
Militärexperte Martin van Creveld nennt fünf mögliche Szenarien: So könnte der Ukraine-Krieg enden
Der weltbekannte Militärhistoriker Martin van Creveld hat für den eXXpress die Lage in der Ukraine analysiert. Er sieht fünf mögliche Ergebnisse. Die ersten beiden hält er allerdings für unwahrscheinlich, die restlichen drei für plausibel, sie könnten aber “in einer endlosen Anzahl von Kombinationen” eintreten.

Jetzt, da der anfängliche Schwung verbraucht ist und durch Zermürbung (auf beiden Seiten) ersetzt wurde, ist es möglich, über den Ausgang des Krieges zu spekulieren, über den alle in den letzten Monaten gesprochen haben.
Also, los geht’s.
Ergebnis Nr. 1 – Die Ukraine kann die Russen vertreiben
Die Ukrainer setzen sich, unterstützt durch westliche Waffen und andere Formen der Hilfe, durch. Es gelingt ihnen, die Russen zu vertreiben und ihr erklärtes Ziel zu erreichen, nämlich die Wiedererlangung ihrer territorialen Integrität. Daraufhin werden Friedensgespräche aufgenommen, und alle gehen zufrieden nach Hause. Leider ist dieser Ausgang angesichts der kürzeren Kommunikationswege und der überlegenen Feuerkraft der Russen der unwahrscheinlichste von allen.
Ergebnis Nr. 2 – Russland muss seine Politik ändern
Eine Variante dieses Ergebnisses ist die Möglichkeit, dass interne Entwicklungen in Russland zu einer Änderung der Politik führen. Einige von Putins Mitarbeitern, die über den mangelnden Fortschritt enttäuscht sind und sich Sorgen um die langfristigen Aussichten ihres Landes (und natürlich auch sich selbst) machen, putschen. Oder aber die Kombination aus widerstrebenden Truppen und der Unzufriedenheit der Bevölkerung zwingt sie zu einem Kurswechsel. Seit Monaten wird über dieses Szenario spekuliert, vor allem über die Möglichkeit, dass Putin durch Krankheit aus dem Amt gedrängt wird. Bislang ist jedoch noch nichts davon eingetreten.
Ergebnis Nr. 3 – Verlassen vom Westen muss die Ukraine mit Russland verhandeln
Da beide Seiten immer wieder Verstärkung schicken, kommt es zu einer Pattsituation. Beide Seiten beanspruchen Siege für sich, aber keine der beiden Seiten hat das Zeug, sich durchzusetzen. Dies ist in der Tat die jetzige Situation. Mit der Zeit beginnen aber die Bürger von mehr als einem NATO-Staat zu begreifen, welche wirtschaftlichen, sozialen und politischen Kosten die Unterstützung der Ukraine mit sich bringt. Kritische Stimmen verschaffen sich Gehör und können nicht mehr zum Schweigen gebracht werden. Sie bahnen sich ihren Weg von unten nach oben und bringen einen Teil der Führung dazu, sich zu fragen, wie lange das noch so weitergehen kann. Als sich die Unzufriedenheit ausbreitet, beginnen Kiews eigene Verbündete die ukrainische Führung unter Druck zu setzen. Auf diese Weise könnten die Verbündeten sogar beginnen, die Hilfe zu reduzieren oder zu verzögern. Man denke nur an den Rückzug der Amerikaner aus Vietnam (wo sie ihre südvietnamesischen Verbündeten im Stich ließen), aus dem Irak (wo sie 1991 dasselbe mit den Schiiten taten), aus Afghanistan (wo sie einfach abzogen) und erneut aus dem Irak. Ohne die Unterstützung des Westens sind die Ukrainer gezwungen, den für sie bestmöglichen Frieden zu schließen.
