichtigt”
3- Sollte doch Frau P für die ÖBB gearbeitet haben, könnte man doch ganz klar erläutern welche Seminare, welche Beratungsgespräche etc getätigt wurden und klar die gebotene Leistung darlegen. Eine Leistung die sicherlich ihr Geld wert gewesen wäre.
Eigentlich verstehe ich nicht die ganze Aufregung und ich finde es einfach schade, dass eine so integre Persönlichkeit sich nicht ganz klar verteidigt, um die schiefe Optik die durch verschiedene Schmutzkübelkampagnen gegen ihn (sicher von BK Kurz persönlich gesteuert) entsteht auszuräumen.
Köstlich!!
Postive Berichterstattung schaut zwar in diesem Zusammenhang nicht gerade großartig aus, ist aber noch kein Nachweis unlauterer Vorgangsweisen.
Diese wäre dann naheliegend, wenn tatsächlich kaum Leistungen erbracht worden sind für das saftige Honorar. Diesen Nachweis kann die Republik als Teilhaber ihres Auftraggebers evlt. fordern. Evtl. hatte die Firma seiner Frau überhaupt nur diesen Auftraggeber. Der selbst gemachte Firmenstempel könnte darauf hindeuten, dass der kaum verwendet worden ist.
Netzfund mit interessanten Details unter “OTS0041 FEL0003”
👍
Wieder mal typisch, dass speziell Leute die ständig als Haltungsjournalisten und Moralapostel auftreten, den Hals nicht voll bekommen können vor lauter Gier!
Meine Güte, die Pawlicki. Ich erinnere mich immer an den Teaser für ihre Sendung “Hohes Haus”. Bei ihr klang das immer mundlerisch “hoooohäääääs Hoooouuuuuuus”. Dazupassend die Räääitara mit ihrem “Iiiiim Zääääändrummmm”.
Hat die jetzt ihren Lockl wieder züruckgenommen, nachdem dort ja eine Trennung war, weil ihm offenbar ein Ministeramt anbötig gemacht worden ist und wohl nicht zustandegekommen ist? Über diese Trennung durfte niemand berichten. Eh, wenn bei einem Schwarzen oder Blauen eine Trennung offenkundig geworden wäre, hätten das alle “objekiven” Medien ausführlichst recherchiert. Hier war so rein zufällig gar nichts.
Und als weiteren Hinweis: Wie war das mit der Kooperation von der Prinzessin mit dem Glaskinn mit der Pawlicki? Dazu herrscht auch noch zu viel Stillschweigen.
Jetzt musste ich tatsächlich nach der „Prinzessin mit dem Glaskinn“ suchen. Bekam aber auf Anhieb eindeutige Hinweise. Großartig, die Arbeit hier samt Kommentare! Eine echte Bereicherung zur bisherigen Medienlandschaft.
Ich rieche bereits #metoo ..
Dieser Loser ist wahrscheinlich einer der miesesten Politiker und wird den NEOS noch viel “Freude” bereiten 😉
grossartig, aber der Herr kann gefährlich sein und kämpft mit allen Mitteln
Ich hab es schon einmal geschrieben: Herr R. Schmitt muss aufpassen, dass B. ihn nicht auch – so wie seinen Erzfeind Kurz – auf allen Ebenen zu vernichten versucht. B. traue ich so einiges zu!
Schuldig! Abtreten!
Selbstverständlich müsste sich die WKStA um die Sache kümmern, was wahrscheinlich nicht passieren wird, denn Brandstätter ist weder bei der ÖVP noch bei der FPÖ.
Man wird doch noch Artikel schreiben und für ehrliche Arbeit ehrlichen Lohn kassieren dürfen.
Gegen NEOs ermitteln?
Totales Nogo.