Angesichts der vielen ungeklärten Fragen rund um die Schließung des Lorenz-Böhler-Krankenhauses im 20. Bezirk fordert die Ärztekammer für Wien jetzt einen vorübergehenden Stopp der Pläne der AUVA-Generaldirektion.

Die aktuelle Berichterstattung zur Causa Lorenz-Böhler-Krankenhaus legt laut Johannes Steinhart, Präsident der Wiener und Österreichischen Ärztekammer, ein Missmanagement der AUVA als Trägerin des Spitals nahe: „Das Lorenz-Böhler-Krankenhaus ist im Bereich der unfallchirurgischen Versorgung ein zentrales Haus. Eine Schließung desselben muss wohlüberlegt und strategisch vorbereitet sein. Nach derzeitigem Informationsstand scheint das aber überhaupt nicht der Fall zu sein. Auch die Stadtpolitik ist laut eigenen Angaben von den Plänen zur Schließung des Spitals überrascht worden, was nicht hinnehmbar ist.“

"Die Gefahr, dass das im Chaos endet und die Wiener Patientenversorgung gefährdet wird, ist groß."

Die erste Vizepräsidentin und Kurienobfrau der angestellten Ärzte der Ärztekammer für Wien, Natalja Haninger-Vacariu, warnt davor, die Schließung des Spitals ohne Klärung aller offener Fragen durchzuziehen: „Neben der Stadtpolitik war auch die Spitalsleitung nicht in die Planungen der Trägerorganisation eingeweiht. So kann man das nicht machen. Die Gefahr, dass das im Chaos endet und die Wiener Patientenversorgung gefährdet wird, ist groß. Eine mit der überhasteten Schließung einhergehende Verschiebung zahlreicher Operationen ist für die Patienten nicht tragbar, solange nicht vollständig geklärt ist, ob die Kapazitäten überhaupt aufgefangen werden können. Zudem besteht die berechtigte Sorge, dass die für die Unfallchirurgie so wichtigen, eingespielten Teams auseinandergerissen und willkürlich auf zwei unvorbereitete Häuser aufgeteilt werden. Wir stehen solidarisch an der Seite der Belegschaft.“

Runder Tisch mit Bürgermeister Michael Ludwig

Ärztekammerpräsident Steinhart und Vizepräsidentin Haninger-Vacariu zufolge brauche es zur Klärung der offenen Fragen einen Runden Tisch unter Leitung des Bürgermeisters Michael Ludwig und des Stadtrates Peter Hacker. Bis dahin soll die Trägerorganisation von der Umsetzung etwaiger Schließungs- und Übersiedlungspläne Abstand nehmen.

Teilnehmen sollen neben der Stadtpolitik die AUVA-Führung, der Betriebsrat und die ärztliche Leitung des Lorenz-Böhler-Krankenhauses sowie Steinhart und Haninger-Vacariu für die Ärztekammer für Wien. „Man kann solche weitreichenden Vorhaben nicht an der Politik und an der Ärzteschaft vorbei umsetzen. Es ist völlig unklar, warum seit langem bekannte Brandschutzmängel zu einer viel zu kurzfristig kommunizierten Schließung des gesamten stationären Betriebs des Spitals führen sollen“, sind sich Steinhart und Haninger-Vacariu einig.