
Bernhard Heinzlmaier: Politik als Löwinger-Bühnen-Spektakel
Ein treffendes Bonmot ist Landwirtschaftsministerin Köstinger gelungen, als sie den Ibiza-Untersuchungsausschuss mit der Löwinger-Bühne verglich. Aber auch andere politische Ereignisse der letzten Zeit atmen den Geist der Löwinger-Kultur, meint eXXpress-Kolumnist Bernhard Heinzlmaier.
Beginnen wir mit dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, der sich im letzten Wahlkampf offensichtlich unter tatkräftiger Mithilfe von Experten der Rügenwalder Mühle aus Solidarität mit der MA 48 in ein catsuit-artiges Müllmann-Kostüm zwängen ließ, um so vor den Kameras der Medien zu posieren. Damit hat er die Löwingerbühnenreife auf Lebenszeit erworben.
Bäumchen pflanzen, statt klare Worte finden
Letzte Woche pflanzte er dann mit dem israelischen Botschafter ein Bäumchen. Zum Terrorüberfall der Hamas auf Israel hat er noch immer kein kritisches Wort verloren, verständlich, man will ja die Wählerschaft aus dem Milieu der Muslimbrüder nicht brüskieren. Aber das war noch nicht genug der opportunistischen Mimikry. Brav apportiert er auch die Kritik der konservativen Islamverbände an der Islamlandkarte und präsentiert ein „Integrationsprojekt“, das Integration auf religiösen Austausch reduziert. Dreißig Prozent der Wiener sind ohne religiöses Bekenntnis. Müssen die in eine Kirche eintreten oder zum Islam konvertieren, um in der gottesfürchtigen Stadt zukünftig Beachtung zu finden? Auch das ist Löwinger-Kultur, aber ohne lustig zu sein.
Brandstätters Duktus ist wenig wertschätzend
Zweiter Anwärter auf den Löwinger-Bühnen-Gedächtnispreis ist der ehemalige Herausgeber des Kuriers, Helmut Brandstätter. Er macht es, wie Gebi Meir, Klubobmann der Grünen im Tiroler Landtag, er beschimpft Kritiker oder Andersdenkende unflätig. Beide haben das Wort „Arschloch“ benutzt. Ein solcher Sprachgebrauch ist weder achtsam noch wertschätzend. Wenn Sprache tatsächlich Wirklichkeit schafft, wie die Freunde aus der poststrukturalistischen Linken glauben, dann möchte ich nicht in der Welt leben, an der die beiden da gerade bauen.
Linker Aktivist im ORF
Aber es „löwingert“ auch in öffentlichen-rechtlichen Medienräumen und dabei denke ich nicht an den weltberühmten Anchorman der ORF-Spätnachrichten, der in der Rolle des Scharfrichters der urbanen Bobo-Minderheit mehrmals wöchentlich Politiker der peinlichen Befragung unterzieht. Zu ihm fallen uns eher die Pradler Ritterspiele ein, wo am Höhepunkt eines jeden Gaudistückes ein Ritter enthauptet wird. Auf Wunsch des Publikums kann die Enthauptung mehrfach wiederholt werden.
Anstelle des Super-Stars des ORF soll über eine Nachwuchshoffnung des Staatsfunks gesprochen werden, den linken Aktivisten Michael Bonvalot. Wer ihn noch nicht kennt, er ist der Mann, der auf Twitter 2017 die G-7-Randale wohlwollend begleitet hat und beispielsweise die Plünderung und blindwütige Zerstörung eines Supermarktes mit den Worten „Rewe am Schulterblatt wurde von DemonstrantInnen geöffnet. Lebensmittel werden verteilt.“ kommentierte.
In Hamburg war damals ein aus ganz Europa zusammengekarrter autonomer Mob eingefallen, der wahllos Autos anzündete, öffentliche Infrastruktur zerstörte, ganze Straßenzüge „entglaste“ und die Polizei von Hausdächern aus mit schweren Pflastersteinen bewarf. Dieser Michael Bonvalot, der zuletzt im ORF ausführlich das Milieu der Corona-Leugner und Querdenker besprechen durfte, ist in der Zwischenzeit durch eine neue „journalistische“ Aktivität in Erscheinung getreten.
