Die Vertreibung aus den Instanzen wird vorerst nur in den USA stattfinden, aber bisher ist noch jede amerikanische Mode- und Trendwelle nach Europa geschwappt. Mitte November war folgende Meldung in Medien zu finden: „Elon Musk soll als oberster Sanierer der zerrütteten US-Finanzen mit einer neuen Abteilung herausfinden, wie effizient die staatlichen Behörden sind – und Vorschläge machen, welchen sinnlosen oder rein ideologischen Vorhaben man die Mittel entziehen kann.“

Der „Marsch durch die Instanzen“ begann mit der so genannten „68er Bewegung“. Damals veränderte sich das Gesicht unserer Universitäten, als die „68er“ die Gesellschaftswissenschaften unterwanderten. Der brillante deutsche Soziologe und Nationalökonom Maximilian „Max“ Weber lebte von 1864 bis 1920. Er gilt als einer der großen Begründer der Gesellschaftswissenschaften. Er würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, was man heute unter Gesellschafts- und Kulturwissenschaften versteht.

„Verhaltensverbrecher“

Ich hatte als Student das Glück, an der Universität Salzburg eine Blockvorlesung des österreichischen Nobelpreisträgers Konrad Lorenz besuchen zu dürfen. Damals protestierten einige linke Soziologie- und Psychologiestudenten gegen die Vorlesungsserie und bezeichneten den Zoologen und Verhaltensforscher Lorenz wörtlich als „Verhaltensverbrecher“. Ein Jahr später – ich war von Salzburg nach Tübingen übersiedelt – wurde ich dort von linken Aktivisten darüber belehrt, dass „Naturwissenschaftler Unsinn reden“. Damals wurde mir klar, dass linke Ideologien auf dem Wüstenboden mangelnder Bildung wachsen. Ein deutscher Autor brachte es auf den Punkt: „Ideologien mögen sich noch so sehr unterscheiden, eine gewisse Idiotenlogik ist ihnen allen nicht fremd.“

Damals belächelten wir Studenten der Naturwissenschaften das Geschwätz der Maoisten, Trotzkisten und anderer Phantasten. Niemand rechnete damit, dass diese Art der Verwirrung metastasieren würde, um in der Behauptung zu verenden, dass es viele Geschlechter gibt. Wir begriffen damals noch nicht die Mentalität der Aktivisten, die der deutsche Autor und Religionskritiker Karlheinz Deschner erkannte, als er schrieb: „Ideologien sind Ideen im Kriegszustand.“

Die Vergiftung des öffentlichen Klimas begann an der Universität Berkeley in Kalifornien. Die Studenten veranstalteten damals Proteste und verlangten mehr Meinungsfreiheit. In den USA nannten sie das „Free Speech Movement“. Die erkämpfte Freiheit wurde in der Folge missbraucht, um Abweichler mundtot zu machen. „Demonstranten“ randalierten mit Baseballschlägern und demolierten Teile des Universitätscampus, als Ann Coulter, Ben Shapiro und andere konservative Journalisten in Berkley sprechen wollten. Die Drohungen gegen die Genannten waren so einschüchternd, dass die Veranstaltungen abgesagt werden mussten. Der Berkeley-Terror gelangte allmählich nach Europa, wo zurzeit Parteiversammlungen vom Mob gesprengt werden und ein einziges falsches Wort eines Professors die Karriere kosten kann. Was marodierende „Aktivisten“ sonst noch anrichteten, ist bekannt, es bedarf keiner Aufzählung von Beispielen.

Wir achten das Alte

In Vorarlberg gibt es ein Mundartgedicht, das hier vom Trans- ins Cisarlbergerische übersetzt sei: „Wir achten das Alte und begrüßen das Neu(e) und bleiben uns und der Heimat treu.“ Besser kann man das bürgerliche Denken und Handeln kaum ausdrücken, das zwischen Wert- und Strukturkonservativismus unterscheidet. Werte wie Verlässlichkeit, Treue, Einsatz der Starken für die Schwachen, Gleichwertigkeit (nicht Gleichheit), Sparsamkeit in guten Zeiten als Reserve für schlechte Zeiten, Meinungsfreiheit usw. sind zeitlose Fundamente einer stabilen Gesellschaft. Gleichzeitig ist der bürgerliche Mensch überzeugt, dass er Fortschritt nicht aufhalten kann, sondern sich mit ihm auseinandersetzen muss. Dazu ist eine umfassende Bildung nötig.

Linke Zeitgenossen, die immer noch auf die Ideen ihres Propheten Marx schwören, sind Reaktionäre. Als Marx seine Ideen formulierte, entstanden die ersten Eisenbahnlinien in Europa. Keine Rede von Elektromotoren, Flugzeugen, Raketen und Computern. Während die alten Werte nach wie vor gelten, haben sich die Strukturen verändert, doch die im Zeitalter der Dampflokomotiven festhängenden Marxisten haben ihr altes Weltbild nie verlassen. Der große österreichische Nationalökonom Ludwig von Mises wies in seinem Buch „Der freie Markt und seine Feinde“ darauf hin, wo der größte Fehler im linken Denken liegt, wonach „der Reichtum eines Mannes die Ursache der Armut eines anderen ist.“ Die Gesellschaft soll für Marxisten ein eingefrorenes Ziel namens Kommunismus erreichen, wo unter staatlicher Kontrolle das Wenige  umverteilt wird, von den Gütern bis zur Bildung.

