Am Vormittag finden die Berichtstagsatzungen zur KTM AG und ihren zwei Töchtern KTM Components GmbH und KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH statt. Es wird ein riesiger Gläubiger-Andrang erwartet. Sanierungsverwalter Peter Vogl hatte vor zwei Wochen durchklingen lassen, dass er eine Fortführung erwarte. Ob das immer noch so ist, wird sich im Laufe des Tages zeigen.

Begonnen hatte die Spirale der schlechten Nachrichten bereits im ersten Halbjahr, als der Mutterkonzern Pierer Mobility 373 Jobs strich – gut 300 davon am KTM-Standort Mattighofen – und wenig später noch einmal 120 bei der KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH. Für die ersten sechs Monate 2024 meldete der börsennotierte Motorrad- und Fahrradhersteller schließlich einen Umsatzrückgang von 27 Prozent auf 1 Mrd. Euro, bei einem Periodenverlust von 172 Mio. Euro. Die Finanzmarktaufsicht prüft derzeit, ob den Ad-hoc-Pflichten korrekt nachgekommen wurde. Im August kündigte man an, aufgrund von Absatzrückgängen weitere 200 Jobs abzubauen. Man habe aber “frühzeitig tiefgreifende Maßnahmen” gestartet, die im zweiten Halbjahr zu “einer deutlichen Verbesserung der Ergebnisse führen werden”, war Firmenchef Stefan Pierer damals überzeugt. Dass er am Freitag nach Ried kommen wird, war nicht zu erwarten.

Ungewissheit in der Belegschaft

Es kam jedenfalls anders als damals von Pierer prognostiziert: Mitte November wurde bekannt, dass KTM einen dreistelligen Millionenbetrag benötige, es folgte die Ankündigung von neuerlich 300 Kündigungen und eines Produktionsstopps für Jänner und Februar. Ende November leitete die Pierer Industrie AG ein europäisches Restrukturierungsverfahren – ein neuartiges Vorinsolvenzverfahren – ein. Kurz darauf meldeten die KTM AG und ihre beiden Töchter Insolvenz an. 250 der mehr als 3.600 Mitarbeitenden wurden bereits gekündigt, 500 weitere sollen noch folgen. In der Belegschaft herrscht Ungewissheit, wen es treffen wird. Nachdem auch eine Tochterfirma der insolventen KTM Components GmbH, die Vöcklabrucker Metallgießerei GmbH, einen Konkursantrag gestellt hat, verlieren dort zusätzlich 134 Menschen ihre Jobs.

Die Mitarbeitenden bei KTM warten immer noch auf ihre November-Gehälter und das Weihnachtsgeld – beides bekommen sie aus dem Insolvenz-Entgelt-Fonds – sowie auf die Dezember-Entgelte, die von der Firma versprochen, aber bisher noch nicht ausbezahlt wurden. Für jene, die von der Kündigung bedroht sind, bauen AMS und Land Oberösterreich eine Insolvenzstiftung auf.

Produktionsstopp vorgezogen

Der angekündigte Produktionsstopp wurde vorgezogen, die Fertigung in Mattighofen steht seit Freitag voriger Woche still. Im Jänner und Februar erfolgt dann die bereits angekündigte Betriebsunterbrechung – mit Lohn- und Gehaltskürzung – wegen des hohen Lagerbestands. Wie berichtet stehen bei KTM rund 130.000 Motorräder auf Lager, die zumindest teilweise nicht der ab kommenden Jahr geltenden Euro5+ Abgasnorm entsprechen sollen. Als Insolvenzursache verwies das Unternehmen aber unter anderem auf gestiegene Standortkosten und auf die Rezession.

Laut Gläubigerschutzverbänden hat KTM Schulden in der Höhe von mindestens 1,8 Mrd. Euro angehäuft, davon soll ein Großteil von rund 1,3 Mrd. Euro Banken betreffen. Gläubiger können noch bis spätestens 16. Jänner ihre Forderungen anmelden. Die Prüfungstagsatzung wurde für den 24. Jänner, die Abstimmung über den Sanierungsplan für 25. Februar anberaumt. Den Gläubigern wird im Sanierungsplan eine Quote von 30 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren angeboten. (APA/red)

Hier können Sie den exxpress unterstützen

Ihr Beitrag hilft, unsere Berichterstattung noch weiter auszubauen und diese weiterhin kostenlos und top-aktuell zu Verfügung zu stellen.

Jetzt unterstützen!