Verzerrte Wahrnehmung im Fall Pratassewitsch
Nach der staatsterroristischen Aktion des belarussischen Diktators Lukaschenko, im Zuge derer ein Flugzeug der Ryanair in Minsk zur Landung gezwungen wurde und der Regimekritiker Raman Pratassewitsch und dessen Freundin aus der Maschine gezerrt und in ein Foltergefängnis verschleppt wurden, veröffentlichte er nicht etwa eine Verurteilung dieses Verbrechens, sondern er zeigte auf seinem Twitter-Account empört Bilder des Entführten in der Uniform einer rechten Miliz der Ukraine.
Woher da der Wind weht, sieht man sogleich, wenn man die Ausgabe der „Jungen Welt“ vom 29./30. Mai zur Hand nimmt, einer linksradikalen deutschen Tageszeitung, für die Bonvalot als Autor tätig ist. Dort wird unter dem Aufmacher „Die Amis und der Neonazi“ über eine amerikanische Verschwörung gegen Belarus berichtet, deren Ziel es ist, durch die Förderung der belarussischen Nationalisten Lukaschenko aus dem Amt zu drängen.
Die Verunglimpfung des Terror-Opfers ist fehl am Platz
Was lernen wir daraus? Wenn ein blutrünstiger Diktator ein Flugzeug entführt, einen Oppositionellen aus der Maschine zerren lässt und samt seiner Freundin in ein Foltergefängnis wirft, nehmen Herr Bonvalot und das unter der Beobachtung des Verfassungsschutzes stehende linksradikale Medium „Junge Welt“ selbiges zum Anlass, das Terror-Opfer zu verunglimpfen und die belarussische Opposition als Handlanger des US-Imperialismus zu entlarven.
Das alles ist weder lustig noch mit der Löwinger Bühne kompatibel. Hoffentlich in Zukunft auch nicht mit Auftritten in Nachrichtenstudios des ORF.
Der Jugendforscher und eXXpress-Kolumnist Bernhard Heinzlmaier untersucht seit mehr als zwei Jahrzehnten die Lebenswelt der Jugend und ihr Freizeitverhalten. Er kennt die Trends, vom Ende der Ich-AG bis zum neuen Hedonismus und Körperkult, bis zu Zukunftsängsten im Schatten von Digitalisierung und Lockdown. Heinzlmaier ist Mitbegründer und ehrenamtlicher Vorsitzender des Instituts für Jugendkulturforschung. Hauptberuflich leitet er das Marktforschungsunternehmen tfactory in Hamburg.
Kommentare
Die Causa Bonvalot ist nur ein Element des ORF-Gesamtversagens. Der ORF agiert und laviert seit etlicher Zeit führungslos herum. Die einstige Stärke – seriöse Berichterstattung national wie europaweit – ist verschwunden. Der früher großartige Ruf in Osteuropa (Hugo Portisch!) existiert nicht mehr.
Ich halte den ORF für großteils verzichtbar und irrelevant. Man kann ihn problemlos auf das reduzieren, was derzeit ORF III bietet. Den Rest erledigen viele andere Anbieter besser und billiger.
Ist österr. Integrationsministerin, Susanne Raab, eine Rechtsextremistin?
Und Bundeskanzlerin Sebastian Kurz ein Rechtsextremist?
Herr Polenz ist nicht irgendein Knallfrosch auf der CDU-Löwinger-Bühne …
Rubrecht Polenz (CDU):
“Es war vorhersehbar. In Österreich benützen Rechtsextremisten die „Islamkarte“ zur Hetze gegen Muslime. Und jetzt fordert ein Innenpolitiker der CDU dasselbe für Deutschland. Das darf doch nicht wahr sein.
https://twitter.com/polenz_r/status/1400147045357342721?s=20
Soviel ich mitbekommen habe, ist Herr Heinzlmaier einer von St.Pauli.
