An und für sich hatte das Jahr für den Chef von AstraZeneca, Pascal Soriot, gut begonnen. Bereits am 30. Dezember des Vorjahres wurde sein Impfstoff in Großbritannien zugelassen, er selbst saß zu dem Zeitpunkt bereits in einem Hotel in Sydney die Quarantäne ab, um seine Familie nach einem Jahr wieder zu sehen. Doch plötzlich ging es Schlag auf Schlag, eine schlechte Nachricht jagte die nächste.

Die Kritik am Unternehmenschef wird immer lauter

Zusehends häuften sich negative Berichte über den Astra-Impfstoff, die Probleme werden immer mehr. Zuletzt wurde bekannt, dass es vor allem bei jungen Menschen vermehrt zu Blutgerinnseln in den Hirnvenen kommen soll (der eXXpress berichtete). Die Folge: Länder wie Kanada, Frankreich und Deutschland haben ihre Impfvorschriften geändert, Großbritannien steht kurz davor. Kein Astra mehr für junge Menschen.
Doch damit nicht genug: Nur wenige Tage zuvor hat Soriot eine Produktionsstätte in den USA an Konkurrenten Johnson&Johnson verloren.

In der Topbar befindet sich eine der Duplikationsmöglichkeiten

Nun muss sich Pascal Soriot einiges an Kritik anhören. Er reagiere wie ein unzuverlässiger Autoverkäufer, der seine Zusagen nicht einhalten würde. Der Aussage vorangegangen war ein Video-Auftritt vor dem EU-Parlament, den Soriot komplett verpatzt hatte. Auf die Vorwürfe reagierte er mit den immer gleichlautenden Floskeln, dass die “Entwicklung eines Impfstoffes eine hochkomplexe Angelegenheit” sei, sein “Unternehmen sich in einer Lernphase” befinde und man “rund um die Uhr arbeiten würde”. In Brüssel quittierte man Soriots Phrasendreschen mit Misstrauen. Und wer Brüssel kennt, weiß: Daran wird sich so schnell auch nicht mehr ändern.

Ein steiniger Weg mit Ups and Downs

Darüber, wie nah Pascal Soriot diese wenigen freundlichen Worte tatsächlichen gehen, kann nur spekuliert werden. Aus seinem Umfeld hört man, er sei ein Kämpfer und – wie man in Österreich sagen würde – ein echtes Stehaufmandl. Schon früh lernte der studierte Veterinär- und Wirtschaftswissenschaftler, sich durchzusetzen. Sein Vater verstarb, als er gerade einmal 20 Jahre alt war. Nach abgeschlossenen Studien ging es für ihn rasant bergauf, in Asien, den USA und Australien arbeitete er für mehrere Pharmafirmen. Seit 2012 ist er Vorstandsvorsitzender des britisch-schwedischen Unternehemns AstraZeneca, das gemeinsam mit der University of Oxford den nun umstrittenen Impfstoff entwickelte.

Ebenfalls keine leichte Aufgabe, bestand man in Oxford darauf, den Impfstoff auf Non-Profit-Basis herzustellen, um auch die ärmeren Länder der Welt versorgen zu können. Soriot willigte mit den Worten “meine Kinder würden mich killen, wenn ich das nicht tun würde”, gegen die Geschäftsinteressen des Konzerns ein.