Er ist unter Politikern gefürchtet – und das aus gutem Grund: Plagiatsjäger Stefan Weber (52) zerpflückte die Doktorarbeit vom Justizministerin Alma Zadic (Grüne), fand darin 73 Plagiatsteile. Zuvor begutachtete er die Dissertation der damaligen Familienministerin Christine Aschbacher (ÖVP), woraufhin diese zurücktrat. Beide Ministerinnen durften ihre Titel behalten.

Arbeit ist bis Juli ausgeliehen

Jetzt ist der Weber dem Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler auf der Spur. Just wenige Tage bevor sich dieser am Sonderparteitag seiner SPÖ mit Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil um die Parteispitze duelliert. Die “verstörende Aussage” Bablers zur EU habe Weber auf Bablers Fährte geführt. Doch der Jäger hat ein Problem: Die an der Donau Universität Krems abgegebene Masterarbeit mit dem Titel “Medien, Strategien und Kommunikation in Arbeitskämpfen am Beispiel der Semperit Traiskirchen” ist Österreichweit nur einmal verfügbar. Und, wie es Genosse Zufall so will, ist sie bis Juli ausgeliehen. Auf Twitter ruft Weber nun Ausleiher dazu auf, sich doch bei ihm zu melden.

Zwei bemerkenswerte Unklarheiten im Lebenslauf

Damit noch nicht genug: Stefan Weber hat sich nun auch noch den Lebenslauf von Andreas Babler vorgeknöpft. „Ich muss eingestehen, dass das viel zu spät passiert ist“, schreibt er auf seinem Blog. Der einzige offizielle aktuelle Lebenslauf sei ein einseitiges PDF-File, das anlässlich der SPÖ-Mitgliederbefragung erstellt wurde.

Hier stößt Weber auf zwei interessante Abweichungen gegenüber der Darstellung auf der Website „Meine Abgeordneten“, bei der es sich um eine „durch private Beiträge finanzierte österreichische Politik-Transparenzplattform“ handelt. Auf ihr ist zu lesen, „dass Andreas Babler von 1999 bis 2001 Geschäftsführer der ‚Trotzdem Verlagsgesellschaft‘ war.“ Plagiatsforscher Weber fragt: „Wenn das stimmt, warum findet sich diese Karrierestation nicht im offiziellen SPÖ-Lebenslauf? Laut Wikipedia war der ‚Trotzdem Verlag‘ ein anarchistischer Verlag, dessen Ziel es 1978 war, ‚in der damaligen BRD […] zu einer radikalen linken Kultur beizutragen.‘ Autoren wie Bakunin oder Kropotkin wurden publiziert, Vertreter eines antitheologischen kommunistischen Anarchismus.“

Stefan Weber vermutet kleine „Jugendsünden“. Auch SPÖ-Politiker Thomas Drozda war 1991 für kurze Zeit Geschäftsführer dieses Verlags gewesen.

Das ist nicht alles. Ebenso verweist „Meine Abgeordneten“ darauf, dass Andreas Babler seit 2011 Weinbauer ist „oder bis 2018 war (?). Die Website „Weinbau Babler Blum“ wurde zuletzt im Oktober 2018 bespielt.“ Dem Blog fehlen Impressum und Datenschutzerklärung. „Die Datenschutz-Grundverordnung ist Monate zuvor in Kraft getreten, die Seite wäre daher ein Gegenstand für eine Abmahnung und ein Strafverfahren. Robert Misik präsentierte bei ‚Babler Blum‘ im Schicksalsjahr 2017 laut einem Facebook-Eintrag sein Buch über Christian Kern.“