Ergebnis Nr. 4 – Russland unterwirft die Ukraine
Die Russen organisieren sich neu und setzen ihre gesamten Ressourcen ein, um ihre Offensive fortzusetzen. Sie versuchen nicht mehr, den Krieg mit einem einzigen mächtigen Schlag zu beenden. Sie gehen systematisch vor, setzen Artillerie ein, um ihre eigenen Verluste zu verringern, und greifen eine Stadt nach der anderen an, um sie zur Kapitulation zu zwingen oder, wenn das nicht gelingt, in Schutt und Asche zu legen. Die Ukraine bricht unter diesem Druck zusammen. Die Regierung ist gezwungen zu fliehen. Nun beginnen Terrorismus und ein Guerillakrieg, nur werden sie von den Russen niedergeschlagen, wenn auch um den Preis von fast unvorstellbarem Tod, Leid und Zerstörung. Wie man früher von den Römern sagte: „Sie schaffen eine Wüste und nennen das Frieden“ (Tacitus).
Ergebnis Nr. 5 – Guerillakrieg erzwingt Russlands Rückzug
Terrorismus und Guerilla nehmen ihren Lauf. Vor allem dank der Größe der Ukraine und der langen Grenzen zu den NATO-Ländern können sie jedoch ebenso wenig unterdrückt werden wie in vielen anderen Kriegen nach 1945. Es entsteht ein lang anhaltendes Chaos, das auf die Nachbarländer übergreifen kann. Wenn die Russen erkennen, dass der Krieg aussichtslos ist, ziehen sie sich schließlich zurück, wie es ihre sowjetischen Vorgänger 1988 in Afghanistan taten.
All dies kann nicht nur passieren, sondern auch in einer endlosen Anzahl von Kombinationen und Variationen. Die Wahrheit ist: Chi lo sa?
Martin van Creveld wurde 1946 in Rotterdam geboren und wuchs in Israel und England auf. Er ist emeritierter Professor für Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem und einer der weltweit einflussreichsten und bekanntesten Militärhistoriker. Er hat bereits vor der Ukraine-Invasion korrekt prognostiziert: Wenn Putin seine Truppen zurückzieht, fängt der Krieg wenig später an.
Van Creveld hat Verteidigungseinrichtungen zahlreicher Regierungen einschließlich jener der USA, Kanadas und Schwedens beraten und an praktisch jedem Institut, das sich mit strategischen militärischen Studien beschäftigt, Vorträge gehalten und gelehrt. Er ist häufiger Gast bei CNN, BCC und anderen internationalen Medien und hat darüber hinaus Artikel für Hunderte von Zeitschriften verfasst, einschließlich “Newsweek” und “International Herald Tribune”. Seine vielen Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Kommentare
Fazit: Wir wissen es nicht und fast alles kann passieren. An Eleganz und Wortgewalt kann ich natürlich nicht mit dem “Experten” mithalten, aber von der Aussage hätte ich es auch hingekriegt 🙂
Die “Seeräuber und Landräuberstaaten” werden mit aller Macht die gesamte Welt in den Abgrund stürzen!
Es verwundert nur,daß die durch Atombomben Geschädigten und die von Brandbomben Geschädigten,vor allem Kinder und Mütter,mitmachen?
Für diese Aufstellung an Szenarien hätte es keinen Militärexperten gebraucht.
Und wie es sich für die Gedankenwelt eines richtigen “Militär”-Experten gehört, kommt ein Szenario – nämlich eine rasche diplomatische Lösung ohne weiteres Blutvergießen – gar nicht vor. Konfliktlösung ohne Waffen ist für diese besondere Spezies Mensch anscheinend nicht einmal theoretisch denkbar.
Und wie sehen die jeweiligen Konsequenzen der Ergebnisse für Europa aus?
Vielleicht so?
“Bestenfalls” zahlen wir bei Ergebnis 1+2 den Wiederaufbau der Ukraine.
Sowieso zahlen wir künftig immer den mehrfachen Preis für Rohstoffe und die Industrie wandert ab.
Dann wird das mit dem Wiederaufbau auch nicht mehr möglich sein.
Bis dahin haben wir soziale Unruhen aufgrund der massiven wirtschaftlichen Rezession.
Wer 2022 einen Krieg anfängt, sollte hinterfragen ob er ein Problem mit seinem Dasein hat.