Ich glaube mich erinnern zu können, dass er sich auf Twitter selber als Prolet bezeichnet hat.
Links bedeutete früher, Fortschritt, hoch die Arbeit, weg mit der Bevormundung und vor allem Freiheit, Freiheit und nochmals Freiheit.
Bei der heutigen Linken ist so ziemlich das Gegenteil davon Programm.
Wenn ich mir so ansehe, mit wem die heutige Sozialdemokratie heimlich aber auch schon ganz ungeniert offen kuschelt, dann behaupte ich, das ist das Ende der einst großen und ehrenvollen Arbeiterpartei namens SPÖ/SPD und der Beginn von etwas (irgendetwas), das mit Sozialdemokratie wenig bis nichts mehr gemeinsam hat. Und das ist sehr traurig …
Die heutige Linke will nur eins:
Zwietracht und Unfriede ins Volk streuen, spalten, trennen und zerstören, alles zerstören, was sich über Jahrzehnte hinweg bei uns erfolgreich bewährt hat. Marx und der Sozialismus hat sich nirgendwo in der Welt bewährt und ging kampf- und klanglos unter.
Um ihr Zerstörungswerk vorantreiben zu können, haben sie sich die Linken mit den Islamisten zu einer Zweckgemeinschaft verbündet, die – so wie sie selber – unsere westliche Wertegemeinschaft verachtet, hasst und ablehnt.
Gender hat nur eine Aufgabe, unsere Sprache zu zerstören. Und die schrankenlose Zuwanderung aus musl. Ländern soll unsere Kultur den Rest geben und nachhaltig zerstören.
Die heutigen Linken wollen einen neuen einheitlichen Menschen kreieren. Überall Nivellierung nach unten, überall Gleichheit bei gleichzeitiger Regenbogenbuntheit, was in sich selbst schon ein Widerspruch ist.
Und wenn das bequeme Bürgertum, der böse alte (müde) weiße Mann nicht beginnt dagegen zu halten, dann wird es ihnen auch gelingen …
denn irgendwann rennen alle mit der manipulierten Masse in dieselbe Richtung und dann gibt es kein zurück mehr …
…. all das hatten wir schon einmal …
Herr Heinzlmaier kann also auch Satire.
Und zwar auf einem messerscharfen und beißenden Niveau, das einem Ephraim Kishon alle Ehre machen würde, und bei dem einem das Lachen im Hals stecken bleibt.
Großartige Kolumne! Vielen Dank dem Autor und eXXpress!
Heinzlmaier ist ein weiser (s) noch nicht ganz alter Mann. Wer all das ist und zudem auch noch privat wie beruflich aus eigener Kraft und Anstrengung erfolgreich ist und was herzeigen kann, kann doch gar nicht anderes, als die derzeitige politische/gesellschaftspolitische Entwicklung nicht gutheißen.
Lang wird’s nicht mehr dauern, bis Standard, Falter & Co Heinzlmaier auf ihrer Agenda haben werden. „Rechter Kolumnist greift Pressefreiheit und somit Demokratie an“
@Bösewicht: Ja, Herr Heinzlmaier steht mir ideologisch vermutlich nicht allzu nahe, aber er argumentiert derart fundiert und stringent, dass man sich seinen Darlegungen schwerlich entziehen kann. Seine Kommentare hier waren bislang allesamt überaus lesenswert und erkenntnisbringend für mich.
@Cincinnati Kid: Sie sagen es. Das einschlägige Twitter-Empörium wird Herrn Heinzelmaier mit Sicherheit weiter drangsalieren. Dass sie ihn aus Twitter gemobbt haben, reicht denen sicher noch nicht.
PS.: Ich mag Ihren Nick. Habe mir den Steve McQueen Klassiker vorgestern eigens auf Amazon Prime gekauft und wieder einmal angesehen. 😉