Olha Charlan sorgt bei der Fecht-Weltmeisterschaft weiterhin für Wirbel. Die Ukrainerin wurde disqualifiziert, da sie am Donnerstag nach ihrem Sieg gegen die Russin Anna Smirnowa (23) den Handschlag verweigert hatte (eXXpress berichtete). Denn wer im Fechten diesen verweigert, wird wegen “unsportlichem Verhalten” für den weiteren Turnierverlauf ausgeschlossen Smirnowa durfte in Mailand unter neutraler Flagge antreten. In der Mitteilung ließ der Weltverband FIE offen, ob ukrainische Fechter auch zukünftig Strafen für einen fehlenden Handschlag befürchten müssen.

Die vierfache Säbel-Weltmeisterin aus der Ukraine hatte am Donnerstag in der Runde der letzten 64 die Russin Anna Smirnowa klar mit 15:7 besiegt. Nach ihrer Disqualifikation meldete sich Charlan in einer emotionalen Videobotschaft zu Wort. “Was heute passiert ist, wirft viele Fragen auf, aber es beantwortet auch viele Fragen. Wir haben jetzt gesehen, dass das Land, das unseren Staat, unser Volk, unsere Familien terrorisiert, auch unseren Sport terrorisiert. Deshalb musste das, was heute geschehen ist, geschehen,” meinte Olga Charlan.

Sie wollte “dieser Athletin nicht die Hand schütteln, habe mich von meinem Herzen leiten lassen” stellte die Olympiasiegerin klar. “Als ich erfuhr, dass ich disqualifiziert werden sollte, war ich am Boden zerstört,” fügte Charlan hinzu.

Charlan darf im Teambewerb starten

Doch nun darf die ukrainische Fechterin bei der WM im Teambewerb doch an den Start gehen. Das teilte der Weltverband in einer Mitteilung am späten Freitagabend mit. Man verteidigte die Strafe zwar, setzte diese allerdings dennoch außer Kraft. Die Entscheidung sei im Einklang mit dem olympischen Geist getroffen worden, sagte FIE-Interimspräsident Emmanuel Katsiadakis nach Beratungen mit dem Internationalen Olympischen Komitee IOC. Charlan steht für den Teamwettbewerb im Säbel, der am Samstag beginnt, auf der Meldeliste.

Charlan bedankte sich laut FIE-Mitteilung beim Weltverband. “Das Wichtigste für eine Athletin ist, antreten zu können, für meine Familie, mein Team, mein Land und alle Menschen, die mich unterstützen”, wurde sie zitiert. “Während dieser wenigen schwierigen Tage habe ich all die Unterstützung geschätzt, die ich aus der ganzen Welt erhalten habe.”

IOC-Chef Thomas Bach hatte Charlan zuvor einen Olympia-Platz versprochen. “Angesichts deiner besonderen Situation wird dir das Internationale Olympische Komitee einen zusätzlichen Quotenplatz für die Olympischen Spiele Paris 2024 zuweisen, falls du dich in der Zwischenzeit nicht qualifizieren kannst”, schrieb Bach am Freitag in einem persönlichen Brief an die Säbelfechterin. Vadym Gutzeit, der Sportminister aus der Ukraine, veröffentlichte den Brief.