Kommentare

  • Nie wieder KTM sagt:

    Wo ist mein komentář? Danke, Zensur, prima, so wird das nichts mit der Meinungsfreiheit, aber gut für die gelder aus der Medien Förderung, gelle

  • Alfred E. Neumayy sagt:

    Der Laden geht früher oder später an die Chinesen. Falls die KTM überhaupt noch haben wollen. Ihren guten Ruf hat die Firma in den letzten Jahren selbst ruiniert. Sie gelten sogar als schlechter als BMW. Wer Qualität will kauft einen Japaner, wer billig will China…

  • GarbageCollector sagt:

    Ich sage voraus: weltweit verliert KTM soeben an Reputation. KTM ist keine Marke mehr. Händler, welche Motorräder auf Lager haben, können diese nicht mehr absetzen. Der Wertverlust ist gigantisch. Dazu kommt, dass KTM im oberen Preissegment anzusiedeln war. Die 130.000 Motorräder sind kaum mehr an den Mann zu bringen. Da geht sich eine 30% Quote niemals aus. Weiters wird kaum mehr ein Lieferant ohne Vorauskassa liefern. Liquidität wird es ohne massives Eigenkapital auch nicht ausreichend geben. Eventuell wäre eine Filetierung die bessere Lösung, schließlich gibt es auch gut funktionierende Segmente und interessierte Investoren. Jedenfalls werden noch etliche Schwierigkeiten bei Banken und Lieferanten zu erwarten sein, alle angesiedelten Zulieferfirmen werden um ihr Überleben kämpfen müssen.

  • 560 sagt:

    Wo ist KTM woke? So ein Schmarrn

  • adaschauher sagt:

    Es ist einfach unglaublich
    Frage:
    Bei wievielen Banken bestanden Kredite?
    Wieso hat hat dieser Supermanager im Sommer noch eine Gießerei in Vöcklabruck gekauft?
    Wie kann eine Fa ca 35 Millionen Euro Schulden bei der Gkk und Finanzamt Anläufen?
    Hat er seinen Reichtum in einer Stiftung geparkt und warum wird darauf nicht zurückgegriffen?
    Wie kann ein derartig grossartiger Manager jetzt einfach auf Rosenbauer mitzugreifen?
    Politiker werdet endlich munter, auch wenn er hohe Summen der ÖVP gespendet hat,es gibt nur einen Weg um das alles aufzuklären und dieser Weg heisst möglicherweise U Haft
    ES GILT DIE UNSCHULDSVERMUTUNG

  • Unschuldvermutung sagt:

    Auf Halde produzieren,sollte sowieso gesetzlich verboten sein,richtig wäre es,wenn man zum Händler geht und ein Motorrad bestellt,auch bei anderen Produkten ab einem gewissen Preis sollte das der Fall sein,bei Rücktritt vom Geschäft sollte eine Stornogebühr in Höhe von 10 Prozent üblich sein,das würde verhindern,daß Konsumenten etwas bestellen,das sie sich nicht leisten können.Der Irrsinn im Konkurrenzkampf hat mittlerweile dazu geführt,daß man die Überproduktion als goldene Regel des Geschäfts betrachtet,um andere Mitbewerber zu überflügeln,da diese aber genauso agieren,entsteht irgendwann ein Vakuum zwischen Nachfrage und Produktion,das Zuviel an vorhandener Ware führt zu einer Differenz zwischen Einkünften und Ausgaben,die ab einem gewissen Punkt unweigerlich in die Pleite führen muß.Wie viel die ca.130000 Motorräder tatsächlich wert sind,muß erst ermittelt werden,wenn sie aber jetzt schon nicht der Abgasnorm entsprechend gebaut sind,wird sich dafür kein Absatzmarkt finden lassen,auch eine entsprechende Nachrüstung wird dabei kaum Abhilfe schaffen,wenn dieses Endprodukt nicht einen massiven Preisnachlass erfährt.Wem man die Schulden umhängen will,ist in der derzeitigen Vorgehensweise von vornherein klar,sollte aber nicht so sein,auch ist die Misere nicht durch Krisen erklärbar, sondern auf absolute Managementfehler zurückführbar,die an grober Fahrlässigkeit kaum zu übertreffen sind,weshalb die Konsequenzen andere sein sollten,als die die sich die Betriebsleitung vorstellt!…

    1. 560 sagt:

      Motorradbau ist ein Saiongeschäft.
      So wie Schi. Wennst im Frühjahr ein Motorrad willst dann soll es sofort verfügbar sein.
      Bei Autos ist der Kunde geduldiger

  • Morgenmuffel sagt:

    Man hat also die Schulden schleifen lassen. Wohl in der Hoffnung subventioniert zu werden als Unternehmen? Wie sieht es mit den Aufsichtsräten aus? Die Wirtschaftsgesetze in Ö sind dermaßen monopolgesteuert, dass jedes mittelständische oder Großunternehmen die Möglichkeit besitzt einen Ruin bewusst herbeizuführen und dennoch dabei nicht pleite zu gehen. Eine schwammige Gesetzeslage, welche die Steuerzahler auszubaden haben. Ich glaube der Unternehmensführung von KTM (auch VW, BMW, Porsche etc.) kein einziges Wort. Zuerst hängen sie sich alle in die grün-ideologische Fantasiewelt der E-Produktionen, dann werden diese als nichtig erklärt und plötzlich sind diese Großunternehmen alle ja sooo arm… Go woke, go broke!

    10
    2

Schreibe einen Kommentar zu Morgenmuffel Antworten abbrechen