Es ist das Bild eines Wunders – und der Albtraum von Hunderten Angehörigen: Eine Boeing 787-8 der Air India kracht kurz nach dem Start in ein dicht besiedeltes Wohngebiet. Die Trümmer brennen lichterloh, Menschen rennen panisch, Rettungskräfte graben durch verkohlte Wrackteile. 265 Tote werden bislang gezählt – darunter auch zahlreiche Anwohner.

Und doch gibt es eine Überlebensgeschichte, wie sie kaum glaubhafter in einem Film vorkommen könnte: Der Passagier auf Platz 11A lebt.

Modi begutachtet die Absturzstelle – mehr als 260 Menschen kamen ums Leben.APA/AFP/Indian Press Information Bureau (PIB)

„Ich weiß nicht, wie ich da rausgekommen bin“

Der Mann, ein Brite indischer Herkunft, heißt Vishwash Kumar Ramesh. Er saß auf Platz 11A – direkt neben dem Notausgang. Als die Maschine mit voller Wucht aufschlug und auseinanderbrach, löste er instinktiv seinen Gurt, robbte durch den zerstörten Kabinenbereich und schleppte sich – blutüberströmt und mit gebrochenen Knochen – aus dem Wrack.

„Ich habe überhaupt keine Idee, wie ich aus diesem Flugzeug herausgekommen bin“, zitiert ihn sein Bruder gegenüber der britischen Nachrichtenagentur PA. Ein Anrainer soll ihn zu einem Krankenwagen gebracht haben, bevor das Wrack komplett in Flammen aufging.

Premierminister Modi besucht ihn im Krankenhaus

Indiens Premierminister Narendra Modi reiste noch am Freitag zur Unglücksstelle – und direkt danach ins Krankenhaus. Dort sprach er mit dem einzigen Überlebenden. Modi zeigte sich „tief erschüttert“ und sprach von einer „unvorstellbaren Tragödie“. Der Überlebende schilderte ihm unter Tränen die dramatischen Sekunden nach dem Aufprall.

Der Überlebende auf Platz 11A: „Ich weiß nicht, wie ich aus dem Flugzeug rauskam.“APA/AFP/NARENDRA MODI YOUTUBE CHANNEL

Warum überlebte nur Platz 11A?

Luftfahrtexperten und Einsatzkräfte sprechen von einer außergewöhnlichen Verkettung von Zufällen:

Der Sitzplatz direkt neben einem Notausgang,
eine Strukturöffnung nach dem Aufprall in seiner Kabinensektion,
der rasche Verlust des Rumpfdrucks, der ihn ins Freie schleuderte,
und offenbar auch eine Sitzplatzänderung kurz vor dem Flug, die ihn auf 11A brachte.

Mehreren Medienberichten zufolge war Ramesh ursprünglich auf Platz 11J gebucht, bekam aber kurzfristig 11A – womöglich ein entscheidender Zufall, der sein Überleben ermöglichte.

Wrackteile in einem Wohnviertel von Ahmedabad: Die Boeing zerschellte nach dem Start.APA/AFP/Punit PARANJPE

Das Inferno – und die noch offene Tragödie

Die Boeing war auf dem Weg von Ahmedabad nach London. Kurz nach dem Abheben versagte offenbar das linke Triebwerk – die Maschine verlor rasch an Höhe und stürzte in ein Wohnviertel. Auch 24 Menschen am Boden kamen ums Leben.

Noch in der Nacht strömten Angehörige der Passagiere zur medizinischen Fakultät, um DNA-Proben zur Identifikation abzugeben. Die Opferzahl könnte weiter steigen, warnt die Polizei. Einer der beiden Flugschreiber wurde inzwischen geborgen.

Die größten Flugzeugtragödien der vergangenen Jahrzehnte

1985, Japan: Eine Boeing 747 der Japan Airlines stürzt ab – 520 Tote. Es ist der schlimmste Einzelabsturz eines Passagierflugzeugs aller Zeiten. Ursache: ein struktureller Schaden am Heck.

1996, Indien: In der Nähe von Delhi kollidieren zwei Maschinen in der Luft – 349 Menschen sterben. Die Ursache war ein Navigationsfehler.

2001, USA (9/11): Vier entführte Passagiermaschinen werden von islamistischen Terroristen in Gebäude gesteuert – 2.996 Tote. Der schwerste Terroranschlag der Geschichte.

2014, Ukraine: Eine Boeing 777 der Malaysia Airlines (Flug MH17) wird über dem Donbass abgeschossen – 298 Tote. Bis heute ein politisch brisantes Thema.

2018, Indonesien: Eine Boeing 737 MAX der Lion Air stürzt ins Meer – 189 Menschen sterben. Ursache: Softwarefehler (MCAS).

2019, Äthiopien: Wieder eine Boeing 737 MAX – diesmal von Ethiopian Airlines. 157 Tote, ebenfalls durch das fehlerhafte MCAS-System verursacht.

2020, Iran: Eine ukrainische Passagiermaschine wird irrtümlich von einer iranischen Rakete abgeschossen – 176 Tote.

2025, Indien: Die aktuelle Katastrophe: Eine Boeing 787-8 der Air India stürzt kurz nach dem Start ab – über 260 Tote, nur ein einziger Überlebender.