Der Krieg wurde bereits im Februar 2014 abgefangen! Von den Amis … am Maidan!
Der Krieg wurde 2014 vom Westen (USA-Putsch) begonnen. Sie sollten nicht nur Mainstreammedien konsumieren.
Russland wird abziehen, wenn ihre Forderungen erfüllt sind, die sie schon am Anfang genannt haben.
Russland niederzuschlagen wird nicht gelingen können, denke ich. Also sehe ich nur diese Möglichkeit.
Die interessante Frage lautet doch: Wem nützt das Ganze?
Zwietracht zwischen Russland und Europa. Zwietracht zwischen zwei ehemaligen Gebieten der Sowjetunion, die sich gegenseitig aufreiben.
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte. Ukrainer und Russen verlieren beide. Ich hätte Putin für intelligenter gehalten. Europa verliert an Einfluss und Wirtschaftsmacht.
Kein Krieg passiert “zufällig”. Alle Kriege werden geplant.
Wer profitiert von dieser Situation? Vielleicht der große Bruder?
Ich sehe keinen militärischen Beistand des Westen in der Ukraine also kann der Westen sich gar nicht zurückziehen.
Die Waffen Lieferung werden weitergehen bis die Ukraine Geschichte ist.
Traurig.
Ich erkenne kein Ziel vom Westen außer der Schwachsinn die Ukraine darf nicht verlieren, wie soll das umgesetzt werden.
Selbst wenn putin nicht mehr ist, wird es in Russland kein Umdenken geben. Der nächste wird so weitermachen oder sogar noch schlimmer agieren. Die Russen sind angepisst von den Sanktionen und Ausgrenzung die werden zusammenhalten. Ist nur meine Meinung sonst nichts.
Ich verstehe auch nicht, wie sich die das vorstellen. Das ist irgendwie so wie das Endsieg-Geschwafel seinerzeit im Führerbunker.
Glaube es wird ein strenger Winter in der EU. Leute werden Regierungen stürzen. UK wird geopfert. Wir werden Putin noch um Gas und Lebensmittel anbetteln.
Also für die Platitüden brauche ich keinen Fachmann.
Die Russen behalten das, was sie derzeit besetzt halten: den Osten der Ukraine.
Wenn die Ukraine damit einverstanden ist, ist der Krieg beendet. Wenn nicht, geht er so lange weiter bis die Ukraine bereit ist einzulenken.
1, 2, 4 und 5 sind ziemlich bis vollkommen unrealistisch. Die einzig halbwegs sinnvolle Variante ist 3. zu 1. Die Ukrainer die Russen vertreiben, wo doch schon 200-800 pro Tag draufgehen und hochkorrupte Militärs und Politiker hochmoderne Waffen an die Russen verscherbeln (von Luftüberlegenheit und x-facher Artilleriestärke uä. nicht zu reden.)? roflmao zu 3. Russland seine Politik ändern? Das ist fern jeder Realität und pseudo-moralische, dekadente, arrogante Sicht des sogenannten Westens. Putin sitzt fest im Sattel und ist ziemlich populär. Wenn Putin schon ersetzt wird, dann wird es eher radikaler (und nicht gemäßigter). 4 und 5 sind ziemlich dämlich. Russland wird schon deswegen nicht in die Westukraine vorrücken, weil keine bis wenig Russischstämmige dort leben. Dh. dort gibt es wenig Rückhalt. Beim Partisanenkrieg würden sie dort glasklar und haushoch verlieren. Das Gegenteil aber im Osten und im Süden. Dort ist der russischstämmige Rückhalt ziemlich bis äußerst groß. Dort ist man doch verdammt froh, dass man die hochkorrupten Selenskis und die Bandera-Nazis los ist. Die einzige halbwegs vernünftige und realistische Variante ist demnach 3.
Szenario 1. Mit jedem Tag kippt das Kräfteverhältnis mehr zugunsten der Ukraine. Die Russen werden schwächer und die Ukrainer durch moderne Waffen stärker. Vor allem solche mit langer Reichweite und hoher Präzision (HIMARS). Es fliegen gerade reihenweise täglich Munitions-, Nachschub und Öldepots der Russen in die Luft. Da ist in Kürze komplett die Luft raus und es geht nur noch rückwärts (wie auch schon vor Cherson).
