Die Einladung zum Staatsdinner beim G20-Gipfel am Samstag ist mit”President of Bharat” unterzeichnet, nicht mit “President of India”. Das ist eine vollkommen neue Bezeichnung des indischen Staatsoberhaupts.

“Bharat” ist neben “India” der zweite Name für Indien. Er wird auch zu Beginn der indischen Verfassung genannt. Wenn sich Inder auf Hindi unterhalten, verwenden sie zuweilen den Namen Bharat statt India.

Missbrauch von Sanskrit-Texten für Politik?

Abgeordnete von Modis hindu-nationalistischer Regierungspartei BJP bereiten nun eine Resolution vor, um die Bezeichnung “Bharat” gegenüber “India” zu bevorzugen. Das berichtet der Fernsehsender News18 unter Berufung auf Regierungskreise. Die Regierung selbst hält sich noch bedeckt. Sie hat für Monatsende eine Sondersitzung des Parlaments einberufen.

Die regierenden Hindu-Nationalisten sollen tatsächlich den Landesnamen “India” hassen, sagen Vertreter religiöser Minderheiten und der Opposition. Der Name “Bharat” wird in alten, auf Sanskrit verfassten Hindu-Schriften eingeführt. Es geht auf eine mythologische Figur aus dem Hinduismus zurück. Parteimitglieder der BJP haben sich bereits gegen die Verwendung des Namens India ausgesprochen. Seine Wurzeln reichen zurück bis in die westliche Antike. Eingeführt wurde er in der britischen Kolonialzeit.

Oppositionspolitiker reagieren entsetzt und sprechen von Spaltung

Indische Kritiker meinen, “Bharat” werde nun für eine hindu-nationalistische Agenda missbraucht. Der Abgeordnete Gaurav Gogoi von der Kongresspartei ist entsetzt: “Mir fehlen wirklich die Worte. Das ist unglaublich. Ich hoffe, dass das Oberste Gericht Indiens einschreiten wird. Hier geht es darum zu spalten. Das ist sehr sehr traurig.” Auch andere Oppositionspolitiker reagierten empört. “Ich hoffe, dass die Regierung nicht so töricht sein wird, auf ‘India’ komplett zu verzichten”, sagte Shashi Tharoor, ebenfalls von der Kongresspartei, auf X (Twitter). Anstatt den “Anspruch auf einen geschichtsträchtigen Namen” aufzugeben, der weltweit anerkannt sei, sollten “weiterhin beide Namen verwendet” werden.

Radharanan Das von der Hare-Krishna-Bewegung meinte: “Ob es nun India ist oder Bharat – wir sind auf beide Namen stolz. Es ist aber sehr unglücklich, wenn man so eine Abneigung, so einen Hass auf unseren Landesnamen entwickelt.”

Außenministerin verteidigt Plan: Wollen unser Erbe zurückholen

Außenministerin Meenakshi Lekhi kontert: “Es waren nur die Invasoren und andere, die in dieses wunderbare Land gekommen sind und ihm einen anderen Namen gegeben haben. Und dieser andere Name wurde der gebräuchlichste. Aber es ist doch nichts falsch daran, uns unser Erbe zurückzuholen. Alle Fesseln der Sklaverei, alle Fesseln, die uns in unserer Tradition und Kultur einschränken, müssen zerrissen werden.”