Aus Sicht der Bayern war die Saison 2022/23 unbefriedigend. Kein Wunder, dass beim deutschen Rekordmeister kein Stein auf dem anderen bleibt. Die Münchner haben kurz nach dem 2:1 Sieg in Köln bekanntgegeben, dass man sich offiziell von Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn getrennt hat. Ganz ohne Nebengeräusche verlief die Trennung jedoch nicht. Vor allem der Zeitpunkt verwunderte viele, zumal die Münchner gerade dabei waren, die elfte Meisterschaft in Folge zu feiern. Viele Spieler wurden von der Nachricht überrumpelt. Auch von Sky-Experte Didi Hamann hagelte es heftige Kritik.

Vor allem Kahn soll emotional auf die Ablöse reagiert haben. Anschließend relativierte der Titan auf Twitter und kündigte Gespräche an. Überraschend kam die Trennung allerdings nicht. Kahn und Salihamidzic waren schon länger angezählt.

Das Duplizieren

Nun gilt der Blick jedoch auf die Gegenwart und in die Zukunft. Der “Neustart” beim FC Bayern München nach dem Doppel-Rauswurf von Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic wird von alten Bekannten gestaltet. Die Bayern präsentieren sich quasi als Retro-Bayern: mit dem ewigen Vereinspatron Uli Hoeneß (71), Rückkehrer Karl-Heinz Rummenigge (67), Präsident und Aufsichtsratschef Herbert Hainer (68) sowie Jan-Christian Dreesen (55), der den Verein eigentlich nach zehn Jahren verlassen wollte und nun zum neuen Vorstandsvorsitzenden befördert wurde.

“Ich bin nicht der Neue, sondern ich bin maximal der neue Alte”, sagte Dreesen bei seiner Präsentation am nicht mehr erwarteten Münchner Meister-Wochenende. Das könnten auch Hoeneß und Rummenigge sagen, die ihr eigenes Erbe ein weiteres Mal gestalten müssen. Zunächst einmal muss Ruhe in den Verein einkehren. Auch sportlich will man sich nach zwei schwachen Jahren wieder neu ausrichten. Der bisherige Finanzvorstand Dreesen übernimmt Kahns Job. Er will eine Art Anti-Kahn sein, ein nahbarer Teamworker. Der Ostfriese Dreesen sprach von mehr “Füreinander” und “Miteinander” an der Säbener Straße – “und ein bisschen Freude sollte auch noch mit dabei sein”.

Jan-Christian Dreesen wurde zum Vorstandsvorsitzenden befördertAPA/AFP/Christof STACHE

Wer Nachfolger von Sportvorstand Hasan Salihamidzic werden soll, steht noch nicht fest. Das soll aber ohne Zeitdruck geschehen. Erste Kandidaten für den Posten des Sportvorstands werden öffentlich gehandelt, etwa Hoeneß’ ewige Wunschlösung Max Eberl (RB Leipzig) oder Markus Krösche (Eintracht Frankfurt). Vielleicht fällt Hoeneß’ Wahl am Ende auch wieder auf einen prominenten Ex-Bayern-Profi.

Bis dahin soll vor allem Thomas Tuchel eine Schlüsselrolle in der Kaderplanung übernehmen – gemeinsam mit Karl-Heinz Rummenigge. Im Sommer gibt es einiges zu erledigen. Zunächst einmal hat die Suche nach einem neuen Mittelstürmer Priorität.