Die selbstdenkende Mehrheit

Menschen, die fordern, man müsse Marx neu interpretieren und neu in unserer Gesellschaft verwirklichen, wollen in Wahrheit nichts Neues. Der Marxismus repariert keine Brücken und flickt keine Schlaglöcher. Er versucht das Problem durch Aufstellung neuer Wegweiser zu lösen. Die Grünen machen es so, indem sie sich gegen den technischen Fortschritt stemmen.

Der Wind dreht sich zurzeit. Linke werden abgewählt, wertkonservative Kräfte gewinnen an Einfluss. Woke Firmen wie Disney und Budweiser erleiden schwere Verluste, ebenso ergeht es linken Medien. Wir, die selbstdenkende Mehrheit, wollen uns nicht mehr manipulieren und dressieren lassen. Eine Zeitenwende kündigt sich an, wobei es um mehr als um links oder rechts geht. Es geht um eine Abwahl von Fälschern. Diese wollen beispielsweise das Wort „Weihnachtsmarkt“ abschaffen, um niemanden auszugrenzen. Sie schicken Bürgern die Polizei ins Haus, weil sie Schimpfworte benützen, schützen uns aber nicht vor Terror.

Bürgerliche Demokraten sind Realisten und gründen darauf ihre freien Ideen und Visionen. Ideologen schauen durch ein Kellerfenster auf die Welt, starren neiderfüllt auf die Erfolgreichen und träumen von einer Rückkehr zu den Bauernhöfen der Romantik. Hauptpersonen dieser alten Welten sitzen am biederen Küchentisch, schwätzen infantil von einer feministischen Außenpolitik und verehren gescheiterte Helden wie Ernesto „Che“ Guevara. Clowns gehören in den Zirkus, nicht in die Politik.

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Kommentare

  • SiObs sagt:

    Vor 90 Jahren hieß es Epochenwende und auch damals hat man eine Ideologie und ein Symbol eingeführt. Auch damals hat man Zensur an den Büchern und den Meinungen betrieben, auch damals gab es Kriegspropaganda, usw. es sind zu viele Punkte die sich ähnlich sind.

  • Silvester sagt:

    Großartiger Artikel! Es werden nur Ideologien voran getrieben, welche vor allem wirtschaftliche Vorteile für die entsprechende Lobby beinhalten. Danach wird ausgebeutet, geht das nicht mehr wird mit falscher Moral und fadenscheinigen Entschuldigungen zurück gerudert, als ob es den Betreibern solcher Linien leid tun würde. An alten wirtschaftlichen Werten wird ebenso nur dann festgehalten, wenn diese gewinnversprechend sind für Politik und Lobby.

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  • Franz Zotter sagt:

    “Die sozialistische, marxistische Linke war immer im unversöhnlichen Kampf und hat es auch immer so klar gesagt und ist immer getroffen und trifft bis heute auf das bizarre Phänomen, dass Nicht-Linke, das bürgerliche Lager, das eigene Selbstwertgefühl daran ausrichtet, wie sehr sie von verrückten Linken gemocht werden.”

    Und weiter:

    “Das ist etwas, das wir aus meiner Sicht überwinden müssen…”

    Julian Reichelt in dem gestern erschienenen Apollo News-Gespräch: “Meinungsfreiheit oder Sklaverei”: Julian Reichelt im Gespräch

    Er beschreibt auch den wichtigen Punkt der Umdeutung der Sprache. Zu finden auch auf YT.

  • Allanita sagt:

    Hätte ich nicht besser formulieren können 😉 Chapeau!!

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  • Das Lektorat sagt:

    Herr Öller, kleine Korrektur: Es ist der “Marsch durch die Institutionen”, nicht Instanzen.

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      1. Das Lektorat sagt:

        Hopfengetränk bei der nächsten KBB-Kneipe!

  • thomas hartmann sagt:

    Großartiger Artikel !!!
    Erste Risse sind schon bemerkbar, obwohl Trump noch gar nicht offiziell Präsident ist. Da ist zB Elon Musk, der ungeniert über sein “X” Partei für die AFD ergreift. Die linken Gutmenschen in D kriegen die Schnappatmung und “fordern” eine Zensur, aber keiner traut sich mehr, denn in in ein paar Tagen ist Trump Präsident (mit Mehrheiten im Senat, im Repräsentantenhaus und im Supreme Court hinter sich). Trump und Elon ziehen, wenn es um angedrohte Zensur geht, an einem Strang.

