Eigentlich hat es Alma Zadic selbst in der Hand, die immer lauter werdenden Vorwürfe gegen ihre Doktorarbeit augenblicklich verstummen zu lassen – sie müsste nur wie in solchen Fällen üblich, einer externen Prüfung ihrer Doktorarbeit zustimmen. Doch das lehnt die Justizministerin bislang ab. Stattdessen wies sie die Kritik, die nicht nur von Plagistforschern aus Österreich, sondern auch von einem hochrangigen Wissenschaftler aus Deutschland erhoben worden ist, pauschal als “falsch” zurück ohne sich inhaltlich näher damit zu befassen.

Zadic weist Vorwürfe pauschal zurück

In einer allgemein gehaltenen Stellungnahme heißt es lediglich, ihre Dissertation folge streng den Zitierregeln des Harvard Bluebooks und entspreche damit international anerkannten wissenschaftlichen Standards. Doch das Harvard Bluebooks hält fest: “Alle Zitate, außer Blockzitaten, sind mit Anführungszeichen zu versehen.” Blockzitate müssen zur Gänze mit einem Abstand von fünf Leerstellen zum linken und rechten Rand eingerichtet werden. Beides hat Zadic an keiner der 85 Stellen der Doktorarbeit getan.

Das Havard Bluebook gibt Zitier-Regeln eideutig vor

In den vergangenen Jahren sind immer wieder Vorwürfe gegen Politiker laut geworden, dass sie bei ihren Abschlussarbeiten geschummelt haben könnten. Im Fall der früheren ÖVP-Familienministerin Christine Aschbacher führte das sogar zu einem Rücktritt. Anschließend überprüfte eine Experten-Kommission ihre Arbeit – und sprach sie von den Vorwürfen frei. Eine solche Prüfung wäre folglich auch im Sinne der Justizministerin, wenn sie sich nichts vorzuwerfen hat, doch bislang hat sie keine entsprechenden Schritte unternommen oder eine derartige Bereitschaft signalisiert. Unterdessen werden Stimmen laut, die fordern, dass Zadic ihr Amt vorübergehend ruhend lässt, bis die Vorwürfe geklärt sind.

Zur Vorgeschichte

Der als “Plagiatsjäger” bekannte Sachverständige Stefan Weber hat die Dissertation von Justizministerin Alma Zadic (Grüne) wegen Qualitätsmängel kritisiert. Er würde die Vorgehensweise von Zadic “nicht als Plagiat werten, sondern als schlechte Wissenschaft bzw. eher sinnbefreites Arbeiten”, erklärte er gegenüber eXXpress. “Die Arbeit ist sicher wissenschaftlich nicht korrekt.”

Auch der ehemalige Dekan der Fakultät für Betriebswirtschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München, Manuel Theisen, der u.a. Verfasser des Buches “Wissenschaftliches Arbeiten” ist, spricht von “Textplagiaten” in Zadics Arbeit. Bei Zadics Dissertation handle es sich werkprägend um ein Satzteile- bzw. Wortkettensampling aus fremder Literatur, wobei fast immer wörtlich übernommene Satzteile nicht unter Anführungszeichen gesetzt wurden. Die Arbeit sei “sicher wissenschaftlich nicht korrekt”.