Soll dieser Unsinn Propaganda oder doch eher Links-Linke Realitätsverweigerung sein? So stellt sich wohl der kleine Hansi die Linke Durchhalte-Blase vor, wenn er mal wieder zu lange vor der Gaming-Konsole gesessen ist.
@Hans H. Haben sie diesen Schwachsinn in ihrer geheimen Kristall Kugel gesehen oder ist es eventuell einer ihrer feuchten Träume oder nein warten sie sie haben ein neues Spiel auf der Playstation bekommen.. ??? In der Realität nämlich sind die einzigen die noch immer von dem großen „Endsieg Träumen“ der kleine militärische Inkompetente Führ mit seinen Generälen im Luxus Bunker die noch immer auf die unzähligen westliche Wunder Waffen hoffen. Derweil sich ihre letzten doch recht tapfern Ukrainische Soldaten wegen Inkompetenter führen verheizt werden und sich auf dem Rückzug befinden.
Russland blutet derzeit nicht nur die Ukraine sondern auch die NATO-Staaten aus. Die Rohstofflieferungen, die auch für die Waffenproduktion der Nato-Staaten essentiell sind, werden seitens Russland mit System immer weiter reduziert oder ganz gestoppt (Bsp.: Blei, Titan). Je länger der Konflikt dauert, desto eher ist in der EU mit Unruhen und Aufständen zu rechnen. Es drohen Lebensmittel Engpässe, Überschuldung der Haushalte, Arbeitslosigkeit. Russland hat Zeit und kommt seinem Ziel die EU zu zerstören näher. Russland könnte einem kleinen Teil der Ukraine im Westen nach der Entmilitarisierung seine “Eigenstaatlichkeit” lassen, damit der Westen auf den Schulden der Ukraine sitzen bleibt. Jedes Mal, wenn die Restukraine wieder Westliche Waffen annimmt, fliegen russische Raketen.
Ganz genau danke 👍👍 ich hab das selber schon einige male erwähnt das die meisten ganz vergessen von wo westliche nur die westliche Rüstungsindustrie ihre Rohstoffe bekommen
. . . keines ! Luhansk ist in Russland Hand.
Jetzt kommt Donezk.
Aufgabe erfüllt.
Grenzbefestigung evtl. mit 30 km Sicherheitsfläche.
Selenskyj muss verhandeln, tut er es nicht
wird Kiew
Hauptaugenmerk.
Keine Nato, keine EU sind unverrückbare
Bedingungen.
Ich glaube, dass Russland noch an Odessa interessiert ist und dann Frieden anbietet. Falls die Ukraine ablehnt, rücken die Russen bis zum Dnepr vor und nehmen Kiew ein, um diese Gebiete als Verhandlungsmasse anzubieten. Wenn die Ukraine weiter Krieg will, wie der Schwarze Ritter in Die Ritter der Kokosnuss, wird Russland trotzdem nicht weiter vorrücken, sondern jeden Angriff der Ukraine mit Raketenterror beantworten, bis nach einer riesigen Flüchtlingswelle die Ukraine im Chaos versinkt. Aber so weit wird es der Westen nicht kommen lassen, sondern jede Unterstützung einstellen und aus wirtschaftlichen Gründen den Ausgleich mit Russland suchen. Dafür spricht einfach die Logik. Die Russen sitzen am längeren Hebel. Sie benötigen die Produkte Westeuropas nicht, aber Europa benötigt kostengünstige russischen Rohstoffe, um auf dem Weltmarkt konkurrieren zu können. Dass die Nato mit eigenen Truppen in den Krieg eingreift, halte ich für unwahrscheinlich, aber so wie der Wahnsinn grassiert nicht für unmöglich. Europa wird jedenfalls der totale Verlierer sein (oder gegebenenfalls total vernichtet).
Gab ihrer Meinung 👍👍👍
Exakt meine Meinung
Ich tippe auf Nr. 4.