Alle reden davon: Wie erkenne ich eine Herzmuskelentzündung?
Es ist eine heimtückische Krankheit, die aktuell immer mehr Menschen betrifft: Herzmuskelentzündung. Die Gefahr der Myokarditis lauert besonders nach einer Corona-Infektion oder einer Grippe. Woran erkennt man, dass sein Herzmuskel entzündet ist – und worauf muss man besonders achten?
Alphonso Davies war in Top-Form. Bis vor wenigen Wochen beim Verteidiger des FC Bayern eine Herzmuskelentzündung festgestellt wurde. Nun muss er für mindestens drei Monate pausieren. Mit dieser Diagnose ist er nicht alleine. Auch der ehemalige Bundesliga-Star Pierre-Emerick Aubameyang reiste wegen Herzproblemen frühzeitig vom Afrika-Cup ab.
Betroffen von einer sogenannten Myokarditis sind aber nicht nur Profis, sondern auch viele Hobby-Sportler. Der Grund liegt oft an einer zu kurzen Pause nach einer Erkrankung. Susanne Berrisch-Rahmel ist Fachärztin für Innere Medizin sowie Kardiologie und Sportkardiologin in Düsseldorf. Die langjährige Vereinsärztin der Profis von Fortuna Düsseldorf beantwortet im Interview mit der „Welt“ die wichtigsten Fragen zu dem Thema.
Dauerhafte Vernarbung
In den meisten Fällen entsteht eine Herzmuskelentzündung durch Viren, die aus dem Magen-Darm-Trakt in den Körper gelangen. Diese Infektionen greifen oft auch den Herzmuskel an, erklärt die Expertin. Auch wenn viele Fälle leicht sind und völlig unbemerkt bleiben, ist mit einer Entzündung nicht zu spaßen. Selten aber doch, gibt es sogenannte fulminante Formen, bei denen das Herz innerhalb von Tagen derartig schwach wird, dass Rhythmusstörungen auftreten und diese zum Teil sogar tödlich verlaufen.
Gefährlich: auch unentdeckte Fälle können zu dauerhaften Narben führen. Diese Narbengebiete im Körper können wiederum zu Herzrhythmusstörungen führen, gerade unter Belastung. „Das haben wir in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gesehen, wenn Leistungssportler während eines Wettkampfes kollabiert sind oder sogar bereits einen implantierten Defibrillator hatten, um diese Störungen zu verhindern“.
Die Krankheit scheint im Laufe der Corona-Pandemie öfter aufzutreten, als davor. Tatsächlich kann auch das SARS-CoV-2-Virus den Herzmuskel befallen. „Die wissenschaftlichen Ergebnisse haben gezeigt, dass der Befall hier etwas anders ist. Dieses Virus befällt hauptsächlich die Blutgefäße, nicht den Herzmuskel an sich“, so Berrisch-Rahmel in der „Welt“.
Welche Rolle spielt die Impfung?
Eine Frage steht freilich wie der sprichwörtliche Elefant im Raum: Wie verhält es sich mit Herzmuskelentzündungen und der Impfung gegen Covid-19? Die Medizinerin führt dazu aus: „Ganz extrem selten sehen wir auch Herzmuskelentzündungen nach Impfungen. Da ist es aber nicht das Virus, sondern eine Immunreaktion des Herzens. Diese Entzündungen verlaufen in der Regel gutartig. Die Gefahr einer Myokarditis bei einer Infektion ist sehr viel größer als bei einer Impfung.“
Die Symptome einer Myokarditis sind anhaltende Müdigkeit, ein deutlicher Leistungsrückgang beim Sport oder bei körperlicher Arbeit. Auch eine höhere Herzfrequenz kann auf eine Herzmuskelentzündung deuten. Sobald man eine Veränderung merkt – heißt es: ab zum Arzt!
Bereits 30 Schicksale: Dramatische Serie von Herzproblemen bei Spitzensportlern
Es ist eine erschreckende Serie, die wir derzeit beobachten müssen. Junge Menschen, topfit und augenscheinlich kerngesund, werden plötzlich aus dem Leben gerissen. Ihre Herzen bleiben einfach stehen. Mehr als 30 solcher Schicksale gab es in den vergangenen Monaten zu verbuchen. Die Dunkelziffer ist wohl viel höher. Eine dringende Frage steht im Raum: Was ist da nur los?
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