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    1. BWM sagt:

      Dass der Spiegel etliche Millionenpro Jahr von B. Gates bekommt, dass Soros in den Regierungen ein und aus geht, dass seine Foundation in Polen in Deutschland und, und X Beteiligungen an großen Medienkonzernen besitzt, das stört niemanden?

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  • Echter Wiener sagt:

    Super-Pensionen der Nationalbanker kaum angetastet, hohe Gehaltsabschlüsse für die beamteten Ministerialräte – weder die scheidende Regierung noch erst recht die Ampel werden hier richtig dreinfahren. Wir brauchen einen Musk und einen Milei mit Kettensäge, um wirklich einzusparen.

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    1. Silvester sagt:

      Es ist immer noch nicht durchgedrungen, dass bereits abgeschlossene Verträge bzw. aktive Pensionsbezieher keine Veränderung der vorher vereinbarten Vertragsinhalte erfahren können. Lediglich die Pensionsanpassung greift hier noch. Im Gegensatz dazu können neue Gehaltsabschlüsse sehr wohl angepasst werden.

  • Oliver Benz sagt:

    Lieber Herr Öller! Dieser und andere Posts der letzten Zeit zeigen auf, dass sich Ansichten ändern können, vor Allem Ihre. Das Ankuscheln an den jeweiligen politischen oder gesellschaftichen Zeitgeist ist ja keine Kunst, man muss bloß situationselastisch genug sein um seine Farben in der Art eines Chamäleons entsprechend anpassen zu können. Nun, es liegt mir fern an dieser Stelle Unterstellungen zu unterbreiten, da ich nach wie vor an das Gute im Menschen glaube, unbenommen dessen ich Irrtum einräume, wenn man diesen anhand von unwiderlegbaren Fakten erkennt und seine Meinungen bzw. Handlungen ensprechend umorientiert und um der eigenen Würde noch etwas abzugewinnen, subtile Entschuldigung einbringen könnte. So etwas bewundere ich, denn es zeigt Größe. Das Andere ist genau das Gegenteil, denn es zeigt wenig Mut und Konfliktscheue. Nun,ich erinnere mich an ihre Inhalte während C und da waren so manche Ihrer Äusserungen wenig kongruent zu Ihren gegenwärtigen Veröffentlichungen. Liegt das nun an einer Art Läuterung oder einer gewissen Flexibilität? Ihre Ausführungen kann ich völlig selbstlos unterschreiben, Sie haben völlig Recht. Auch ich denke, das es früher oder später hierzulande zu einer Zäsur kommen muss, denn was gerade passiert ist unerträglich. Wann das aber, so wie Sie sagen, zu uns herüberschwappt ist allerdings noch ungewiss. Es wäre wichtig, dass dies eher früher passiert um den wahrscheinlich noch weiter entstehenden Schaden so weit es geht abzuwenden. Diese LGW (LinksGrünWoke) Kultur weiterzutragen wäre der sichere Untergang unserer traditionellen Werte und Lebensweise. Das sollte man sich immer vor Augen führen, wenn man vermeintlich ultragut sein will..

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    1. Zustimmung sagt:

      Da haben Sie recht !! Jaja, der Wind , der Wind, das himmlische Kind…… ! 🙂

    2. Mag. Stephan Fischer sagt:

      Sehr gute Analyse, Kompliment! Es waren (sind) wirklich nur sehr wenige, die sich nicht vom Zeitgeist (Mode?) beeindrucken lassen. Ein Blick zurück, in die Geschichte, zeigt uns wie wenige es sind.

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  • Scrato sagt:

    Die Situation in den USA ist leider nicht so ohne weiteres auf die EU übertragbar. Hierzulande wird eine Rückabwicklung der woken Ideologie ungleich schwieriger werden. Das Problem mit der Ersetzungsmigration hat Amerika auch nicht in diesem Ausmaß.

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    1. hartmann sagt:

      Rein gefühlsmäßig sehe ich das etwas optimistischer als Sie. Aber es wird bei uns in Europa wohl noch ein paar Jahre brauchen, weil eine “Brandmauer” die (ohnehin bereits bestehende) bürgerliche Mehrheit spaltet.

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      1. ricco sagt:

        es ist eine strömung die der welt zeigt dass humanismus noch lebendig ist sich weiterentwickelt und nationalstaaten ihre souveränität zurückgewinnen ohne kleptokratische neoliberismus technokraten ,die werden in die schranken gewiesen ,regierungen dienen wieder ihre herren dem volk ,welches ihre mastfutterdröge befüllt …

  • Fridolin sagt:

    Mit Denken oder Philosophieren hat das nicht zu tun. Der gemeine Bürger orientiert sich an der Alltagsrealität. Wenn alles “gut” ist – egal ob erworben, gestohlen oder geliehen – bewegt sich nichts. Nur wenn es hautnah wird, kommt Bewegung in die Sache. Eine positive Veränderung gibt es doch, die alternativen Medien und (noch – Uschi “arbeitet vehement dagegen) die Möglichkeit, sich auch abseits des Mainstreams zu informieren.

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