Der Umgang des Burgtheaters mit der Causa Teichmeister sorgt für Empörung. Florian Teichtmeister war bis zuletzt Ensemblemitglied. Erst am Freitagnachmittag, als der öffentliche Druck massiv gestiegen ist, reagierte das Ensemble und verkündete, sich von dem bekannten Schauspieler zu trennen, ihn also fristlos zu entlassen. Nun sind die Vorwürfe gegen Teichtmeister zwar erst jetzt im Detail öffentlich bekannt, aber neu sind sie nicht.

Bereits vor mehr als sieben Monaten, am 3. Juni 2022, hat der eXXpress über den Fall berichtet. Die Ermittlungen gegen den beliebten Schauspieler darüber hinaus schon seit eineinhalb Jahren. Der bekannte TV-Kommissar im Rollstuhl zeigte sich geständig, kooperierte mit den Behörden und befindet sich seit zwei Jahren in psychologischer Betreuung, wie sein Anwalt berichtet. Da erscheint es kaum glaubhaft, dass das Burgtheater von dem allen nichts gewusst haben will. Das Theater am Wiener Ring zeigt selbst gerne rote Linien im gesellschaftspolitischen Diskurs auf. Aber wo zieht eigentlich das Haus bei sich selbst die roten Linien, fragt die Journalistin Anna Thalhammer.

Teichtmeister machte Aufnahmen von Kindern während der Arbeit

Teichmeister war im Besitz von 58.000 Kinderporno-Dateien. Die Ermittler haben sie auf zwei Smartphones, zwei Laptops, einem Desktop, 13 externen Festplatten, einem USB-Stick und drei Speicherkarten sichergestellt. Der Verdächtige soll die Fotos zwischen Februar 2008 und August 2021 aus dem Darknet heruntergeladen haben. Was die Sache aber besonders brisant macht: Der Schauspieler soll auch an Drehorten Fotos von teils minderjährigen Darstellern gemacht und daraus Collagen angefertigt haben, wie das “Ö1-Mittagsjournal” berichtet. Teichtmeisters Lebensgefährtin entdeckte eines dieser Bilder auf einem Handy und verständigte daraufhin die Polizei.

Florian Teichmeister war in mehrere ORF-Produktionen zu sehen, unter anderem als Kommissar in "Die Toten von Salzburg".

Dennoch durfte Teichtmeister, der vollumfänglich geständig ist, in den vergangenen Jahren weiterhin mit Kindern zusammenarbeiten. Die Journalistin Thalhammer kommentiert dazu: “Kann mir keiner einreden, dass das Haus erst jetzt davon erfahren hat”.

Chat-Lesung am Burgtheater erntete 2021 scharfe Kritik

Das Burgtheater mischt sich auch in den Polit-Diskurs ein. Im Herbst 2021 hat das Ensemble etwa aus den Chats im Politkrimi rund um die “Causa Kurz” auf der Bühne gelesen. Videos davon wurden im Netz veröffentlicht. Aus rechtsstaatlicher Sicht gehe das gar nicht, konstatiert nun sogar der Anwalt des “Ibiza-Täters”.

Man fragt sich nun, wie streng die Maßstäbe sind, die das Ensemble an sich selbst stellt. Dass Florian Teichtmeister – für ihn gilt die Unschuldsvermutung – weiterhin Ensemblemitglied war und Kontakt mit Kindern weiterhin möglich war, wirft schwerwiegende Fragen auf, die unbedingt geklärt werden müssen.

ORF und Kinos reagieren: Kein Teichtmeister mehr

Florian Teichtmeister trat zuletzt als Kaiser Franz Josepf im Historien-Drama “Corsage” auf. Als Kommissar im Rollstuhl war er  zudem regelmäßig in der ORF-Fernsehreihe “Die Toten von Salzburg” zu sehen. 2013 gewann er den Publikumspreis des Nestroy-Theaterpreises und war 2016 in der Kategorie “Bester Schauspieler” nominiert. Der per Online-Voting vergebene “Nestroy-ORF III Publikumspreis” ging im Jahr 2015 ebenfalls an Florian Teichtmeister, der damals noch dazu Moderator des Abends war. Am Burgtheater war Teichtmeister zuletzt in den Hauptrollen in Daniel Kehlmanns “Nebenan” und Oscar Wildes “Bunbury” zu sehen, weiters stand er in Shakespeares “Der Sturm” auf der Bühne.

Der ORF nimmt nun alle Sendungen mit dem TV-Star aus dem Programm. Auch die Kinos strahlen nicht mehr Filme mit Teichtmeister als Schauspieler aus. “Bis zur gerichtlichen Klärung wird der ORF Abstand von Herstellung und Ausstrahlung von Produktionen mit Teichtmeister nehmen”, heißt es auf orf.at.

Im Februar muss sich Teichtmeister nun vor Gericht verantworten. Ihm drohen bis zu drei Jahre Haft. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.