Die furchtbare Attacke der Hamas-Mörderbanden auf Israel hat auch in Österreich ihre Spuren hinterlassen. Doch die anfängliche Solidarität mit den Opfern und der israelischen Bevölkerung wandelte sich schnell in die entgegengesetzte Richtung auf den Straßen vieler Hauptstädte – so auch in Wien. Mitten unter uns wurden plötzlich judenfeindliche Parolen gesungen, wurden israelische Einrichtungen angegriffen, fühlten sich Mitmenschen plötzlich nicht mehr sicher. Eine furchtbare Entwicklung, die der ehemalige Bundeskanzler Kurz in einem Gastbeitrag in der „Jerusalem Post“ anspricht.

Antisemitismus in Europa sei nichts Neues

„Während meiner Amtszeit haben wir viele wichtige Maßnahmen für die kleine, aber sehr lebendige jüdische Gemeinschaft in Österreich umgesetzt. Zum Beispiel haben wir die Sicherheit Israels als Staatsdoktrin erklärt, Nachkommen von Holocaust-Überlebenden das Recht auf österreichische Staatsbürgerschaft gewährt, ein Gesetz verabschiedet, um einen Haushalt für die jüdische Gemeinschaft zu garantieren und die Shoah Wall of Names in Wien errichtet, ein Denkmal mit den Namen von 64.000 von den Nazis in Österreich ermordeten Juden“, fasst Kurz zusammen. Österreich ist innerhalb der Europäischen Union zum Vorreiter im Kampf gegen Antisemitismus geworden.

Aktuelle Ereignisse machen aber deutlich, „der Kampf gegen Antisemitismus ist nie abgeschlossen, sondern muss jeden einzelnen Tag energisch fortgesetzt werden“. Kurz sei schockiert gewesen, als er Bilder der Pro-Palästinenser-Demos sah, als er die Parolen hören musste. „Leider ist es nichts Neues, dass diese Denkweise heute noch in Europa und auf der ganzen Welt existiert. Es ist eine unerträgliche und inakzeptable Realität, dass Juden heute Angst haben, bestimmte Teile europäischer Metropolen zu betreten, wie zum Beispiel in Malmö. Diese Situation hat sich in den letzten Jahren aus verschiedenen Gründen verschärft“, so der Ex-Kanzler.

In ganz Europa schockieren die Anti-Israle-Demos

Stiller Hass, der plötzlich explodiert

Kurz schreibt: „Viele gewalttätige antisemitische Angriffe in den Großstädten Europas sind heute das Ergebnis mangelnder Integration. Eine Wahrheit, die viele Politiker zumindest in Europa nicht zugeben wollen. Andererseits haben wir seit der COVID-Pandemie einen Anstieg rechtsextremer Verschwörungstheorien gesehen, die oft tief antisemitische Ideen hegen. Aber auch in der linken und kommunistischen Szene gibt es eine große Feindseligkeit gegenüber Israel und antisemitische Ideologien, die ebenfalls klar erkannt werden müssen. Das Fazit ist klar: Antisemitismus hat viele Gesichter“.

Und weiter: „Wenn die Geschichte uns etwas gelehrt hat, dann ist es, dass Hass lange Zeit still existieren kann, bevor er plötzlich explodiert. Diese Art von Hass ist oft schwer zu bemerken, bis es zu spät ist. Deshalb sollten wir uns heute, am Internationalen Tag des Gedenkens an den Holocaust, nicht nur an die unvorstellbaren Gräueltaten der Nationalsozialisten erinnern, sondern auch darauf achten, wie schnell antisemitische Gedanken zu schädlichen Worten und dann zu Gewalt führen können.“

Unter ihm wurde Österreich zu einem Vorreiter im Kampf gegen Antisemitismus: Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (37)