Ein Tattoo ist eine Entscheidung, die – wenn man es nicht mit schmerzhaften und teuren Behandlungen weglasern lässt – das ganze Leben bestehen bleibt. Festival-Besucher am Frequency und am Electric Love sollten sich dennoch mal eben schnell ein Motiv des Klimatickets tätowieren lassen – so die Idee von Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne). Die Belohnung: ein kostenloses Klimaticket für ein Jahr im Wert von 1095 Euro.

Im Netz sowie im eXXpress-Forum ist die Kritik groß – auch eXXpress-Kolumnist Christian Ortner bezeichnet die Aktion als “verkommene Idee”.

"Moralisch verkommene Idee"

“Für die wirklich völlig moralisch verkommene Idee, (jungen) Menschen anzubieten, sich ein Klimaticket-Tatoo für ein Leben lang stechen zu lassen, um ein Klimaticket für ein Jahr geschenkt zu bekommen, sollte Frau Gewessler erwägen, sich zu entschuldigen und zurückzutreten”, schreibt Ortner auf X (früher Twitter). Auch unter dem Post fordern einige User den Rücktritt.

Ein Festival – die beste Umgebung für eine derartige Aktion?

Zudem bleibt die große Frage, wieso sich die Ministerin ausgerechnet ein Festival für eine derartige Aktion ausgesucht hat. Egal ob Frequency, Electric Love oder auch das Nova Rock – Alkohol ist für viele Festival-Gäste bekanntlich fester Bestandteil – nicht nur in der Nacht. Dies betont nun auch ein User im Netz: “Ich habe bereits vier Tattoos, jedes Mal wurde ich gefragt, ob ich etwas getrunken habe beziehungsweise noch Restalkohol im Körper ist. Eine Sitzung sei ausschließlich nüchtern möglich”. Und er fragt: “Ob das auch den sechs Personen, die sich tatsächlich das Klimaticket stechen ließen, bewusst war?”

Auch Ministerin Gewessler ließ sich ein Tattoo machen – allerdings ein abwaschbares

"Überschreitet jegliche Grenzen"

“Das überschreitet jegliche Grenzen. Es scheint wie ein durchschaubarer Trick, um menschliche Haut als Dauerwerbefläche für eigene Ziele zu nutzen”, meinte ein Leser zudem im eXXpress-Forum. “Wozu sich ein Bild tätowieren lassen, das man absehbar später nicht mehr will? Wahrscheinlich werden es die meisten bereuen. Wer sich ein Klimaticket-Logo stechen lässt, muss entweder extrem arm oder dämlich sein”, meinte ein weiterer Leser.

Klimabonus für Tote, Asylwerber und Schwerverbrecher

Es ist nicht Gewessler’s erste Aktion, die für Aufruhr sorgte. Aufgrund einer verpfuschten Verordnung erhielten auch Asylwerber, inhaftierte Schwerverbrecher und sogar Verstorbene den 500-Euro-Klimabonus.

Auch eine Anfragebeantwortung von FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker sorgte für Staunen. Die Umweltministerin verflog seit ihrem Amtsantritt im Jänner 2020 bereits 27 Tonnen CO₂ – und 29.200 Euro.