Erst vor vier Wochen jubelte das spanische Frauen-Nationalteam über den Titel bei der Fußball-Weltmeisterschaft. Doch der historische Erfolg wurde schnell zur Nebensache. Stattdessen bestimmte eine Kuss-Affäre die Schlagzeilen. Bei der Siegerehrung küsste der mittlerweile ehemalige Verbandspräsident Luis Rubiales die Spielerin Jennifer Hermoso auf den Mund. Diese Szene löste weltweite Empörung aus.

Rubiales wurde schließlich vom Weltverband FIFA für 90 Tage suspendiert. Zunächst lehnte er einen Rücktritt ab. Er habe Hermoso „spontan“ und „ohne jede böse Absicht oder bösen Willen“ geküsst, beteuerte er später reumütig. Hermoso hatte kurz darauf in einem Video gesagt, dass ihr der Kuss unangenehm gewesen sei. „Aber was sollte ich machen“, fügte sie hinzu. Allerdings knickte der Funktionär doch ein und legte seine Ämter nieder.

Später erstattete Jennifer Hermoso Anzeige gegen den spanischen Verbandspräsidenten. Ein spanischer Staatsanwalt hatte vergangene Woche beim Obersten Gerichtshof eine Klage gegen Rubiales wegen sexueller Nötigung eingereicht. Die Spielerinnen traten sogar in den Streik.

Nun herrscht in der Causa Länderspiel-Streik bei Frauen-Fußball-Weltmeister Spanien Unklarheit. Die neue Teamchefin Montse Tomé hat am Montag ihren Kader für die Spiele der Nations League am Freitag in Schweden sowie am Dienstag daheim gegen die Schweiz nominiert. Mit dabei sind auch 15 Spielerinnen, die zuvor in den Streik getreten sind. Doch Tomé betonte, dass sie vor der Bekanntgabe des Kaders mit den Spielerinnen gesprochen habe.

Dennoch ist die Angelegenheit noch nicht vom Tisch. Die Kickerinnen erklärten allerdings am Abend, dass der Streik noch nicht beendet sei. Die vom Kuss betroffene Spielerin Jennifer Hermoso wurde derweil nicht einberufen. Zu den Gründen der Nichtnominierung von Hermoso sagte Tomé, man wolle sie so “beschützen”.

Spielerinnen forderten Rücktritt weiterer Funktionäre

Die Spielerinnen hatten zuletzt den Rücktritt weiterer Funktionäre gefordert. Dieser Forderung wurde soweit bekannt bis Montag nicht nachgekommen. Der RFEF veröffentlichte aber ein Kommuniqué, in dem betont wird: “Wir garantieren den Spielerinnen ein sicheres Umfeld und setzen uns für ein Klima des gegenseitigen Vertrauens ein, um gemeinsam dafür zu sorgen, dass sich der Frauenfußball in Zukunft noch stärker entwickelt.”

Die Sportlerinnen erklärten nun in einem gemeinsamen Statement, dass sie sich nach wie vor gegen eine Einberufung in die Nationalmannschaft wehren würden. Man wolle die “beste Entscheidung” für die eigene Zukunft und Gesundheit treffen, nachdem man die rechtlichen Folgen geprüft habe, die eine Ablehnung der Einberufung nach sich ziehen könnte.